Sieg gegen Belgien Warum Frankreich jetzt auch Weltmeister wird

Französische Spieler um Antoine Griezmann jubeln beim 1:0 gegen Belgien
Foto: Natacha Pisarenko/ dpa1. Frankreichs Defensive ist der Schlüssel zum Erfolg
Viele Sportfans kennen diesen Satz: Nicht die Offensive gewinnt Titel, sondern die Defensive. Bestes Beispiel bei dieser Weltmeisterschaft sind die Franzosen, deren Nationaltrainer Didier Deschamps trotz zahlreicher Top-Angreifer besonders auf die Absicherung setzt. Das wurde auch beim Finaleinzug gegen Belgien deutlich.
Die Offensivkünstler Kylian Mbappé und Antoine Griezmann stehen zwar oft im Fokus, sie sorgen immerhin für das Spektakel. Zur Wahrheit gehört aber auch: Vor allem defensive Überlegungen zeichnen Frankreich aus, sie brachten den Gruppensieg. Kalkuliertes Risiko im Spiel nach vorne und eine disziplinierte Verteidigung, aus der schnelle Konter gefahren werden sollen - das ist der Plan von Deschamps.
Mit dieser Ausrichtung und dem starken defensiven Kollektiv besiegte das Team auch Belgien. Exemplarisch dafür stand Angreifer Olivier Giroud, der am eigenen Sechzehner die Verteidiger unterstützte.
2. Frankreich ist flexibel - England nicht
Es lief die 68. Spielminute zwischen Frankreich und Belgien, gerade hatte Marouane Fellaini die einzige Großchance der Belgier in der zweiten Hälfte vergeben. Die Roten Teufel kamen ansonsten kaum in den Strafraum und wirkten ideenlos.
Aber der Reihe nach. Zunächst sah der Plan von Roberto Martínez durchaus vielversprechend aus. Der belgische Coach ließ nominell aus einer Viererkette spielen, Rechtsverteidiger Nacer Chadli aber sehr offensiv agieren, während Jan Vertonghen links absicherte. Durch drei eher defensive Mittelfeldspieler bekamen Kevin De Bruyne und Eden Hazard viele Freiheiten.
Doch nach knapp 30 Minuten und einigen guten Aktionen der Belgier hatte sich Frankreich auf die Ideen des Gegenübers eingestellt. Paul Pogba beschattete Fellaini bei dessen häufigen Ausflügen in den französischen Strafraum. Matuidi unterstützte immer wieder Linksverteidiger Lucas Hernández gegen die starke rechte Angriffsseite der Belgier. Es gab den angesprochenen Kopfball von Fellaini, mehr ließ Frankreich nach der Pause nicht zu.
Während Frankreich taktisch variabel agierte und sich für das Spiel einen speziellen Plan samt einiger Umstellungen zurechtgelegt hatte, ist dies vom möglichen Finalgegner England nicht zu erwarten. Die Mannschaft von Gareth Southgate setzte im Turnierverlauf verlässlich auf eine 3-1-4-2-Formation. Meist stößt ein Halbraumspieler (Dele Alli oder Jesse Lingard) mit ins letzte Drittel vor. Tottenham-Profi Alli tauchte so zuletzt im Viertelfinale gegen Schweden im Strafraum auf und köpfte das entscheidende 2:0. Darauf ist Frankreich spätestens seit dem Spiel gegen Belgien vorbereitet.

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3. Kroatien ist am Ende seiner Kräfte
Auch die Kraft kann über den WM-Sieg entscheiden. Und dieser Punkt wird die Kroaten, sollten sie das Finale erreichen, deutlich ins Hintertreffen bringen. Die Schlüsselspieler des kroatischen Teams haben nach einer langen Klubsaison auch bei der WM viel Kraft investiert.
Zwar schonte Trainer Zlatko Dalic im dritten Gruppenspiel gegen Island zum Beispiel Ivan Rakitic. Sein genialer Partner Luka Modric spielte jedoch 65 Minuten, Ivan Perisic sogar die kompletten 90. Viel schwerer werden wohl aber die beiden Partien über 120 Minuten im Achtel- und Viertelfinale wiegen, in denen Modric und Rakitic bis zur Entscheidung im Elfmeterschießen auf dem Platz standen. In den letzten Minuten des Viertelfinals gegen Russland wirkten Spieler wie Mario Mandzukic und Sime Vrsaljko müde. Und nun steht noch das Halbfinale gegen England an.
Während sich das kroatische Team durch die K.-o.-Spiele kämpfen musste, zeigten sich Les Bleus als clevere Verwalter: Gegen Uruguay führten sie nach einer Stunde 2:0, gegen Belgien nach 51 Minuten mit einem Tor. In beiden Fällen gelang es Frankreich, Tempo aus dem Spiel zu nehmen und Kräfte zu sparen. Das wird in einem möglichen Finale gegen Kroatien für den Unterschied sorgen.