WM 2018 Frage nach Doping - Russlands Trainer steht auf und geht
Fragen gerne - aber nicht zum Thema Doping: Russlands Nationaltrainer reagierte im Gespräch mit dem SPIEGEL dünnhäutig, als er zu den enormen Laufleistungen seiner Spieler befragt wurde: Stanislaw Tschertschessow wollte das Interview abbrechen.
Der Trainer der russischen Nationalmannschaft mag sich mit dem Thema Doping im Sport nicht auseinandersetzen. Ein Interview mit dem SPIEGEL wollte er abbrechen, als zwei Redakteure ihn auf Zweifel an den Leistungen seiner Mannschaft ansprachen. "Fragen Sie mich zu Dingen, die faktisch bewiesen sind, und ich gebe Ihnen eine Antwort", sagte Stanislaw Tschertschessow in dem Gespräch, stand auf und verließ den Raum. Erst nach längerer Diskussion war der Trainer bereit, das Interview fortzusetzen, das im aktuellen SPIEGEL erschienen ist (Lesen Sie hier das ganze Gespräch).
Die Journalisten hatten wissen wollen, ob man in Russland verstehen könne, dass die Sportler angesichts des institutionellen Dopingsystems bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi misstrauisch beobachtet werden. Das russische Team hat bei der Fußballweltmeisterschaft mit die höchsten Laufleistungen aller Turniermannschaften erreicht. "Russland interessiert nicht, was Sie denken", antwortete Tschertschessow und erklärte, Ziele könne man "nur mit rechtmäßigen Mitteln erreichen". Angesprochen auf den Spieler Ruslan Kambolow, der auf einer Verdachtsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) steht, fragte Tschertschessow: "Kann er nicht auf einer Verdachtsliste stehen?"
Bei der Bewertung der deutschen Mannschaft unterstützte der ehemalige russische Nationaltorhüter seinen guten Bekannten, Bundestrainer Joachim Löw. Für ihn sei Löw "ein vorbildlicher Trainer", aber "selbst die besten Trainer gewinnen nicht jedes Spiel". Er warb um Verständnis dafür, dass sich Löw seit der Heimkehr der deutschen Mannschaft nicht mehr öffentlich geäußert hat.
Vom Viertelfinal-Aus der russischen Mannschaft zeigt sich Tschertschessow enttäuscht: "Es gab einen Pokal, und wir hatten ihn nicht in der Hand, wir hatten keine Medaille um die Brust. Das ist kein Erfolg."
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