Pressestimmen zur »One Love«-Binde »Die Fifa verdient Verachtung«

Die von der Fifa verbotene »One Love«-Binde
Foto: Kieran McManus / Shutterstock / IMAGOAm Montag hätte der Sport bei der Fußball-WM für Schlagzeilen sorgen sollen – doch die Politik rückte wieder in den Mittelpunkt der Diskussionen. Die Auseinandersetzung zwischen acht europäischen Verbänden und dem Weltverband Fifa um das Tragen der »One Love«-Kapitänsbinde eskalierte.
Das sind die internationalen Pressestimmen:
England
»The Times«: »Die Verbeugung vor der Fifa in der »One Love«-Debatte ist ein Spiegelbild der erbärmlichen Prinzipien der FA.«
»Mirror«: »Die FA verdient Kritik für die erbärmliche Wende bei den Armbinden, aber die beschämende Fifa verdient Verachtung.«
Schweiz
»Tages-Anzeiger«: »Wo kommen wir hin, wenn am Ende immer alle kuschen? Wenn nie jemand standfest bleibt und seine Überzeugungen vertritt? Dann gehen die Spielchen immer weiter, obwohl es längst reicht. Dabei hätten gerade mächtige Verbände und die berühmtesten Spieler die nötigen Mittel, um das System zu korrigieren. Sie müssten dafür nur zusammenstehen. Die Fifa braucht die größten Verbände und Spieler. Nur dank ihnen kann sie 4,666 Milliarden Dollar einnehmen, wie sie das im laufenden WM-Jahr tut. Die größten Verbände und Spieler hingegen brauchen die Fifa nicht. Vor allem nicht diese Fifa, die immer verlogener wird. Wann merken sie das endlich?«
Frankreich
»L'Equipe«: »Die Fifa hat ihre Konfrontation mit sieben europäischen Ländern gewonnen, die die inklusive »One Love«-Armbinde gegen Diskriminierung aufgegeben haben. Und ein Kampf gegen die Uefa, die diese Initiative unterstützt hat. Diese Geschichte wird Spuren hinterlassen.«
Italien
»Gazeztta dello Sport«: »Verschiedene Verbände hatten im September an die Fifa geschrieben und um Klärung der Möglichkeit des Tragens von Armbinden gebeten, aber keine Antwort erhalten. Sie ist heute angekommen. Und wenn man bedenkt, dass die Binden ohne viel Tamtam in der Nations League eingesetzt wurden, kann man eine verpasste Chance nur bedauern.«
Deutschland
»Frankfurter Allgemeine Zeitung«: »(…) Einen Tag vor dem Spiel der Engländer, deren Kapitän Harry Kane das Modell ebenso wie weitere Europäer tragen wollte, teilte die Fifa mit: Wer »One Love« am Arm trägt, riskiert »sportliche Sanktionen«. Ob diese über eine Gelbe Karte hinausgehen würden, ein Punktabzug im Raum stand, wie es am Montag hieß, konkretisierte DFB-Präsident Neuendorf nicht. (…) Wie genüsslich die Fifa die Europäer in den Hinterhalt tappen ließ, zeigt das »Angebot«, das sie im Gegenzug offerierte: Nach Art des Hauses, mit all ihrer zynischen Gönnerhaftigkeit, bietet sie nun an, eine Binde, die laut Fifa erst ab dem Viertelfinale vorgesehen war, dürfe unverzüglich getragen werden. Aufschrift: No discrimination, keine Diskriminierung. Infantino geht es also nicht um die Botschaft. Es geht ihm um die Macht. (…)«
»Bild«: »Der deutschen Nationalelf verdankt unser Land viele besondere Momente. Das Wunder von Bern 1954, der Wiedervereinigungs-Titel 1990 oder das historische 7:1 gegen Brasilien 2014. Der 21. November 2022 wird ebenfalls in die Geschichte eingehen. Als ein Tag der Schande. Es ist der Tag, an dem DFB & Nationalelf vor den Augen der ganzen Welt viel von ihrer Glaubwürdigkeit verspielt haben. Die Einknicker der Nation sind tatsächlich zu feige, eine Spielführerbinde mit der Aufschrift »One Love« zu tragen.«
USA
»The Athletic«: »Der U-Turn in der Debatte um die »One Love«-Binde ist eine Erinnerung daran, dass der Männerfußball sich nicht für LGBT-Menschen einsetzen wird.«