

Es ist ein etwas seltsames Land, in dem sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft derzeit befindet. Auf den Färöern gibt es doppelt so viele Schafe wie Menschen, auf manchen Hausdächern wächst das Gras kniehoch. Und Handspiel ist im Fußball ausdrücklich erlaubt.
Wenn der Wind auf der Inselgruppe im Nordatlantik mal wieder extrem stark weht, bleibt bei einer Spielunterbrechung der Ball kaum liegen. Beim Elfmeter darf sich deswegen ein Mitspieler des Schützen neben den Punkt knien, eine Hand auf den Ball legen und diesen so lange festhalten, bis der Kollege schießt - auch bei internationalen Spielen. "Auf den Färöern sind andere Bedingungen. Wir spielen auf Kunstrasen, es ist windig. Aber das darf uns nicht interessieren", sagt Bundestrainer Joachim Löw vor dem WM-Qualifikationsspiel am Dienstagabend (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: ARD).
Auch die Kulisse wird anders sein als bei den meisten Länderspielen der DFB-Elf: Nur 3500 Zuschauer finden im Stadion der Hauptstadt Tórshavn Platz. Mehr passen momentan nicht rein, weil es umgebaut wird. Das Stadion ähnelt einer Bezirkssportanlage in Deutschland, dazu passt, dass fast alle Spieler Amateure sind. Wenn sie kein Fußball spielen, arbeiten sie als Lehrer oder Bauarbeiter.
Zehn Prozent der Bevölkerung spielt Fußball
Wer sind diese Färöer eigentlich? Eine Inselgruppe, rund 500 Kilometer vor Island gelegen, die zu Dänemark gehört, aber wie Grönland eine weitgehende Autonomie von der Regierung in Kopenhagen besitzt. 18 Inseln gibt es, wenn einige größere Steinhaufen mitgerechnet werden, kommt man auf 25. Knapp 49.000 Menschen leben auf den Färöern, das Volk ist fußballbegeistert. "Bei uns spielen 5000 Frauen und Männer organisiert Fußball. Das ist eine sehr gute Quote verglichen mit den großen Nationen", sagt Premierminister Kaj Leo Johannsen.
Trotz allem, was über die Färöer bekannt ist, sagt Deutschlands Innenverteidiger Per Mertesacker: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht so genau, was uns da erwartet." Ein Blick in die DFB-Historie würde dem Arsenal-Profi zumindest vermitteln, dass da ein sehr unangenehmer Gegner wartet, der nicht leicht zu bezwingen ist. So stand Deutschland im Juni 2003 kurz vor einer Blamage, bestürmte in der EM-Qualifikation erfolglos das Tor der Färöer. Am Ende retteten Miroslav Klose mit dem 1:0 in der 89. Minute und Fredi Bobic, der mit dem Schlusspfiff zum 2:0-Endstand traf, das DFB-Team. Zuvor hatte es damals im Hinspiel ein eher peinliches 2:1 in Hannover gegeben, wo Deutschland zum Auftakt der aktuellen WM-Qualifikation glanzlos 3:0 gewonnen hatte .
Löws Team dürfte der Kunstrasen entgegenkommen, weil die Mannschaft auf diesem Untergrund ihr schnelles, technisches Spiel gut entfalten kann. Der Gegner stellt sich auf Dauer-Verteidigung ein. "Wir werden uns möglichst gut verkaufen. Wir wollen es besser machen als beim 1:2 in Kasachstan", sagt Christian Holst, der für den dänischen Zweitligisten Silkeborg IF spielt. Das Färöer-Team verlor am Freitag in Astana auch das siebte von sieben Spielen in der Qualifikationsgruppe C (1:2).
Insgesamt acht Nationalspieler der Färöer sind für ausländische Vereine aktiv. Torhüter Gunnar Nielsen vom schottischen Club FC Motherwell ist die wertvollste Kraft, er hielt beim Hinspiel im Oktober vergangenen Jahres herausragend. Er hat einen äußerst prominenten Vorgänger namens Jens Knudsen. Der Keeper mit der Wollmütze erlangte Berühmtheit, weil er zu jener Mannschaft gehörte, die 1990 Österreich 1:0 bezwang und herausragend hielt. Eine Sensation, die die Färöer schlagartig bekannt machte.
Jedes Mal, wenn seitdem eine große Fußballnation zu Qualifikationsspielen auf die Färöer reist, hoffen die Färinger auf ein neues Wunder. Bislang blieb es immer aus - und das soll auch so bleiben, wenn es nach Löw geht: "Wichtig sind nur die drei Punkte." Gewinnt Deutschland und spielt Schweden zuvor in Kasachstan höchstens unentschieden, wäre das DFB-Team sicher für die WM kommendes Jahr in Brasilien qualifiziert. Nationalspieler André Schürrle hat aber noch einen weiteren Wunsch: "Ich hoffe, es stürmt nicht."
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Auf Trainer Joachim Löw und seine Elf wartet auf den Färöern eine unbequemer Gegner in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014. Dabei sind nur acht Spieler der Färöer im Ausland aktiv. Im Team sind viele Spieler Amateure, die einem normalen Beruf nachgehen.
Gegen das Team von den Inseln hat Deutschland bereits häufiger gespielt - hier 2012 in Hanover (3:0). Im Juni 2003 konnte die DFB-Auswahl nur knapp eine Blamage abwenden und siegte auswärts mit viel Mühe 2:0.
Die Inselgruppe im Nordatlantik ist berühmt für das unberechenbare Wetter. Vor allem starke Winde sorgen bei Fußballspielen für Ärger. Damit der Ball beim Elfmeter nicht wegrollt, darf er deshalb vor dem Schuss von einem Mitspieler mit der Hand fixiert werden - eine wohl einmalige Regel im Weltfußball.
Das Stadion in Torshavn, der Hauptstadt, bietet nur Platz für 3500 Zuschauer, weil es gerade umgebaut wird.
Die Färöer bestehen aus 25 Inseln. Knapp 49.000 Menschen leben auf der zu Dänemark gehörenden Inselgruppe.
Das kleine Land ist extrem fußballbegeistert. "Bei uns spielen 5000 Frauen und Männer organisiert Fußball", sagt Premierminister Kaj Leo Johannesen.
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