
DFB-Sieg gegen Färöer Danke für den Fisch
Man tut solchen Partien wie dem Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf den Färöern wahrscheinlich zu viel Ehre an, allzu lange über sie nachzudenken. Nach dem 3:0-Erfolg liegen die Bewertungen ohnehin griffbereit: Pflichtübung, Arbeitssieg, Hauptsache gewonnen. Und genau das war es auch. Niemand im DFB-Team hat sich an diesem Abend auch nur annähernd mit Ruhm beschmiert. Aber darum ging es an diesem kühlen Septemberabend im sturmumbrausten Nordatlantik auch nicht.
Für die Elf von Bundestrainer Joachim Löw konnte es sich einzig und allein darum drehen, eine Blamage, also ein Remis oder gar eine Niederlage, zu vermeiden. Und das ist, wenn auch mehr schlecht als recht, gelungen. "Es ist immer schwer gegen ein Team zu spielen, bei dem zehn Mann um den Sechzehner herumstehen", analysierte Löw nach dem Abpfiff. Und schönte damit den Spielverlauf.
Die wackeren Fähringer spielten nämlich durchaus nicht so defensiv, wie Trainerstab und Spieler des DFB es anschließend darzustellen trachteten. Die erste Chance des Spiels gehörte schon nach einer Minute den Gastgebern, überhaupt probierten die Kicker der Färöer immer wieder, nach ihren Möglichkeiten nach vorne zu spielen. Und brachten die deutsche Defensive damit sogar zuweilen in Bedrängnis. Auch wenn Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff anschließend vor allem lobte, dass "wir hinten wieder nichts haben anbrennen lassen".
Löw bemängelt das Spiel "im letzten Drittel"
Löw, der sich zuletzt immer wieder mit dem ungeliebten Thema DFB-Abwehr auseinanderzusetzen hatte, weitete nach zwei Zu-null-Spielen innerhalb einer Woche den Blick wieder auf den Bereich, der ihm deutlich wohler ist: das Angriffsspiel. Die "finale Aktion vor dem Tor, das Spiel im letzten Drittel" habe ihm nicht gefallen, so der Bundestrainer. "Wir brauchen derzeit zu viele Chancen."
Gegen die Färöer war das in jedem Fall so. Am Ende der ersten Hälfte hätte es gut und gern 5:1 für das DFB-Team stehen können. Stattdessen gingen die Spieler mit einem mageren 1:0 durch ein Tor von Per Mertesacker (22. Minute) im Anschluss an einen Eckball in die Kabine. Allein Miroslav Klose hatte mehrfach einen Treffer auf dem Fuß, einmal verhinderte nur der Innenpfosten, dass sich Klose zum alleinigen Rekordhalter beim DFB aufschwingen konnte. Die Marke von 68 Treffern, die er sich mit Gerd Müller teilen muss, bleibt so vorerst stehen.
Die zweite Hälfte gestaltete sich noch deutlich trauriger. Erst als Thomas Müller nach 73 Minuten im Strafraum zu Fall kam, indem er den Spielraum zwischen klarem Foul und klarer Schwalbe ausfüllte, war die Partie entschieden. Mesut Özil verwandelte den daraus resultierenden Strafstoß zum 2:0, Müller selbst setzte kurz vor Ende (84. Minute) mit dem dritten Treffer den Schlusspunkt.
Gegen Irland kann das DFB-Team alles klarmachen
Das deutsche Team ist damit der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Brasilien im kommenden Jahr wieder ein gehöriges Stück nähergerückt. Lediglich dem parallelen schwedischen Sieg in Kasachstan ist es geschuldet, dass Löw und Co. nicht schon am Dienstag das WM-Ticket lösen konnten. "So können wir es eben jetzt vor heimischem Publikum klarmachen", gewann Löw der Situation das Positive ab. Die nächste Partie findet Anfang Oktober in Köln gegen Irland statt, bei einem Erfolg wäre man endgültig in Brasilien dabei.
Ohnehin zweifelt niemand mehr ernsthaft an, dass Deutschland die Qualifikationsgruppe als Sieger abschließen wird. Das vermeintlich schwerste Gruppenspiel in Schweden Mitte Oktober, Abschluss der Gruppenphase, dürfte dann nur noch statistischen Wert besitzen.
Von daher wird der Bundestrainer ab sofort die Zeit wahrnehmen, um das zu tun, was ihm am allerwichtigsten ist: Automatismen in Richtung Weltmeisterschaft einspielen. Die Schweden-Partie wird dazu ebenso wohl schon genutzt wie ein noch offener Testspiel-Termin im November. Wenn andere europäische Nationen ihre Playoffs um die letzten WM-Tickets ausspielen, kann das DFB-Team gegen einen starken Gegner noch mal testen, wie weit es schon ist. Italien oder England sind als mögliche Sparringspartner im Gespräch.
Der Sieg auf der Atlantik-Insel dürfte dagegen in absehbarer Zeit nur noch für die DFB-Bilanz von Belang sein. Von dem Gastspiel in Thorshavn bleibt vielmehr zuallererst übrig, dass jetzt wohl jeder Fußballinteressierte wissen dürfte, dass auf der Insel 80.000 Schafe leben, damit doppelt so viele wie Menschen. Auch über die Windverhältnisse auf den Färöern, über den köstlichen Lachs - "der beste, den ich je gegessen habe" (Löw) - und darüber, dass der Ministerpräsident mal Fußball-Nationalspieler war, ist man ausreichend informiert. Gespielt werden musste irgendwie auch noch.
Die Pflichtaufgabe ist erfüllt, der Arbeitssieg eingeholt. Hauptsache, es wurde gewonnen. Mehr Erkenntnisse wird auch der Bundestrainer nicht gewonnen haben. Aber der Lachs hat wunderbar geschmeckt.
Färöer - Deutschland 0:3 (0:1)
Tore:
0:1 Mertesacker (24.)
0:2 Özil (73./Foulelfmeter)
0:3 Müller (84.).
Färöer: Nielsen - Johan Davidsen, Gregersen, Baldvinson, Viljormur Davidsen - Udsen (68. Mouritsen), Benjaminsen, S. Olsen, Justinussen - Holst (76. Hansson) - Edmundsson (68. Klettskard).
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Boateng, Schmelzer - Khedira, Kroos - Müller (84. Sam), Özil, Draxler (75. Schürrle) - Klose (79. Kruse). Schiedsrichter: Mazeika (Litauen)
Zuschauer: 3500
Gelbe Karten: Justinussen
Rote Karte: Gregersen