WM-Qualifikation Toni ausgepfiffen, Villa und Walcott glänzen
Hamburg - Luca Toni fühlt sich von den italienischen Fans ungerecht behandelt. "Seit ich im Ausland spiele, bekomme ich zu viele Pfiffe und Kritik", sagte der Stürmer des FC Bayern nach dem 2:0-Sieg der Italiener gegen Georgien. Seit der EM, bei der Toni ohne Torerfolg blieb, steht der 31-Jährige unter Druck. Beim Spiel in Udine wurde er bei seiner Auswechslung in der 71. Minute sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen.
"Wenn Italien verliert oder bei der EM rausfliegt, ist es Tonis Schuld", klagte der Münchner in der "Gazzetta dello Sport". Die Kritik an seiner Person mache ihm zunehmend zu schaffen. "Es ist schwierig, gut zu spielen, wenn du die Medien und die Leute gegen dich hast", sagte Toni. "Die Wahrheit ist, dass man mich viel besser behandeln würde, wenn ich ein Fußballer vom AC Mailand oder Juventus Turin wäre. Davon bin ich absolut überzeugt."
Der italienische Nationaltrainer Marcello Lippi nimmt seinen Stürmer in Schutz. "Ich halte an Toni fest, weil er ein großartiger Spieler ist", so Lippi. Ihm habe dessen Einsatz gegen Georgien gefallen und es sei normal, dass der zeitweilig verletzte Toni so früh in der Saison noch die nötige Spielpraxis fehle. "Mit fünf bis sechs Spielen mehr in den Beinen wird das in einem Monat ganz anders sein", so Lippi.
Der spanische EM-Torschützenkönig David Villa ist dagegen in glänzender Form. Beim 4:0-Sieg des Europameisters gegen Armenien war der Stürmer vom FC Valencia zweifacher Torschütze. Am vergangenen Samstag hatte Villa durch sein 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina die Spanier zum Sieg geschossen. Die weiteren Treffer gegen Armenien erzielten in Albacete Joan Capdevila und Marcos Senna. Für den neuen spanischen Nationaltrainer Vicente Del Bosque war es im dritten Länderspiel der dritte Sieg. Der frühere Coach von Real Madrid hatte nach der EM Luis Aragonés ersetzt.
Die 1:4-Niederlage gegen England könnte für die kroatische Nationalmannschaft weitere unangenehme Folgen haben. Der englische Fußballverband FA will beim Weltverband Fifa gegen die rassistischen Beleidigungen der kroatischen Fans Klage einreichen. Der dunkelhäutige Stürmer Emile Heskey soll während des Spiels beschimpft worden sein. Auch außerhalb des Stadions kam es zu Zwischenfällen. 63 Hooligans wurden festgenommen, darunter vier Engländer und ein Deutscher.
Kroatien droht im Falle einer Klage ein hartes Urteil, denn schon bei der EM waren die Anhänger des Viertelfinalisten durch rassistische Anfeindungen und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern negativ aufgefallen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte den kroatischen Verband (HNS) damals zu einer Geldstrafe von 12.500 Euro verurteilt.
Heskey möchte sich mit dem Thema nicht weiter beschäftigen. "Darum müssen sich nun die Leute kümmern, die das Sagen haben", sagte der Angreifer von Wigan Athletic. Über die mutmaßlichen Täter sagte Heskey nur: "Ignoranten, die man ignorieren sollte."
Trotz dieser Vorfälle war es ein sehr gelungener Abend für die Engländer. Der erst 19-jährige Theo Walcott vom FC Arsenal war mit drei Toren der Mann des Spiels. Nicht mal ein fehlender Stollen, der sich in der ersten Hälfte gelöst hatte, konnte ihn stoppen. "Der Schuh war hinüber. Aber ich wollte nicht wechseln. Das dritte Tor habe ich deshalb mit links gemacht", sagte Walcott.
"Er kann Weltklasse werden", urteilte Englands italienischer Trainer Fabio Capello. Stürmerkollege Wayne Rooney, der erstmals seit einem Jahr wieder traf, war von Walcott begeistert. "Er ist brillant und wohl der schnellste Spieler, den ich je gesehen habe."
met/sid/dpa