Vergabe der WM 2006 Fifa ermittelt wegen dubioser Millionenzahlung

Jetzt hat die deutsche Affäre um die WM-Vergabe 2006 die Fifa erreicht. Wann flossen die 6,7 Millionen Euro? Und an wen? Das will der Fußball-Weltverband herausbekommen und hat den DFB um Mithilfe gebeten.
DFB-Präsident Niersbach (l.), OK-Chef Beckenbauer (2001): Wofür brauchte man 6,7 Millionen Euro?

DFB-Präsident Niersbach (l.), OK-Chef Beckenbauer (2001): Wofür brauchte man 6,7 Millionen Euro?

Foto: MICHAEL DALDER/ REUTERS

In der Affäre um eine schwarze Kasse rund um die Vergabe der WM 2006 macht nun auch der Fußball-Weltverband Fifa offiziell Druck auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB).

"Die jüngsten Vorwürfe im Zusammenhang mit dem DFB, dem deutschen Organisationskomitee und der Fifa-Finanzkommission in Verbindung mit der Auswahl Deutschlands als Ausrichter der WM 2006 werden jetzt als Teil der unabhängigen Überprüfung der Fifa mithilfe ihrer externen Anwälte untersucht. Die Fifa hat den DFB formal gebeten, die Ermittlungen zu unterstützen", teilte die Fifa mit.

Die Untersuchung des Weltverbandes zielt auf die dubiosen 6,7 Millionen Euro, die der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus dem deutschen WM-Organisationskomitee (OK) geliehen und später zurückgefordert haben soll. Wann und an wen das Geld zunächst floss, ist bislang nicht bekannt. Dafür ist belegt, dass das OK, vermutlich mithilfe der Fifa, 2005 diese Summe an Louis-Dreyfus zurückzahlte. Das ganze war als "Beitrag Kulturprogramm" an die Fifa getarnt.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte vor gut einer Woche eine Version präsentiert, wie und warum das Geld geflossen sein soll. Gehört haben wollte er diese vom damaligen OK-Chef Franz Beckenbauer. Demnach habe Fifa-Präsident Joseph Blatter Beckenbauer einen Zuschuss in Höhe von 170 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Allerdings soll später aus der Fifa-Finanzkommission die Forderung gekommen sein, dass das OK zunächst 6,7 Millionen Euro zu zahlen habe, um im Gegenzug die 170 Millionen Euro zu bekommen. Laut Niersbach sei dafür Louis-Dreyfus eingesprungen. Später mussten die Millionen dann diskret zurückgezahlt werden.

Die Fifa hat bislang aber keinen Eingang der 6,7 Millionen Euro in ihren Büchern finden können. Und die Finanzkommission besitzt gar kein eigenes Konto. Aus diesen Gründen ermittelt der Weltverband nun. Und aus diesen Gründen erscheint Niersbachs Version unwahrscheinlich.

Indizien sprechen dafür, dass mit den Millionen die vier Stimmen der Asiaten gekauft worden sein könnten, die 2000 im Fifa-Exekutivkomitee saßen, das über die Vergabe der WM 2006 abstimmte. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte dem SPIEGEL gesagt, Günter Netzer habe ihm 2012 gesagt, das Geld sei zum Schmieren der vier Asiaten verwendet worden. Netzer bestreitet dies.

Ohne die Stimmen aus Asien hätte Deutschland bei der Abstimmung gegen Mitbewerber Südafrika jedenfalls keine Chance gehabt. Einer der vier Asiaten im Exekutivkomitee, der zugleich der Fifa-Strippenzieher im asiatischen Raum war, hieß Mohamed Bin Hammam - damals zugleich Mitglied der Fifa-Finanzkommission. Horst R. Schmidt, damals wie Zwanziger, Niersbach und Beckenbauer OK-Mitglied, hat Zwanziger in einem Telefonat gesagt, Empfänger der 6,7 Millionen Euro sei Bin Hammam gewesen. Schmidt bestreitet, das explizit so gesagt zu haben.

Jener Bin Hammam warb bei Beckenbauer in einer Mail Jahre später um Unterstützung für die WM 2022 in Katar. Und bei dieser Gelegenheit erinnerte er den früheren OK-Chef daran, dass er einst "geholfen habe, die asiatischen Stimmen für Deutschland zu sichern".

ham/sid
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