Neuer Real-Madrid-Trainer Zidane Der Risikofaktor
Zinédine Zidane beendete seine Karriere nach der Weltmeisterschaft 2006. Als seine Mannschaft das Finale in Berlin gegen Italien im Elfmeterschießen verlor, stand Frankreichs Kapitän nicht mehr auf dem Platz. Zidane hatte sich von Marco Materazzi provozieren lassen und den Italiener mit einem Kopfstoß an der Brust getroffen. Dafür hatte er die Rote Karte gesehen. Es war das unrühmliche Ende einer glorreichen Karriere.
Fünf Jahre hatte Zidane, einer der besten Fußballer der Geschichte, für Real Madrid gespielt. Nun übernimmt er den Job als Cheftrainer beim spanischen Rekordmeister und wird Nachfolger von Rafael Benítez, der am Montag entlassen wurde.
Wie kam Zidane zur Trainerlaufbahn?
"Was ich mag, ist Fußball, was ich verstehe, ist Fußball, worin ich gut bin, das ist Fußball", sagte Zidane mal. Er war zu dieser Zeit "Berater" von Real Madrid-Präsident Florentino Pérez. Das war wohl eine eher symbolische Position, und sie erlaubte es ihm, nebenbei noch als Repräsentant von Katars WM-Bewerbung aufzutreten und Benefizspiele rund um die Welt zu bestreiten.
Doch Zidane reichte es auf Dauer offensichtlich nicht, sich für seinen Namen und ein paar Vorzeigeauftritte gut bezahlen zu lassen. Der Journalist Sid Lowe berichtet, dass Zidane im Trainingszentrum in Valdebebas stundenlang Spiele und Trainingseinheiten von Jugendteams beobachtete und sich Notizen machte. 2011 wurde er Sportdirektor der ersten Mannschaft von Madrid, angeblich auf Wunsch des damaligen Trainers José Mourinho. Als Carlo Ancelotti Mourinho zwei Jahre darauf ablöste, wurde Zidane Co-Trainer des Italieners, nach einem Jahr und dem Gewinn der Champions League übernahm Zidane die gerade in die dritte Liga abgestiegene zweite Mannschaft des Klubs Real Madrid Castilla.

Neuer Trainer Zidane (l.), Vorgänger Benítez: "Was ich mag, ist Fußball"
Foto: GERARD JULIEN/ AFPDas klingt nicht wie ein steiler Aufstieg: vom Sportdirektor zum Co-Trainer zum Coach der Reserve. In seiner ersten Saison mit Castilla belegte die Mannschaft den sechsten Platz. Offiziell war er auch hier nur Assistent, weil ihm der Trainerschein fehlte. Mittlerweile hat Zidane seine Lehrgänge absolviert und ist auch offiziell Cheftrainer. Laut spanischen Medien war er schon länger der Wunschtrainer von Klubchef Pérez und Benítez nur sein Platzhalter.
Welchen Ruf hat Zidane bei den Spielern?
Gerade in dieser Hinsicht dürfte Präsident Pérez sich einen Fortschritt versprechen. Das Verhältnis von Benítez zu Teilen der Mannschaft galt als zerrüttet. Angeblich nahmen die Profis ihn nicht ernst, weil er selbst kein Profi war. Gerüchten zufolge soll Zidane sich zwar nicht mit Supertalent Martin Ødegaard verstanden haben. Aber er gab dem jungen Norweger zuletzt immer Spielzeit in der Reserve und schränkte seine Kreativität nicht ein.
Was für einen Fußball lässt er spielen?
Bei Reals Reserveteam legte Zidane den Fokus auf Ballbesitz, sein Team war um spielerische Lösungen bemüht. Zidane nutzte unterschiedliche Formationen, darunter ein 4-1-4-1 oder jene Mittelfeldraute, die Frankreichs Nationalteam beim WM-Triumph 1998 spielte, mit Zidane als Zehner in der Hauptrolle. Auffällig waren die Dominanz im Zentrum durch häufige Dreiecksbildung, kurze Passwege zwischen den Akteuren und direktes Spiel. Vereinfacht gesagt, ist der Trainer Zidane Josep Guardiola näher als José Mourinho.
Ist Zidane ein guter Trainer?
Seit eineinhalb Jahren arbeitet Zidane nun als Chefcoach, seriös lässt sich die Frage also noch nicht beantworten. Doch egal in welcher Formation seine Mannschaft antrat, es zeigte sich Zidanes Handschrift. Das bedeutet, dass er eine eigene Spielidee entwickelt hat und es ihm gelungen ist, sie dem Team zu vermitteln. Ob das auch gegen Bayern München und Barcelona gelingt, bleibt abzuwarten.
Ist die Verpflichtung Zidanes ein Risiko?
Einem unerfahrenen Trainer wie Zidane die Verantwortung für eine so große Mannschaft wie Real Madrid zu übertragen, ist gewagt. Doch bei den Spielern, die er größtenteils aus seiner Zeit als Co-Trainer schon persönlich kennt, hat er ein gutes Standing. Auch die Fans stehen, anders als bei Benítez, von Beginn an hinter Zidane. In einer Umfrage der Sportzeitung "As" hatten sich vor Weihnachten bereits 72 Prozent der Befragten für Zidane als idealen Real-Trainer ausgesprochen. Wenn die Erfolge ausbleiben, kann sich das ändern. Aber das gilt in Madrid auch für jeden anderen Trainer.