Ermittlungen gegen Junuzovic
Ehrlich büßt am längsten
Werder-Profi Zlatko Junuzovic hat sich absichtlich eine Gelbe Karte abgeholt - und das zugegeben. Jetzt droht ihm eine Sperre. Hätte er geschwiegen, hätte der DFB nichts unternommen. Was für eine verquere Logik.
An diesem Wochenende wurde der Mönchengladbacher Fußballprofi Patrick Herrmann in der Öffentlichkeit gefeiert. Dafür, dass er ehrlich war. Der Nationalspieler hatte zugegeben, bei der Partie in Wolfsburg den Ball vor Verlassen der Torauslinie noch berührt zu haben. Der Schiedsrichter nahm daraufhin seine Entscheidung, einen Eckball für die Borussia zu pfeifen, wieder zurück. Wolfsburg erhielt einen Torabstoß.
Ein ehrlicher Fußballprofi. Dass es das noch gibt.
Auch Werder-Profi Zlatko Junuzovic war an diesem Wochenende ehrlich. Aber ihm gereicht dies eher zum Nachteil. Der Österreicher hat eingeräumt, sich per Zeitspiel seine Fünfte Gelbe Karte absichtlich eingefangen zu haben, um seine Sperre im Auswärtsspiel der Bremer beim FC Bayern abzusitzen, wo Werder vermutlich ohnehin weitgehend chancenlos sein wird. Daher ermittelt jetzt der DFB.
Was für eine verquere Logik, was für eine Inkonsequenz: Als sich vor drei Wochen gleich fünf Darmstädter Stammspieler ihre Sperren ebenfalls vor dem Bayernspiel abholten, hat der DFB nichts unternommen, weil die Spieler von Trainer Dirk Schuster so bauernschlau waren, den Mund zu halten.
Man kann darüber streiten, wie sportlich es ist, Gelbe Karten quasi einzuplanen und taktisch einzusetzen. Wer das als eine Unart empfindet, hat gute Argumente dafür. Aber dies sportgerichtlich zu einer strafbaren Handlung umzudeuten, entbehrt jeder Vernunft. Es käme ja auch niemand auf die Idee, den Trainer eines Spitzenklubs zu belangen, der in einem sportlich irrelevanten Ligaspiel vor einem wichtigen Champions-League-Match Leistungsträger schont und damit noch sehr viel offensichtlicher den Wettbewerb verzerrt.
Ein guter Schiedsrichter, der sich auf eine Partie vorbereitet hat und weiß, welche Pappenheimer auf eine Gelbsperre spekulieren, hat übrigens durchaus einen Ermessensspielraum: Er kann kurz vor Abpfiff bei Zeitspiel oder Ballwegschlagen auch auf die Karte verzichten. Und den vermeintlich abgezockten Profi damit ins Leere laufen lassen.
Es gibt Lücken im Regelwerk, sie wird es immer gegeben, und diese Lücken auszunutzen, kann man unsportlich finden - oder clever. Das liegt im Auge des Betrachters.
Ein Sportgericht aber sollte nicht darüber entscheiden.