Streit über Absetzung von britischem Moderator BBC-Chef wünscht sich Lineker wieder auf Sendung

Die Suspendierung des Sportmoderators Gary Lineker hat eine Welle der Solidarität ausgelöst, die Fußball-Berichterstattung der BBC ist massiv eingeschränkt. Der Generaldirektor des Senders versucht nun zu beschwichtigen.
Gary Lineker bei einem Stadionbesuch im Januar

Gary Lineker bei einem Stadionbesuch im Januar

Foto: IMAGO/Paul Greenwood/Shutterstock / IMAGO/Shutterstock

BBC-Generaldirektor Tim Davie will nach eigenen Angaben den kürzlich suspendierten Sportmoderator und Ex-Fußballstar Gary Lineker wieder auf Sendung haben. »Gary ist ein hervorragender TV-Journalist. Erfolg bedeutet für mich, dass Gary wieder auf Sendung geht«, sagte Davie laut einem Bericht der BBC zufolge in einem Interview. Wie der Streit gelöst werden soll, erklärte er allerdings nicht. Alle wollten die Situation in Ruhe lösen, sagte Davie lediglich.

Die BBC hatte Lineker wegen eines regierungskritischen Tweets am Freitag suspendiert. Lineker hatte der britischen Regierung auf Twitter vorgeworfen, eine Wortwahl im Zusammenhang mit Flüchtlingen zu verwenden, die der Rhetorik der Nazis aus den 1930er-Jahren ähnele. Die BBC sah dadurch ihre Richtlinien zur politischen Neutralität verletzt.

Spiel der Super Women’s League läuft ohne BBC-Kommentar

Mehrere seiner Kollegen, darunter die Experten und Ex-Fußballer Ian Wright und Alan Shearer, solidarisierten sich mit Lineker und weigerten sich, ohne ihn auf Sendung zu gehen. Die wichtigste Fußballsendung »Match of the Day«, deren Gesicht Lineker seit mehr als 20 Jahren ist, wurde daraufhin ohne Moderation, Spieler-Interviews oder Expertenstimmen gesendet. Zudem mussten mehrere andere Programme im Radio und Fernsehen gestrichen werden, nachdem sich zahlreiche BBC-Kollegen dem Boykott angeschlossen hatten.

Infolge des Streits war die Fußball-Berichterstattung der BBC auch am Sonntag stark eingeschränkt. Ein Spiel der Women’s Super League zwischen dem FC Chelsea und Manchester United wurde ohne eigenen BBC-Kommentar übertragen. Die Sendung »Match of the Day 2« sollte wie auch am Vortag ohne Moderation, TV-Experten oder Spieler-Interviews auskommen.

Davie entschuldigte sich bei den Zuschauern für die eingeschränkte Fußball-Berichterstattung. »Es war ein schwieriger Tag, und es tut mir leid, dass das Publikum betroffen war und sein Programm nicht erhalten hat. Als echter Sportfan weiß ich, dass das ein herber Schlag ist, und es tut mir leid«, sagte Davie.

Nicht entschuldigen wollte sich Davie hingegen für die Suspendierung Linekers. Es gehe darum, die richtige Balance zu finden zwischen Pressefreiheit und Neutralität, sagte der für redaktionelle Inhalte zuständige BBC-Chef. Es gehe dabei nicht um politische Richtungen, betonte der frühere konservative Politiker. Einen Rücktritt schloss er aus.

Lineker wollte sich am Sonntag nicht zu der Angelegenheit äußern. Sein Sohn sagte dem »Daily Mirror« , sein Vater sei bereit, die Moderation von »Match of the Day« wieder zu übernehmen, er werde aber »niemals einknicken«.

ktz/dpa
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