Neue Schlägerregel Wie der Golfsport die Weitenjäger ausbremsen will

Immer schneller, immer weiter: Dieser Trend soll im Golf gestoppt werden. Dafür ist eine neue Modellregel für die Schlägerlänge beschlossen worden. Superstar Phil Mickelson reagierte regelrecht empört.
Bryson DeChambeau wird künftig mit einem kleineren Schläger an den Start gehen müssen

Bryson DeChambeau wird künftig mit einem kleineren Schläger an den Start gehen müssen

Foto: Patrick Smith / Getty Images

Der US-Golfstar Bryson DeChambeau sorgte im vergangenen März im wahrsten Sinne für Schlagzeilen. Auf der PGA Tour in Orlando schlug DeChambeau auf einem halbmondförmigen Kurs ab, den direkten Weg zum Loch versperrten mehrere Hundert Meter Wasser. Die Konkurrenz hatte zuvor den klassischen Weg entlang des Fairways gewählt, aber nicht der amerikanische Muskelprotz: DeChambeau schlug einfach über den See hinweg, 340 Meter lang.

DeChambeau hatte in der Coronapause fast 20 Kilogramm an Muskelmasse zugelegt und zum ersten Mal einen Golfball im Training über die 400-Yards-Marke (365 Meter) geschlagen – die Durchschnittsdistanz aller Profis der PGA Tour lag im Jahr 2020 bei 272 Metern.

Der 28-jährige DeChambeau mag ein Fall für sich sein, doch grundsätzlich lässt sich im Golf der Trend beobachten, dass die Weiten zunehmen. Aber: Mit der Jagd nach der größten Schlagweite könnte es bald vorbei sein – zumindest, was Profi-Golfturniere betrifft. Die Golforganisationen Royal and Ancient (R&A) und United States Golf Association (USGA) führen zum Jahreswechsel eine neue Modellregel ein, mit der die Länge der Golfschläger begrenzt werden soll. Mit Ausnahme des Putters dürfen Schläger dann nicht länger als 46 Zoll (1,17 Meter) sein. Bisher liegt die Grenze bei 48 Zoll (1,22 Meter).

DeChambeau nutzt für seine weiten Schläge einen 48-Zoll-Driver. Der Vorteil bei einem längeren Golfschläger besteht im erhöhten Schwungradius, der eine höhere Geschwindigkeit mit sich bringt – und im Fall DeChambeaus eine größere Weite. Kürzere Schläger können im Umkehrschluss geringere Weiten bedeuten.

Golfplätze veraltet?

Die Modellregel geht auf eine Studie zurück, in der eine Gefahr für bestehende Golfplätze beschrieben wird. Demnach könnten viele Plätze durch zunehmende Schlagdistanzen und die damit einhergehenden veränderten Ansprüche des Spiels veralten. Bereits Anfang des Jahres hatte die Studie gemischte Reaktionen hervorgerufen: Der ehemalige Weltranglistenerste Rory McIlroy hatte die Pläne als »große Zeit- und Geldverschwendung« kritisiert.

Phil Mickelson reagierte im August regelrecht empört auf Gerüchte. »Das ist erbärmlich«, twitterte der 50-Jährige und verwies auf die erhöhte Verletzungsgefahr eines »kürzeren, heftigeren Schwungs«. »Während unseres ersten Golfbooms seit 40 Jahren versucht unser Amateurverband wieder, den Spaß am Spiel zu mindern.« Der sechsmalige Majorsieger spielt mit einem 47,5-Zoll-Driver, bei seinem Majorsieg auf Kiawah Island sogar mit einem 47,9-Zoll-Driver.

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Man habe das Feedback der Spieler, der wichtigsten Profi-Touren und der Ausrüstungshersteller »sorgfältig berücksichtigt«, sagte der Vorstandsvorsitzende der R&A, Martin Slumbers. »Wir glauben, dass es zum jetzigen Zeitpunkt das Richtige für das Spiel ist.« Den Turnierveranstaltern werde die Flexibilität gegeben, im Rahmen der Regeln selbst zu entscheiden.

Die großen Profi-Touren haben bereits angekündigt, die Regel umsetzen zu wollen, darunter auch die PGA Tour. Freizeitgolfer sind von der Regeländerung nicht betroffen.

hba/Reuters/AP

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