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Heimkino: Zeitgeschichte in Super-8

aus DER SPIEGEL 34/1973

Rund eine Million Heimprojektoren im Amateurformat Super-8 (davon jeder dritte mit Tonkopf) stehen in deutschen Haushalten bereit, um neben selbstgefertigten Urlaubsfilmen auch Werke der Film- und Zeitgeschichte im Wohnzimmer zu projizieren -- das hatte die Duisburger Filmverleih- und Vertriebsfirma Atlas Schmalfilm ermittelt. Für dieses Apparate-Arsenal dient Atlas seit Jahresfrist wohlfeile 120-Meter-Spulen an -- etwa Chaplin-, Kinder- und Hitler-Filme ("Mein Kampf« von Erwin Leiser in Fortsetzungen) zum Stückpreis von knapp 100 Mark. Vom Verkaufserfolg ermutigt -- allein die Leiser-Rollen wurden binnen sechs Monaten 4000mal abgesetzt

wird die Firma nun kühner. Im Verbund mit dem Wiesbadener Deutschen Institut für Filmkunde vertreibt sie demnächst frühe Inkunabeln der deutschen Filmgeschichte (Beispiele: »Das Kabinett des Dr. Caligari«, »Dr. Mabuse, der Spieler«, »Der Kongreß tanzt") komplett (200 bis 500 Mark) oder in zusammenhängenden 20-Minuten-Ausschnitten (69 bis 98 Mark). Wer 590 Mark anlegt, kann Pasolinis Bibelfilm »Das 1. Evangelium-Matthäus« komplett oder in sieben Teilen (je 98 Mark) erwerben oder im Frühjahr 1974 eine Edition von zehn langen und 16 kurzen Filmen Buster Keatons bestellen; ein weiteres Programm heißt »Atlas Horror Filmothek«.

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