Streit über Testosteron-Regel Semenya zieht vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

Caster Semenya will wieder über 800 Meter starten dürfen (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt / dpaDie zweifache Olympiasiegerin Caster Semenya zieht in ihrem langjährigen Rechtsstreit vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Das teilte Semenya via Twitter mit.
»Ich hoffe, der Europäische Gerichtshof wird die langwährenden Menschenrechtsverletzungen gegen Athletinnen durch World Athletics beenden«, schrieb die 30 Jahre alte Südafrikanerin in einer Erklärung. »Alles, was wir möchten, ist die Erlaubnis, frei zu laufen, jetzt und für immer, als die starken und furchtlosen Frauen, die wir sind und immer waren.«
This fight is not just about me, it's about taking a stand and fighting for dignity, equality and the human rights of women in sport. All we ask is to be able to run free as the strong and fearless women we are!! Thank you to all of those who have stood behind me✊🏽 pic.twitter.com/0PdBiujH8b
— Caster Semenya (@MightyCaster) February 25, 2021
Die zweimalige 800-Meter-Olympiasiegerin hatte im September 2020 vor dem Schweizer Bundesgericht in Lausanne eine Niederlage hinnehmen müssen. Es hatte ihre Beschwerde zurückgewiesen, mit der Semenya gegen eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs Cas vorgegangen war. Im Kern des Rechtsstreits geht es um eine umstrittene Regel des Leichtathletik-Weltverbands – heute World Athletics – zum Testosteronlimit für Mittelstreckenläuferinnen mit intersexuellen Anlagen.
»Bei diesem Kampf geht es nicht nur um mich, sondern darum, Stellung zu beziehen und für Würde, Gleichheit und die Menschenrechte von Frauen im Sport zu kämpfen«, sagte die Semenya nun und bedankte sich bei allen, die hinter ihr gestanden hätten.
Semenya darf nicht auf ihrer Gold-Strecke starten
Die Regel verlangt, dass Semenya ihren natürlichen Testosteronwert durch Medikamente senkt. Die dreimalige Weltmeisterin lehnt das ab. Für den Verband gehört sie zu den »biologisch männlichen Athleten mit weiblichen Geschlechtsidentitäten«. Sie darf daher zurzeit nicht bei Wettbewerben im Laufen über eine Distanz zwischen 400 Metern und einer Meile starten, also auch nicht über 800 Meter, jener Disziplin, in der sie olympisches Gold gewann.
Die Regelungen werden kritisiert, unter anderem Vertreter aus Südafrika stützen Semenyas Position. Vor allem wegen der Art und Weise, wie Sportlerinnen ihren Testosteronspiegel senken sollen: Die tägliche Einnahme von Antibabypillen, die Verwendung von Hormonblocker-Spritzen oder eine Operation. »Die Vorschriften verlangen von diesen Frauen, sich demütigenden und invasiven körperlichen Untersuchungen zu unterziehen«, sagten Semenyas Anwälte. Darauf würden für die Frauen schädliche und experimentelle medizinische Verfahren folgen.