Wegen Dopings gesperrter Trainer Anti-Doping-Agentur will Bericht über Zusammenarbeit von Salazar und Farah einsehen

Trotz Gerüchten über Dopingvergehen arbeiteten Trainer Alberto Salazar und Weltklasseläufer Mo Farah sechs Jahre zusammen. Die britische Anti-Doping-Agentur geht nun den Leichtathletikverband an.
Da durfte er noch als Trainer arbeiten: Alberto Salazar im Jahr 2015

Da durfte er noch als Trainer arbeiten: Alberto Salazar im Jahr 2015

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Steve Dykes/ dpa

Die britische Anti-Doping-Agentur UKAD hat den Leichtathletikverband UK Athletics scharf kritisiert. Grund ist der Umgang des Verbands mit einem internen Bericht von 2015 über die Zusammenarbeit von Weltklasseläufer Mo Farah mit dem heute wegen Dopings gesperrten Trainer Alberto Salazar.

Das Komitee für Leistungskontrolle (POC), das den Bericht angefertigt hatte, war 2015 zu dem Schluss gekommen, es gebe trotz der BBC-Berichte über mögliche Dopingvergehen "keine Bedenken" zur Fortsetzung der Zusammenarbeit von Farah und Salazar. Der britische Läufer war von 2011 bis 2017 Teil des Nike Oregon Projects, das von Salazar aufgebaut worden war. Farah, viermaliger Goldmedaillen-Gewinner bei Olympia, hat Dopinganschuldigungen stets zurückgewiesen.

Anti-Doping-Agentur bekam nur eine PowerPoint-Datei

"Wir haben wiederholt darum gebeten, dass UK Athletics diesen POC-Bericht in seiner Gesamtheit mit uns teilt, da er Informationen enthalten könnte, die für uns von Interesse sind", wurde UKAD-Geschäftsführerin Nicole Sapstead nun in einer Mitteilung zitiert. Kürzlich habe man aber nur eine Zusammenfassung erhalten. Der "Guardian"  berichtet, dabei habe es sich um eine PowerPoint-Datei gehandelt. Der Bericht könnte angeblich sensible medizinische Daten enthalten.

"Wir erinnern UKA daran, dass es an die nationale Anti-Doping-Politik gebunden ist", wurde Sapstead in der UKAD-Mitteilung weiter zitiert: "Wir fordern das UKA nun erneut auf, den Bericht in vollem Umfang, einschließlich der damit verbundenen unterstützenden Berichte und Dokumente, zu übergeben."

Ein Sprecher von UK Athletics sagte laut "Guardian", die Veröffentlichung der Zusammenfassung habe fünf Jahre gedauert, da die Zustimmung von mehreren Seiten eingeholt werden musste. Der Verband habe seine Verpflichtungen eingehalten.

Neuer Bericht bemängelt fehlende Unabhängigkeit des Komitees von 2015

Am Freitag hatte UK Athletics einen neuen 130 Seiten langen unabhängigen Bericht veröffentlicht, in dem die Zusammenarbeit Salazars mit dem britischen Leichtathletikverband überprüft wurde. In dem Bericht wurde unter anderem kritisiert, dass es keine Protokolle über Treffen gebe, in denen die Zusammenarbeit zwischen Farah und Salazar besprochen wurde. Außerdem habe es dem Komitee von 2015 möglicherweise an Unabhängigkeit gemangelt.

Der neue am Freitag veröffentlichte Bericht war im vergangenen November in Auftrag gegeben worden, weil Salazar zuvor wegen Dopingvergehen für vier Jahre gesperrt worden war. Er war nicht nur Trainer Farahs sondern zeitweise auch Berater von UK Athletics gewesen. Salazar hat die Vorwürfe stets bestritten und will gegen seine Sperre vorgehen.

ptz/rtr
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