Coronavirus Türkische Boxer sollen sich bei Olympia-Qualifikation infiziert haben

Etwa 340 Athleten boxten in London trotz der Verbreitung des Coronavirus. Nun sind offenbar die ersten erkrankt - sie erneuern die Kritik am IOC, das das Turnier trotz Warnungen ausgerichtet hatte.
Das Box-Qualifikationsturnier in London fand trotz des Coronavirus statt

Das Box-Qualifikationsturnier in London fand trotz des Coronavirus statt

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James Chance/ Getty Images

Während zahlreiche Sportwettbewerbe zu Beginn der Coronavirus-Epidemie in Europa abgesagt wurden, ging das Olympia-Qualifikationsturnier der Boxer in London Mitte März zunächst weiter. Nun erhebt der türkische Box-Verband Vorwürfe gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC): Zwei Boxer und ein Trainer sollen sich bei dem Event mit dem Coronavirus infiziert haben, berichtet der "Guardian" .

Auf der Internetseite des Verbands  heißt es, Boxer Serhat Güler und Trainer Seyfullah Dumlupinar seien nach ihrer Rückkehr in die Türkei positiv auf das Coronavirus getestet worden, beide hätten Fieber. Die Testergebnisse zweier weiterer Athleten stünden noch aus, auch sie sollen Fieber haben. Die Erkrankten befinden sich in Behandlung, ihr Zustand soll laut dem türkischen Verbandspräsidenten Eyup Gozgec gut sein.

"Während die Welt wegen des Virus extreme Maßnahmen ergriffen hat, bin ich verblüfft, dass eine IOC-Taskforce und die britische Regierung den Start des Turniers erlaubt haben, obwohl viele von uns Bedenken hatten und fast jede andere Sportart gestoppt worden ist", wurde Gozgec im "Guardian" zitiert. Unklar ist, wo sich die türkischen Boxer und der Trainer während des Turniers angesteckt haben.

Europas Box-Chef warnte vor Ansteckungsrisiko

Das Turnier mit rund 340 Boxern hatte am 14. März begonnen und wurde an den beiden Folgetagen fortgesetzt, dann erst wurde der Wettbewerb abgebrochen. Zu Beginn waren auch noch Zuschauer in der Halle zugelassen gewesen. Noch während der Veranstaltung hatte Franco Falcinelli, Präsident des Europäischen Box-Verbands, gewarnt, das Ansteckungsrisiko für die Athleten sei "sehr hoch". Am 17. März sei die türkische Delegation wieder in der Türkei angekommen, sagte Gozgec. Alle hätten sich daraufhin in einer 14-tägigen Quarantäne befunden.

"Das Virus existiert seit Dezember 2019", wurde Gozgec im "Guardian" weiter zitiert. Es müsse die Frage gestellt werden, warum das Qualifikationsturnier nicht schon vor der Austragung verschoben worden sei. "Sie haben nicht an die Gesundheit der Leute gedacht, deswegen haben sie diese schreckliche Veranstaltung organisiert."

Das IOC äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Man werde die Einzelheiten der Vorwürfe der Betroffenen abwarten, zitierte der "Guardian" einen Sprecher.

Die Olympischen Spiele in Tokio waren am vergangenen Dienstag wegen der Coronavirus-Epidemie auf das kommende Jahr verschoben worden.

ptz/rtr
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