Iranische Kletterin ohne Kopftuch Rekabi bei Ankunft in Teheran gefeiert

Sie kletterte ohne Kopftuch – was wird nun aus Elnaz Rekabi? Bei ihrer Rückkehr nach Teheran wurde die Athletin offenbar bejubelt. Der Sportklettern-Weltverband teilte mit, Rekabi befinde sich bei ihrer Familie. Ob das stimmt, ist unklar.
Elnaz Rekabi nach ihrer Ankunft am Flughafen in Teheran

Elnaz Rekabi nach ihrer Ankunft am Flughafen in Teheran

Foto: IRNA / AP

Die unabhängige Athletenvertretung Athleten Deutschland hat nach dem Aufruhr um die iranische Kletterin Elnaz Rekabi  das Internationale Olympische Komitee (IOC) und den Fußball-Weltverband Fifa aufgefordert, spürbare Maßnahmen gegen Iran zu unternehmen.

»Sanktionen sollten sich gegen die politische Führung und die nationalen Verbände richten« heißt es in der Stellungnahme zum SPIEGEL: »Das bedeutet auch, dass die Fifa konsequent handeln und einen Ausschluss Irans von der WM prüfen muss.«

Einen Ausschluss Irans von der Fußball-WM hatte zuletzt auch schon die Frauenrechtsinitiative Open Stadiums gefordert. 

Athleten Deutschland beklagt, dass das IOC Menschenrechtsverletzungen Irans »jahrelang geduldet« habe: »Diese Tatenlosigkeit war und ist nicht hinnehmbar.«

Rekabi wiederholt ihre Entschuldigung

Rekabi war bei den Asienmeisterschaften im südkoreanischen Seoul ohne Kopftuch aufgetreten. Dies hatte weltweit Aufsehen erregt. Nach dem Auftritt wurde sie eilends in ihre Heimat zurückgeschickt – zudem wurde ein Statement der Sportlerin veröffentlicht, in dem sie sich für die Aktion entschuldigt hatte. Dass sie ohne Kopftuch aufgetreten war, sei »unabsichtlich« geschehen, hieß es darin.

Kletterin Elnaz Rekabi

Kletterin Elnaz Rekabi

Foto: - / dpa

Beobachter deuten die Entschuldigung als erzwungene Stellungnahme. Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck aus. Persischsprachige Medien berichteten zudem darüber, dass Rekabis Bruder festgenommen worden sein soll.

Rekabi selbst ist derweil in ihrer Heimat gelandet. Wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, traf die 33-Jährige am Mittwochmorgen in der Hauptstadt Teheran ein.

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Zahlreiche Bilder in den sozialen Medien zeigten, wie sie Menschen am Flughafen Teheran willkommen hießen und bejubelten. Die Videos konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Ihre Aktion in Seoul wurde von vielen als Solidarität mit den systemkritischen Protesten in Iran betrachtet.

Medienberichten zufolge hatte Rekabis Team das Hotel am Dienstagmorgen verlassen. Rekabis Pass und Mobiltelefon sollen beschlagnahmt worden sein, auch von einer Festnahme war die Rede. Die iranische Botschaft in Seoul wies solche Berichte zurück.

Der Nachrichtenagentur Tasnim zufolge, die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden auftritt, entschuldigte sich Rekabi in einem Interview am Flughafen erneut dafür, kein Kopftuch getragen zu haben. Anschließend wurde sie in einem Lieferwagen vom Flughafen weggefahren. Bekannte befürchten, dass sie von dort in das berüchtigte Gefängnis Evin gebracht wird.

Rekabi laut IOC bei ihrer Familie

Athleten Deutschland betonen: »Der Weltverband und das IOC müssen nun alles in ihrer Macht Stehende tun, um Rekabis Schutz und Freiheit zu gewährleisten.« Darüber hinaus allerdings sei der Sport in der Pflicht, »jetzt eine ehrliche Auseinandersetzung zu roten Linien und damit auch zu Sanktionskriterien im internationalen Sportsystem zu führen.«

Das Nationale Olympische Komitee für Iran teilte unterdessen laut Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Sportklettern-Weltverbandes mit, dass Rebaki keine Repressalien zu befürchten habe. Rekabi sei »sicher in den Iran zurückgekehrt und bei ihrer Familie.«

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Die Garantien Irans erfolgten bei einer Zusammenkunft von Vertretern der iranischen Sportführung sowie Gesandten des IOC und des Sportklettern-Weltverbandes IFSC.  Bei dem Treffen »erhielten IOC und dem IFSC klare Zusicherungen, dass Frau Rekabi keine Konsequenzen erleiden und weiterhin trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen wird. Nach dem Treffen fand auch ein Telefongespräch zwischen ihr, dem IFSC, dem iranischen NOK und dem IOC statt«, teilte das IOC mit. Die Organisation wolle »die Situation in den kommenden Tagen und Wochen in Abstimmung mit dem IFSC und dem iranischen NOK weiterhin genau beobachten«. Wie verlässlich die Angaben der Iraner sind, ist auch in diesem Fall unklar.

aha/ara
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