Streit über Wiederzulassung russischer Sportler IOC kritisiert Boykottaufruf der ukrainischen Regierung

Die ukrainische Regierung hatte ihre Sportler angewiesen, Wettbewerbe mit russischen und belarussischen Athleten zu boykottieren. Das IOC hält nichts von dieser Maßnahme, sie schade nur den Athleten.
Das IOC mit Präsident Thomas Bach kritisiert die ukrainische Regierungsanweisung

Das IOC mit Präsident Thomas Bach kritisiert die ukrainische Regierungsanweisung

Foto: Laurent Gillieron / dpa

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sieht die ukrainischen Athletinnen und Athleten als Leidtragende der Regierungsanweisung, Wettkämpfe mit russischer und belarussischer Beteiligung zu boykottieren. Sollte diese Entscheidung umgesetzt werden, »würde sie nur der ukrainischen Athletengemeinschaft schaden und in keiner Weise den Krieg beeinflussen, den die Welt stoppen will und den das IOC vehement verurteilt hat«, hieß es in einer Stellungnahme am Samstag.

Die Entscheidung würde sich »gegen die Position zahlreicher Athleten aus der Ukraine und anderer Mitglieder der olympischen Gemeinschaft« des Landes richten. Das IOC zitierte ein Statement des ukrainischen Tennisverbandes: »Eine solche Entscheidung wird zur Zerstörung des ukrainischen Tennis führen, da Spieler aus diesen Ländern (Russland und Belarus, d.Red) an fast jedem Wettbewerb teilnehmen«, sie würde daher zu einer »Sanktion nicht gegen die Russen, sondern die Ukrainer« werden.

Die ukrainische Regierung hatte die Sportlerinnen und Sportler ihres von Russland überfallenen Landes am Donnerstag angewiesen, Wettbewerbe zu boykottieren, an denen Aktive aus Russland und Belarus teilnehmen. Bei Zuwiderhandlung könnten Verbände ihren nationalen Status verlieren. Unter den Boykott fallen auch die Qualifikationen zu den Olympischen Spielen in Paris. Eine Entscheidung über einen Boykott der Sommerspiele 2024 ist bislang ebenso wenig gefallen, wie ein Beschluss des IOC zu der Teilnahme von Russen und Belarussen in der französischen Hauptstadt.

Die Verbände sind sich uneinig

Das IOC argumentierte zudem, dass es weltweit 70 bewaffnete Konflikte, Kriege oder Krisen gebe und sich davon betroffene Nationale Olympischen Komitees an die Grundsätze der Olympischen Charta halten und nicht zu Boykotten aufrufen würden.

Für die hatte das IOC den Weltverbänden nach seiner Exekutivsitzung am Dienstag die Wiedereingliederung in den Sport unter Bedingungen empfohlen. Während sich der Leichtathletikverband World Athletics weiter gegen die Zulassung ausspricht, hatten sich die Fechter (FIE) und Boxer (IBA) bereits vor dem IOC-Beschluss für die Öffnung ihrer Wettkämpfe für die bislang verbannten Sportler entschieden. Auch der Tischtennisverband ITTF prüft die Wiedereingliederung der Russen und Belarussen unter den IOC-Empfehlungen.

Am Freitag hatte auch der All England Club in London, der das Tennisturnier in Wimbledon ausrichtet, mitgeteilt, in diesem Jahr russische und belarussische Spieler wieder starten zu lassen. Im vergangenen Jahr waren diese ausgeschlossen gewesen, anders als bei den anderen Grand-Slam-Turnieren sowie auf der ATP- und WTA-Tour.

kjo/dpa/sid
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