Umfrage
Auch Japans Wirtschaft spricht sich gegen Olympische Spiele 2021 in Tokio aus
Erst das Volk, nun die Wirtschaft: Mehr als die Hälfte von rund 13.000 befragten Firmen in Japan will Olympia entweder noch einmal verschoben oder gleich ganz abgesagt sehen.
Nach der Bevölkerung hat sich auch Japans Wirtschaft mehrheitlich gegen die Ausrichtung der auf 2021 verlegten Olympischen Spiele in Tokio ausgesprochen. Dies geht aus einer Umfrage des Instituts Tokyo Shoko Research unter 12.857 Firmen im Land hervor. Demnach sprachen sich 53,6 Prozent gegen die Spiele aus, 46,2 Prozent votierten dafür.
Eine Umfrage im Juli unter der japanischen Bevölkerung hatte sogar noch ein deutlicheres Ergebnis erbracht: 36,4 Prozent der Befragten sprachen sich für eine erneute Verschiebung, 33,7 Prozent für eine Absage aus. Lediglich 23,9 Prozent befürworteten die geplante Austragung. Ein Großteil der Umfrageteilnehmer (75,3 Prozent), die für eine Absage oder Verschiebung plädiert hatten, glaubten, dass die Corona-Pandemie nicht so schnell eingedämmt werden könne.
Bei den Gegnern innerhalb der japanischen Wirtschaft waren 27,8 Prozent für eine komplette Absage der zweiten Sommerspiele in Tokio nach 1964, 25,8 Prozent wünschten sich eine weitere Verschiebung. Dies ist jedoch weder für das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch die japanische Regierung derzeit eine Option. Unter den Befürwortern waren nur 22,5 Prozent für Spiele im geplanten Umfang, 18,4 Prozent möchten eine abgespeckte Ausgabe. 5,3 Prozent der Firmen sind für Sommerspiele ohne Zuschauer. Auch diese Möglichkeit ist aktuell weder für das IOC noch das Organisationskomitee eine ernsthafte Alternative.
Für Teile der japanischen Wirtschaft war die Olympiavergabe an Tokio ein Segen. Seitdem wurden über das nationale Marketingprogramm drei Milliarden Dollar, gut 2,5 Milliarden Euro, generiert, 70 Firmen sind auf verschiedenen Ebenen beteiligt. Corona sorgt jedoch auch in Nippon inzwischen für herbe wirtschaftliche Verluste, die Exporte etwa brachen im Juli gegenüber dem Vorjahr um 19,2 Prozent ein.
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