Kritik an Tokio 2021 351.000 Menschen unterschreiben Petition gegen die Olympischen Spiele

Mit einer Petition versuchen Japaner, die Olympische Spiele in Tokio zu verhindern. Die Regierung hält trotz der Pandemie an dem Großereignis fest – weitet aber gleichzeitig den Notstand aus.
Das olympische Feuer während einer Eröffnungsveranstaltung anlässlich des Fackellaufs (im März)

Das olympische Feuer während einer Eröffnungsveranstaltung anlässlich des Fackellaufs (im März)

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Kim Kyung-Hoon / dpa

Olympiagegner haben am Freitag eine Petition gegen die Austragung der Olympischen Spiele in diesem Sommer in Tokio an Gouverneurin Yuriko Koike übergeben. Das Schreiben wurde von rund 351.000 Menschen unterzeichnet.

»Es geht darum, ob wir in Zeiten einer Pandemie das Leben priorisieren oder eine Veranstaltung, die sich Olympische Spiele nennt«, sagte Initiator Kenji Utsunomiya und ergänzte: »Unsere Forderung spiegelt die öffentliche Meinung in unserem Land wider.«

Trotz des öffentlichen Gegenwindes hält das Internationale Olympische Komitee (IOC) aber weiter an den Spielen fest. Erst am vergangenen Mittwoch bekräftigte IOC-Chefsprecher Mark Adams trotz »Verständnis für jede Sorge« die Entschlossenheit des Ringe-Ordens, »exzellente Spiele zu liefern, die die Welt zusammenbringen werden«. In der Vorwoche hatte IOC-Vizepräsident John Coates nachdrücklich betont, dass »es kein Szenario gibt, in dem die Spiele noch abgesagt oder wieder verlegt werden könnten«.

Allerdings hatte zu Wochenbeginn auch Japans Premierminister Yoshihide Suga vor dem Hintergrund des Corona-Notstands in mehreren Regionen des Landes und der sich aufbauenden vierten Infektionswelle erstmals Zweifel an Olympia aufkommen lassen. »Für mich standen die Olympischen Spiele niemals an erster Stelle«, erklärte der umstrittene Regierungschef im Parlament: »Der Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen hat höchste Priorität.«

Notstand nun auch in Hokkaido, Okyama und Hiroshima

Derweil weitet Japan angesichts weiter steigender Infektionszahlen den Notstand weniger als drei Monate vor den geplanten Olympischen Spielen nochmals aus. In den Präfekturen Hokkaido, Okyama und Hiroshima müssten bis 31. Mai ebenfalls strengere Restriktionen umgesetzt werden, gab der zuständige Minister Yasutoshi Nishimura am Freitag bekannt. Die Regierung hatte erst kürzlich den Notstand für die Olympia-Stadt Tokio abermals verlängert und auf insgesamt sechs Regionen ausgeweitet. Für Hokkaido, Okayama und Hiroshima war eigentlich nur ein Quasi-Notstand vorgesehen, doch Experten drängten darauf, auch dort strengere Maßnahmen zu ergreifen.

Die Olympischen Spiele waren wegen der Coronakrise um ein Jahr verschoben worden. In Umfragen spricht sich seit Monaten eine deutliche Mehrheit der Japaner für eine erneute Verschiebung oder Absage der Spiele aus.

ara/sid/dpa
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