Mit Impfstoff aus China IOC will alle Olympioniken impfen – DOSB lehnt ab

Thomas Bach: Der gerade im Amt bestätigte IOC-Präsident will die Athleten der kommenden Olympischen Spiele mit Impfstoff aus China versorgen
Foto: - / dpaThomas Bach geht offenbar einen Impfstoffdeal mit China ein. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees will einen chinesischen Impfstoff bestellen lassen, der den Athletinnen und Athleten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio und Peking zugutekommen soll.
Der deutsche Sport hat das Angebot des IOC-Präsidenten zwar generell begrüßt, aber der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) lehnte den Gebrauch für die eigenen Olympia-Athleten ab. Man wolle auf Impfstoffe setzen, die in Deutschland zugelassen sind.
Noch hat kein Impfstoff aus China eine EU-Zulassung. Doch das kann sich schnell ändern. Serbien soll schon aus China Zusagen für zwei Millionen Impfdosen erhalten haben, Montenegro immerhin 30.000 Dosen. Ungarn hat offenbar fünf Millionen Dosen bestellt.
Wie viele Dosen zu welchem Preis gekauft werden, blieb offen. Es heißt, das Nationale Olympische Komitee Chinas stelle dem IOC die Impfdosen zur Verfügung. Weitere Details gab es zunächst nicht.
Für das deutsche Team hoffe man jedoch auf »die aktive Unterstützung unserer nationalen Politik« und auf eine »rechtzeitige Impfung vor den Olympischen Spielen aus Impfstoffkontingenten, die in Deutschland zugelassen sind«, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann und ergänzte: »Somit hoffen wir, zugunsten der Athlet*innen aus anderen Ländern auf dieses Angebot verzichten zu können.«
Experten vermuten strategische Überlegungen Chinas
Auch die Bevölkerung in den Ausrichterländern Japan (Sommerspiele 2021) und China (Winterspiele 2022) soll profitieren. Das IOC wolle für jede Impfdosis pro Athlet je zwei weitere Dosen finanzieren, die zur freien Verfügung stehen sollen. Experten vermuten strategische Überlegungen hinter dem Angebot.
»Für China ist die Impfdiplomatie ein ganz gezielter Weg, Satelliten- und Nachbarstaaten zu binden und mit günstigen Verkäufen an Schwellenländer das Hegemoniebestreben zu intensivieren«, sagte Dr. Gerd Boesken, Sinologe und Dozent für Interkulturelles Management an der Hamburg School of Business Administration, dem Sport-Informations-Dienst: »Das Angebot an das IOC ist für die Chinesen ein weiterer wunderbarer Schachzug, eine weitere gute Gelegenheit zu zeigen, dass ihr System geeigneter ist.«
In China gibt es zahlreiche Belege für Menschenrechtsverletzungen, die Haftlager für die Minderheit der Uiguren sind dokumentiert . Zuletzt hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem offenen Brief an Bach geschrieben: »Die Spiele 2022 werden unter Menschenrechtsbedingungen stattfinden, die signifikant schlechter sind als bei den Spielen in Peking 2008.«