Protest gegen Olympia in Tokio »Es ist leichtsinnig«
Kein Olympia. Stoppt es einfach.
Es waren nur 70 Menschen, die am Samstag in Japan auf die Straße gingen, ein kleiner, fast freundlicher Protest. Aber: Die Demonstrantinnen und Demonstranten stehen für eine Mehrheit in ihrem Land. Denn Olympische Spiele mit Millionen von Zuschauern aus aller Welt in Zeiten einer Pandemie – das wollen die meisten Menschen in Japan nicht.
Yoko Kataoka, Demonstrantin:
»Die Zahl der Infektionsfälle ist nicht weit genug gesenkt worden. Und Japan führt nicht genug PCR-Tests durch. Ich glaube nicht, dass Ausländer nach Japan einreisen werden, und wir glauben, dass es verantwortungslos ist, die Olympischen Spiele in dieser Situation abzuhalten.«
Vom 23. Juli bis zum 8. August sollen die Spiele in Tokio stattfinden, die Paralympics sollen vom 24. August bis zum 5. September folgen. Derzeit gibt es wohl Pläne, das Event nur mit einheimischen Fans auszutragen. Laut einem Zeitungsbericht will Japans Regierung ausländische Fans ausschließen, um zu verhindern, viele Infektionen ins Land einzuschleppen. Ob zumindest japanische Zuschauer dabei sein dürfen – und wie viele – wird demnach noch geprüft.
Toshio Miyazaki, Organisator der Proteste:
»Jetzt versuchen, sie die Olympischen und Paralympischen Spiele durchzuführen, als ob die Durchführung selbst irgendeine Bedeutung hätte, auch ohne Zuschauer. Wir sind hier zusammengekommen, um zu zeigen, dass wir gegen so eine Idee sind und um zu wiederholen, dass wir, die Bevölkerung, denken, dass Olympischen Spiele in Tokio nicht stattfinden sollten und dass wir die Absage fordern. Wir wollen diese Nachricht zu vielen Menschen auf der Welt senden und wir werden den japanischen Verband und die Organisatoren auffordern, die Spiele abzusagen.«
Grundsätzlich können sich viele Japanerinnen und Japaner für Olympia begeistern. Die Sorgen vor dem Virus sind aber offenbar größer. Laut einer Umfrage haben 70 Prozent der Bevölkerung ein Interesse an den Spielen, aber 58 Prozent möchten nicht, dass sie dieses Jahr stattfinden. Im Vergleich zu früheren Umfragen ist die Zahl aber bereits deutlich gesunken.
Bei der Kritik geht es auch: um Geld.
Hisako Motoyama, Demonstrantin:
»In der Coronakrise befinden sich viele Menschen in einer schwierigen Situation, besonders Frauen oder Menschen, die nur unregelmäßig arbeiten. Denn Japans soziale Absicherung ist sehr schlecht. Die Olympischen Spiele sollen durchgezogen werden, während öffentliche Gelder genutzt werden sollten, um diesen Menschen zu helfen. Deshalb haben wir nicht die Möglichkeit, über echte Veränderungen zu reden oder öffentliche Gelder zu nutzen, um diesen Menschen zu helfen.«
Ursprünglich hätten die Sommerspiele schon 2020 in Tokio stattfinden sollen, wurden dann aber coronabedingt verschoben. Japan war lange gut durch die Pandemie gekommen, aber eine dritte Welle rund um den Jahreswechsel traf das Land hart.
Insgesamt gab es mehr als 430.000 Infektionen ini dem Land, mehr als 8000 Menschen sind in Folge einer Coronavirus-Infektion gestorben.