Die zweite Hälfte der Olympischen Winterspiele in Peking hat längst begonnen. Und seit dem Wochenende gibt es sogar Naturschnee. Reichlich sogar. Endlich: Eine winterliche Landschaft. Für Marcus Krämer, unseren Reporter vor Ort, ändert das aber nichts an seinem Olympia-Gefühl.
Marcus Krämer DER SPIEGEL »Ich kann mich persönlich trotzdem nicht davon trennen, gedanklich, unter welchen Bedingungen diese Spiele stattfinden, was das ganze Drumherum für meine Berichterstattung bedeutet. Auch wenn man sich so an bestimmte Sachen gewöhnt: Maske, der morgendliche Coronatest, diese langen Busfahrten. Natürlich, man gewöhnt sich immer ganz schnell an viele Sachen. Aber mein persönlicher Eindruck ist weiterhin, dass das Spiele sind, die unter den Bedingungen einfach nicht hätten stattfinden dürfen.«
Aufgrund der Bedingungen gibt es auch das so genannte Deutsche Haus nicht – bei früheren Olympischen Spielen immer Der zentrale Treffpunkt für Sportler, Journalisten und andere Gäste. Wegen Corona fällt dieser Treffpunkt weg.
Marcus Krämer DER SPIEGEL » Man kann nicht am Ende des Tages ins deutsche Haus fahren und da so ein bisschen die Stimmung aufsaugen. Normalerweise ist es so, dass die Sportler, nachdem sie Medaillen gewonnen haben, da dann abends irgendwann einlaufen, bejubelt werden. beim Einlaufen bejubelt werden. Dann kann man mit dem vielleicht auch noch mal kurz zusammensitzen und was essen, was trinken, mit den kurz quatschen. Das fällt alles weg, das gibt es halt alles nicht. Es gibt kein deutsches Haus.«
Offen bleibt auch, was die Menschen in China von den Spielen halten. Nur so viel ist bekannt: Der Run auf die Olympia-Souvenirs hat enorm zugenommen. Besonders beliebt das Panda-Maskottchen Bing Dwen Dwen. Die Olympia-Reporter aus dem Westen bekommen von all dem nichts mit – sie dürfen ihre Blase nicht verlassen, die zum Teil mit Zäunen und Stacheldraht gesichert ist.
Marcus Krämer DER SPIEGEL »Es bleibt dabei: Man kann einfach nicht sich frei bewegen, man kann einfach nicht mit den Leuten sprechen, mit denen man möglicherweise sprechen möchte. Nicht Sportler außerhalb der Wettkampfstätten treffen. Das ist schon eine sehr, sehr starke Beeinträchtigung.«
Im Vorfeld der Spiele waren außerdem die Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren das große Thema. Wie hier in Berlin protestierten Menschen gegen die Ausrichtung der Spiele in China. In Peking wird darüber kaum geredet. Zumindest nicht öffentlich.
Natalie Geisenberger sechsfache Olympiasiegerin »Ich denke, man muss auch immer ein bisschen vorsichtig sein, wann man, wo, was sagt, und das wird wahrscheinlich vielen zu gehen. «
Marcus Krämer DER SPIEGEL »Das Thema China und Menschenrechte und was alles hier so da dranhängt, tatsächlich, klammern die das in weiten Teilen aus. Es wurde ja tatsächlich vor den Spielen schon die eine oder andere Warnung ausgesprochen, dass man vorsichtig sein soll, auch als Sportler oder als Sportlerin hier offen über die Bedingungen zu sprechen.«
Doch das bestimmende Thema im Reporter-Alltag bleibt Corona. Olympia-Berichterstattung unter diesen Bedingungen ist alles andere als ein Traumjob.
Marcus Krämer DER SPIEGEL »Man zählt die Tage runter, bis es vorbei ist. Dabei ertappe ich mich auf jeden Fall, ja. «