Signal an China Auch Australien boykottiert Olympische Winterspiele diplomatisch

Baustelle für Wintersportanlage in China (im Juli 2021)
Foto: ROMAN PILIPEY / EPAAustralien schließt sich den USA beim diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in China an. »Es ist natürlich keine Überraschung, dass wir keine australischen Beamten zu diesen Spielen entsenden werden«, sagte Premierminister Scott Morrison am Mittwoch.
Sportlerinnen und Sportler des Landes sollen hingegen nach Peking reisen. Morrison begründete die Entscheidung mit einer Reihe von »Meinungsverschiedenheiten« zwischen Canberra und Peking. Die Winterspiele finden vom 4. bis 20. Februar 2022 statt.
Erst am Vortag hatten die USA angekündigt, dass sie keine politischen Vertreter zu den Spielen im Februar schicken wollen. Sie begründeten den Schritt vor allem mit Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimischen Uiguren und andere Minderheiten in der Provinz Xinjiang im Westen Chinas.
Peking bestreitet die Vorwürfe, wonach Hunderttausende Uiguren in Arbeitslagern interniert werden und die Behörden die Geburtenrate der Minderheit unter anderem mit Zwangssterilisationen reduzieren sollen.
Morrison zufolge spielte Xinjiang auch bei den Überlegungen seiner Regierung eine zentrale Rolle. Daneben streiten Australien und China jedoch noch über eine Menge anderer Themen. So ist Peking beispielsweise über Gesetze verärgert, die den Einfluss Chinas auf die australische Politik und Wirtschaft verringern sollen. Australien ist als Rohstoff- und Lebensmittellieferant wirtschaftlich eng an China gebunden.
Scharfe Reaktion nach Erklärung der USA
Auch das neue Verteidigungsbündnis mit den USA und Großbritannien für den Indopazifik wird in China als Einmischung in dessen Angelegenheiten verstanden. Peking hat deshalb eine ganze Reihe von australischen Exportgütern wie etwa Kohle mit Sanktionen belegt.
Die Regierung in Peking hatte erwartbar ungehalten auf die Ankündigung des US-Boykotts reagiert. Die Ankündigung sei ein Verstoß gegen die »politische Neutralität im Sport«, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Der Versuch der USA, die Spiele »aus ideologischen Vorurteilen heraus zu behindern, die auf Lügen und Gerüchten beruhen, wird nur ihre finsteren Absichten aufdecken«.
Im Gegensatz dazu begrüßte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch die Boykott-Entscheidung der Regierung Biden. »Wir denken, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung ist«, sagte Sprecherin Mei Fong. »Schließlich haben wir und viele andere Organisationen gesagt, dass es wirklich unmöglich ist, die Olympischen Spiele zu einer Zeit zu feiern, in der das Land so viele Menschenrechtsverletzungen begeht, insbesondere in Xinjiang.«