Schach-WM Ju bleibt Weltmeisterin – ist aber nicht die stärkste Spielerin der Welt

Die Chinesin Ju Wenjun (r.) setzte sich gegen die Russin Alexandra Gorjatschkina durch
Foto: STR/ AFPJu Wenjun hat ihren Titel als Schach-Weltmeisterin erfolgreich verteidigt. Im Tiebreak des WM-Duells mit der Russin Alexandra Gorjatschkina setzte sie sich 2,5:1,5 durch. Ju ist seit März 2018 Weltmeisterin, im selben Jahr hatte sie ihren Titel erstmals verteidigt.
Nach den regulären zwölf klassischen Partien stand es 6:6. Nach ihrem Sieg im vierten Spiel ging die 28 Jahre alte Ju erstmals in Führung. Gorjatschkina glich aber in der nächsten Runde aus. So stand es Unentschieden, als das WM-Duell nach der Hälfte der Spiele von Shanghai nach Wladiwostok weiterzog.
In ihrer Heimat Russland ging Gorjatschkina erstmals in Führung, doch Ju drehte das Match mit zwei Siegen in Folge. In der letzten Runde stand Gorjatschkina unter Druck, mit einem Sieg rettete die 21-Jährige sich aber ins Tiebreak. Dort endeten drei der vier Schnellschachpartien Remis, eine Partie gewann Ju – und behielt so ihren Titel als Weltmeisterin.
Die Dominanz der Hou Yifan
Als stärkste Spielerin der Welt gilt Ju dennoch nicht. Ihre Landsfrau Hou Yifan dominiert seit März 2015 die Weltrangliste der Frauen und hatte vor der WM mit 2664 Elopunkten etwa 80 Zähler mehr als die Zweitplatzierte Ju. Das liegt auch daran, dass Yifan häufiger bei stärker besetzten Turnieren mit einem größeren Männeranteil spielt. Sie ist erst die dritte Frau in der Geschichte, die es in die Top 100 der gemischten Weltrangliste schaffte.
Yifan war zwischen 2010 und 2017 dreimal Weltmeisterin, entschied sich dann aber, aus dem WM-Zyklus der Frauen auszusteigen. Damit protestierte sie gegen das Qualifikationssystem des Weltverbands Fide und forderte ein Kandidatinnenturnier nach demselben Format wie bei den Männern.

Als stärkste Spielerin der Welt gilt Hou Yifan
Foto: ARBEN CELI/ REUTERSAls dieses zum nun beendeten WM-Kampf eingeführt wurde, erhielt Yifan eine Einladung. Die 25-Jährige sagte aufgrund ihres Studiums in Oxford jedoch wegen Terminschwierigkeiten ab. Dadurch rückte Gorjatschkina ins Kandidatinnenturnier auf, das sie überraschend dominant gewann.
Abseits des Schachbretts bei diesem WM-Duell hatte Schiedsrichterin Shohreh Bayat für Schlagzeilen gesorgt. Auf Fotos hatte es so ausgesehen, als würde die Iranerin kein Kopftuch tragen. Dafür war sie in ihrem Heimatland kritisiert worden. Anschließend trug Bayat kein Kopftuch mehr. Die 32-Jährige hat Angst vor ihrer Heimkehr. Ob sie in einem anderen Land Asyl beantragen wolle, hatte sie in einer Stellungnahme an den SPIEGEL offengelassen.