24 Stunden von Le Mans Wie Fernando Alonso der Sieg ermöglicht werden soll

Fernando Alonso im Toyota
Foto: JEAN-FRANCOIS MONIER/ AFPDie 24 Stunden von Le Mans - das ist neben den Indy 500 und dem Großen Preis von Monaco einer der ganz großen Klassiker im Motorsport. Und damit ein Teil des "Triples", das Fernando Alonso im Laufe seiner Karriere noch schaffen will. In Monaco hat er bereits gewonnen. Den Angriff auf den Indy-Sieg, 2017 noch gescheitert, könnte er nächstes Jahr wiederholen.
Die Gerüchte, dass sein jetziger Formel-1-Arbeitgeber McLaren in Zukunft in die Indycar-Serie einsteigen möchte, verdichten sich. Auch Alonso könnte sich angesichts mangelnder Fortschritte des Teams dorthin verabschieden. An diesem Wochenende soll für ihn aber erst einmal der Sieg in Le Mans auf der Liste abgehakt werden.
Worauf sich der Spanier bei seinem Vorhaben verlassen kann: Sowohl Alonsos Team Toyota, als auch die Organisatoren des Rennens in Le Mans (WEC) haben schon im Vorfeld viel getan, um ihm diesen Sieg zu ermöglichen. Alles ist darauf ausgerichtet, den zweimaligen Formel-1-Weltmeister am Ende ganz oben auf dem Podium stehen zu haben. Die entsprechenden PR-Effekte kämen Toyota und der gesamten Langstrecken-WM ganz recht. Seit dem Ausstieg der Werksteams von Audi und Porsche befindet sich die Rennserie in der Krise.
"Wir dürfen nicht so schnell fahren, wie wir eigentlich könnten"
Bereits Anfang Mai beim Saisonauftakt in Spa wurde alles dafür getan, dass Alonso als Sieger des Langstrecken-Rennens hervorging: Erst wurde der zweite, schnellere Toyota im Qualifying wegen eines vermeintlichen Formfehlers disqualifiziert. Im Rennen holte er die verlorene Runde jedoch auf und "drohte" am Ende doch noch zu gewinnen. Bei Toyota wurde kurzfristig eine Teamorder einberufen - und Alonso durfte jubeln.
Und die Organisatoren tun noch mehr, damit am Wochenende nichts schiefgeht: Zuletzt wurde bekannt gegeben, dass die Benzindurchflussmenge deutlich reduziert wird - ein großer Nachteil für viele Teams. "Wir dürfen nicht so schnell fahren, wie wir eigentlich könnten - dann bekommen wir eine Strafe", sagt Neel Jani. Der Schweizer wurde einst mit Porsche selbst Langstrecken-Weltmeister und Sieger in Le Mans.

Fernando Alonso
Foto: JEAN-FRANCOIS MONIER/ AFPJani sitzt zusammen mit dem Deutschen André Lotterer, ebenfalls Ex-Porsche- und Audi-Werksfahrer, und dem Ex-Formel-1-Piloten Bruno Senna im privaten LMP1 von Rebellion. Das Team gilt unter allen Privatiers als das professionellste und aussichtsreichste. "Gegen Toyota haben wir keine Chance, wenn die keine Probleme bekommen. Wir können uns nur auf uns selbst konzentrieren und abwarten, was passiert", sagt Jani.
"Das kann gefährlich werden"
Nach Meinung des Schweizers wurden bei der ganzen Reglement-Anpassung von Anfang an gravierende Fehler gemacht. "Man hätte die Hybrid-Autos von Toyota massiver einbremsen müssen und nicht versuchen sollen, die Privaten in so hohe Geschwindigkeitsbereiche zu bringen", sagt Jani und warnt: "Das kann gefährlich werden, die Autos sind dafür nicht wirklich gemacht, die Ressourcen bei den Teams nicht vorhanden."
Tatsächlich gab es in Spa in der Hochgeschwindigkeitspassage von Eau Rouge zwei dramatische Unfälle privater LMP1-Boliden. Im Qualifying brach sich Pietro Fittipaldi, ein Enkel des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi, beide Beine. Beim Rennen kam der Russe Matewos Issaakjan bei einem spektakulären Überschlag rückwärts nur mit viel Glück unverletzt davon.
Jani und seine erfahrenen Teamkollegen Lotterer und Senna sind sich der Gefahren bewusst, die auf Le Mans langen Geraden bei über 300 Stundenkilometer entstehen können. "Die Gesundheit geht vor. Außerdem wissen wir ja, dass wir nach vorne eh nichts ausrichten können gegen Alonso und Co. Und gegen die anderen Privaten sollte es auch so reichen", sagt Jani - und stellt eine Frage, die die Organisatoren in eine unangenehme Situation bringt: "Aber was machen die, wenn sie untereinander kämpfen - gerade, wenn das junge Fahrer sind?"
Alonso kann das alles egal sein. Er wird - wenn sein Auto hält - wohl in Le Mans gewinnen. Wahrscheinlich vor seinen zwei Teamkollegen Sébastien Buémi und Kazuki Nakajima. Auch wenn Alonso nicht unbedingt der schnellste der Toyota-Piloten sein wird. Seine Teamkollegen haben in den Autos ein paar Jahre mehr Erfahrung als der 36 Jahre alte Spanier.
Alonso würde sich über den Sieg wohl noch mehr freuen als über den in Spa. Dort hätte er ja schon "am liebsten auf dem Podium übernachtet, weil das Gefühl da oben so schön war." Dass er seine Leistung bringt, ist unbestritten. Dass man ihm den Weg zum Triumph möglichst zu ebnen versucht - aus kommerziellen Gründen, aber auch.