America's Cup Triumph für einen toten Freund

Jubelnde Oracle-Crew: Sieg dem toten Andrew Simpson gewidmet
Foto: Jens Hoyer/ dpaHamburg - Ob es tatsächlich das größte Comeback der Sportgeschichte ist, "die Mutter aller Comebacks", wie die britische "Times" gar schreibt, darüber kann man streiten. Aber der nicht mehr für möglich gehaltene Sieg des US-Teams Oracle beim 34. America's Cup gehört zweifellos zu den Top-Geschichten des Sportjahres 2013.
Doch im Augenblick des ganz großen Triumphes dachte Oracle-Cheftaktiker Ben Ainslie nicht an die Trophäe oder das Preisgeld. Er widmete den Sieg seinem im Training verstorbenen Freund Andrew Simpson.
"Er hätte diesen Wettbewerb geliebt. Er hätte gedacht, dass das ein unglaubliches Rennen gewesen ist", sagte Ainslie. "Das ist das, wofür er gelebt hat." Und man muss ergänzen: Wofür er gestorben ist. Der mehrfache Olympiasieger Simpson kam bei einem tragischen Trainingsunfall in der Vorbereitung des America's Cup ums Leben, als er ertrank.
Trotz der atemberaubenden Aufholjagd, bei der Oracle dem Team Neuseeland den schon sicher geglaubten Sieg noch abnahm, bleibt die Dimensionen, die der Wettkampf mittlerweile angenommen hat, auch nach dem Erfolg in der Kritik. "Wenn man 100, 150 oder 200 Millionen Dollar ausgeben muss, um eine Chance zum Mitsegeln zu haben, ist das einfach zu teuer", sagt zum Beispiel der deutsche Vorzeige-Segler Jochen Schümann.

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Wenn da nicht gegengesteuert werde, bleibe die Mehrheit der Segelwelt vom America's Cup ausgeschlossen, so Schümann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dass Oracle am Ende gewonnen habe, habe das Team auch seinen finanziellen Möglichkeiten zu verdanken. Da stehe mit dem Geld von Oracle-Boss und Multi-Milliardär Larry Ellison "ein riesiges Team mit unbegrenzten Ressourcen - personell, technologisch, finanziell".
Das ist nicht Schümanns einzige Kritik bei der 34. Neuauflage: "Ich halte es weiterhin für fraglich, ob sie mit den vielen Flügeln unter und über dem Wasser den typischen Segelsport darstellen. Und ich bleibe dabei, dass die Regatta mit den Herausforderern vor dem großen Finale ein Schuss in den Ofen war." Er bezieht sich dabei auf die Vorrennen, die sportlich nur einen begrenzten Wert hatten. Teilweise fuhrt dort eine Crew Rennen, ohne dass der Gegner angetreten war.
Den Siegern konnte das egal sein. Auch die amerikanische Presse feiert die Erfolgs-Crew in den höchsten Tönen. "Oracle geht in die Geschichte ein", titelt die "New York Times", und der San Francisco Chronicle schreibt vom "Wunder-Comeback".
Der Verlierer Team New Zealand dagegen stieß ein ganzes Land in tiefe Depression. Wochenlang hatte man Down Under mitgefiebert, sich so nah am Triumph gewähnt. Aber auch im Moment der Niederlage erwiesen sich die Neuseeländer als faire Sportsleute. "Obwohl das Ergebnis nicht das war, auf das wir gehofft hatten, gratulieren wir dem Oracle Team USA und bewundern ihren Kampfgeist und die fortwährenden Verbesserungen, mit denen sie im Match geblieben sind und den Cup geholt haben", sagte der stellvertretende Premierminister Bill English. Das eigene Team habe sich "würdevoll und professionell" verhalten, lobte das Regierungsmitglied zudem.
Was einem Land wie Neuseeland gelingt, müsste eigentlich auch in Deutschland möglich sein, regt Schümann an. "Auf jeden Fall wäre es gut, wenn Deutschland sich im Segelsport so weit entwickeln würde, dass es ein wettbewerbsfähiges America's-Cup-Team auf die Beine stellen kann. Aber da gehört nicht nur Segeln dazu, sondern auch Sponsoren, Technologie und eine ganze Entwicklungsfolge."
