America's Cup Oracle verpatzt Wende und nimmt eine Auszeit

Team Oracle vor Alcatraz: "Wir müssen uns neu gruppieren"
Foto: AP/dpaTeam Neuseeland hat die fünfte Wettfahrt von maximal 17 Rennen im Duell um den America's Cup gewonnen. Damit führt der Herausforderer 4:1 gegen Titelverteidiger Team Oracle. Das ist die reine Nachricht, aber dahinter steckt viel mehr. Denn das Duell am Dienstag war dramatisch.
Zunächst sah es so aus, als hätten sich die zusätzlichen Trainingseinheiten ausgezahlt, die das Team Oracle am Montag absolviert hatte. Mit Steuermann James Spithill starteten die US-Amerikaner so schnell wie noch nie in diesen Finalläufen. Schon zu Beginn von Rennen drei und vier hatte der Titelverteidiger vorne gelegen, am Dienstag war die Führung noch deutlicher.
Mit dem Wind im Rücken präsentierte sich Oracle dann stark. Mit rund 42 Knoten (78 Stundenkilometern) war das Team unterwegs und baute seinen Vorsprung schnell auf 200 Meter aus. Doch dann traf John Kostecki, der Taktiker bei Oracle, der Spithill den besten Weg vorgeben soll, einen folgenschweren Fehler.
Er befahl eine schnelle Wende direkt nach dem Passieren des Lee-Tores, das aus zwei Bojen besteht. Der Speed sank in der Wende von gut 40 Knoten in wenigen Sekunden auf unter sieben Knoten. Die Absicht war klar: Kostecki wollte möglichst schnell die Zone unter der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz erreichen. Unterhalb dieses natürlichen Hindernisses strömt die Tide nicht so heftig entgegen, das Boot wird weniger abgebremst.
Oracles mit dem größten Rückstand der bisherigen Serie
Die Neuseeländer wendeten nicht so schnell, entschieden sich für ein etwas späteres Manöver und nahmen damit mehr Geschwindigkeit mit. Oracles Vorsprung schrumpfte immer weiter und war schließlich aufgebraucht, plötzlich lag Team Neuseeland vorne - und gab die Führung nicht mehr her. Im Gegenteil: Im Ziel betrug Oracles Rückstand 1:05 Minuten, so viel wie nie zuvor am Ende eines Rennens in dieser Serie.
Spithill besprach anschließend auf einem Motorboot mit seinem Chef Russell Coutts die Situation unter vier Augen. Dann verkündete er dem Wettfahrt-Leiter die Entscheidung, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, ein Duell zu verschieben. Eigentlich ist dieses Mittel für den Fall von Materialproblemen gedacht, um nicht gleich zwei Rennen an einem Tag zu verlieren. Oracle jedoch nutzte diese Möglichkeit als taktische Auszeit.
"Wir müssen uns neu gruppieren und lernen", sagte Spithill später. Wegen der Jury-Strafe im Vorfeld muss sein Team noch zehn Rennen gewinnen, die Neuseeländer benötigen jetzt nur noch fünf Siege. Der australische Stratege Tom Slingsby war anschließend derjenige, der vom Team Oracle nach vorne geschickt wurde, um zuzugeben, dass die frühe Wende ein Fehler war. Nicht Kostecki, dem das Missgeschick unterlaufen war.
Spithill sagte noch: "Wir gehen morgen noch einmal raus und arbeiten an einigen Dingen für unser Spiel. Wir können sie schlagen. Das haben wir schon gezeigt." Ob Kostecki dabei sein wird, ließ er offen.
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