34. America's Cup Mentalschlacht vor der Startlinie

Ein einziger Sieg fehlt dem Team Neuseeland nur noch zum Triumph im America's Cup. Doch Gegner Oracle hat sich nicht aufgegeben. Die Katamarane sind mittlerweile gleichschnell, zudem hat Skipper James Spithill einen entscheidenden Vorteil.
Teams Neuseeland (r.), Oracle: Entscheidung steht kurz bevor

Teams Neuseeland (r.), Oracle: Entscheidung steht kurz bevor

Foto: ROBERT GALBRAITH/ REUTERS

Der Triumph ist so nah: Nur noch ein Rennen fehlt dem neuseeländischen Steuermann Dean Barker, um den entscheidenden neunten Sieg gegen das Oracle Team USA einzufahren. Zum dritten Mal nach 1995 und 2000 könnte die kleine Insel mit den 4,5 Millionen Einwohnern und 39 Millionen Schafen den America's Cup bejubeln.

Doch die Chancen auf einen Erfolg bereits im nächsten Rennen stehen schlecht. Das US-Boot darf diesmal zuerst von links in der Vorstartbox an den Kiwis vorbeipreschen und seine Position für den fliegenden Start einnehmen. Die Seiten werden regelmäßig gewechselt und die linke erwies sich bislang fast immer als Vorteil, da es einfacher ist, von dort die Führung in der Innenkurve an der ersten Rundungstonne zu behaupten.

Die rund zehn Millionen Euro teuren Sportgeräte der beiden Syndikate waren zuletzt ähnlich schnell, deshalb kann ein solch kleiner Unterschied wie die Startposition eine große Rolle spielen. Mit deutlich über 40 Knoten (annähernd 80 Stundenkilometer) segeln die 22 Meter langen Katamarane aufeinander los.

"Wir müssen einfach daran glauben"

Beide Steuermänner, Barker und James Spithill, müssen ihre Katamarane so positionieren, dass sie nach zwei Minuten mit maximaler Geschwindigkeit über die Startlinie segeln. Sie stehen dabei breitbeinig auf ihren wackelnden Segelbooten hinter ihrem Steuerrad, peilen auf Mini-Computern ihre Position zur Linie und den Abstand zum Gegner. Wann beschleunigt er, wann muss man gegenhalten?

Jeder seitliche Wellenschlag lässt die Boote erzittern, droht die elf Männer aus dem Gleichgewicht zu bringen und ergießt sich mit einer Spritzwasserwolke über der Crew. Für das langsame Taktieren und Dümpeln auf den letzten Metern zur Startlinie sind Barker und Spithill nicht gemacht. Die Sieben-Tonner müssen sich aus dem Wasser heben, auf die Tragflächen stellen. Dann sorgt schon ein Zucken des Steuermann-Zeigefingers für rasante Kurswechsel.

Der Parcours vor der Golden Gate Bridge in San Francisco ist aufgewühlt. Das ablaufende Wasser des Tiedenreviers schiebt mit drei Knoten gegen den Wind und türmt eine gewaltige Welle auf. Solche Bedingungen herrschten auch vor etwa einem Jahr, als sich der Oracle-Katamaran überschlug.

Von diesem Rückschlag hat sich Oracle nur schwer erholen können, zu spät ist das Team USA beim America's Cup auf Wettkampftemperatur gekommen. Jetzt doch noch den Sieg zu holen ist im Grunde unmöglich, aber das will beim US-Team derzeit noch niemand wahrhaben. Spithill sagt immer wieder: "Wir können es schaffen. Unglaubliche Comebacks sind ein Teil des Sports." Und auch Taktiker Sir Ben Ainslie beteuert: "Wir müssen einfach daran glauben."

Ausführliche Analysen, Interviews und Videos zum America's Cup finden Sie auf www.segelreporter.com .

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