34. America's Cup Team Neuseeland kentert fast und verliert

Team Neuseeland (l.), Gegner Oracle: Zweiter Punkt für den Titelverteidiger
Foto: AFPEin Aufschrei geht durch das Segel-Stadion von San Francisco. Zehntausende Zuschauer springen von ihren Sitzen auf und blicken gebannt auf die Bucht, wo gerade das achte Final-Rennen um den America's Cup zwischen Titelverteidiger Oracle und Team Neuseeland ausgetragen wird.
Plötzlich hebt der Katamaran des Herausforderers ab, genauer: einer der beiden Rümpfe. Er steigt höher und höher, das Segel neigt sich mehr und mehr dem Wasser entgegen. Drei Männer der elfköpfigen Crew sitzen auf dem steigenden Rumpf und starren fast 14 Meter in die Tiefe. Das ist der Moment, für den sie Klettergurt, Sauerstoffgerät, Helm und Messer am Körper tragen. Für den sie regelmäßig ihre Sprung-Übungen mit der gesamten Ausrüstung vom Zehn-Meter-Turm ins Schwimmbecken absolviert haben.
Der 40 Meter hohe Flügel ist kurz davor, auf das Wasser zu schlagen. Wenn das Boot kentert, könnte die Struktur kollabieren, die Segler unter sich begraben. So starb Segelstar Andrew Simpson im Mai unter dem Katamaran vom Team Artemis. Die Taucher, die seit dem Unfall permanent auf Motorbooten nebenherrasen, sind bereit für den Sprung ins Wasser.
Plötzlich richtet sich das Schiff wieder auf
In diesen Sekunden sind aber nicht nur die Segler in Gefahr. Es droht ein schwerer Schlag für die Herausforderer-Kampagne. Auch wenn sich die Besatzung retten könnte, die Schäden am Material wären verheerend. Die Neuseeländer haben kein einsatzbereites zweites Boot wie Oracle im Hangar stehen. Sie brauchen wenigstens drei Tage, bis ihr Ersatzschiff einsatzbereit wäre. Und niemand weiß, ob dieses konkurrenzfähig wäre.
Der Katamaran kippt und kippt - plötzlich hält er inne. Die Bewegung stoppt, das Schiff richtet sich wieder auf, der Rumpf klatscht ins Wasser (hier das Video von den dramatischen Sekunden ). Den Crewmitgliedern ist die Erleichterung anzusehen. Gegner Oracle rast zwar vorbei, protestiert und die Jury spricht eine Strafe gegen Neuseeland aus, weil bei dem unkontrollierten Manöver eine Behinderung vorlag. Aber das Rennen ist für die Herausforderer ohnehin verloren. Die Beinahe-Kenterung hat viel Geschwindigkeit gekostet, der Rückstand auf die US-Amerikaner ist zu groß.
Es ist der zweite Sieg für den Titelverteidiger, er liegt 2:6 hinten, eigentlich. Denn jetzt sind erst die beiden Minuspunkte nach der Strafe im Vorfeld abgearbeitet, deshalb steht es in Wahrheit 6:0 für Team Neuseeland, dem noch drei gewonnene Rennen für den Gesamtsieg fehlen. Oracle hingegen muss noch neunmal punkten.
Zu noch einer Wettfahrt reicht es an diesem Tag nicht, weil im anschließenden Rennen der Wind zu stark wird. Das Limit, das seit dem Unglück mit Simpson eingeführt wurde, ist überschritten. Die Wettfahrt-Leitung muss das Rennen abbrechen.
Oracle-Skipper James Spithill gibt sich später angriffslustig: "Wir haben immer gesagt, dass wir Rennen gewinnen können. Wir haben einen deutlichen Schritt bei der Leistungsfähigkeit unseres Bootes gemacht. Es ist ein Schlüsselmoment für diese Regatta." Das werden er und sein Team allerdings noch beweisen müssen.
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