Team Oracle vor Sensation "Einfach nur phantastisch"

Es ist die spannendste Aufholjagd in der Geschichte des America's Cup: Das Team Oracle aus den USA hat einen 1:8-Rückstand in ein 8:8 verwandelt. Vor der ultimativen Entscheidung, die in der Nacht auf Donnerstag fällt, zeigen selbst die härtesten Seemänner Emotionen.
Team Oracle vor Sensation: "Einfach nur phantastisch"

Team Oracle vor Sensation: "Einfach nur phantastisch"

Foto: Josh Edelson/ AFP

So oft hat man die elf Oracle Männer an Bord des Katamarans mit dem Namen "17" noch nicht jubeln sehen. Zu schlecht waren sie in das 34. America's Cup Duell gestartet, zu viel Hohn mussten sie ertragen, zu viel Reputation hatten sie durch den Betrugsskandal verloren.

Die Männer konnten nur ihren Job erledigen, auf Geistesblitze ihres Design-Teams und Fehler der Gegner vom Team New Zealand warten. Niemand setzte mehr einen Cent auf die Möglichkeit, dass der America's Cup beim Titelverteidiger in den USA verbleiben könnte. Aber am Dienstag klatschten sie sich ab, hüpften auf dem Katamaran-Trampolin und zeigten erstaunliche Emotionen für harte Seemänner.

Nach dem Ausgleich sagte Oracle-Skipper Jimmy Spithill: "Was uns Vertrauen schenkt, ist die Tatsache, dass wir das Boot sehr stark verbessern konnten. Wir können den morgigen Tag kaum abwarten, es wird der aufregendste unseres Lebens werden."

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America's Cup in San Francisco: Vom Winde verweht

Foto: Monica M. Davey/ dpa

Dabei ist ihnen jetzt schon Unglaubliches gelungen. Nach sieben Siegen in Folge gegen Neuseeland haben sie das ultimative The-winner-takes-all-Match erzwungen. Wer das nächste Rennen gewinnt, hat die bedeutendste Segel-Trophäe der Welt errungen.

Jeder normale Mensch würde unter dem Druck eines 1:8-Rückstandes einknicken. Aber Tag für Tag stemmt sich das Oracle-Team aufs Neue gegen die schon fast sicher scheinende Niederlage. Siebenmal wehrte es die Pleite ab. Jetzt hat es sich mit dem 8:8 den ersten eigenen Matchball erkämpft.

Aggressives Startmanöver der Neuseeländer

Es war ein hartes Stück Arbeit bei besten Windbedingungen in der Bucht von San Francisco, zwischen Golden Gate Bridge und Alcatraz am oberen Ende des Windlimits. Dabei nutzte Spithill im 17. Rennen auf beeindruckende Weise den ständig wechselnden Vorteil, als erstes Boot in die Box eintauchen zu dürfen.

Kiwi-Steuermann Dean Barker wollte diesmal mit einer sehr aggressiven Startvariante seinen Gegner überraschen, nachdem er zuvor im Gefühl eines sicheren Punktevorsprungs eher konservative Eröffnungsspielarten gewählt hatte.

Er griff Spithill sehr früh während des zweiminütigen Countdowns an, positionierte sich vor dem Gegner, geriet aber zu früh in die Nähe der Startlinie, Spithill drängte ihn von hinten, die Gefahr eines Frühstarts drohte. Barker musste bremsen, das US-Boot quetschte seine Bugspitzen zwischen Kiwis und Start, holte sich das Vorfahrtsrecht und Barker konnte sich nur noch mit einem Foul helfen. Die Schiedsrichter verhängten zwei Strafen - und besiegelten so das Rennen.

"Das ist einer der unglaublichsten Tage meines Lebens", sagte Spithill, "das Boot ist einfach nur phantastisch." Seine Mannschaft habe wieder hervorragend gekämpft: "Dass wir von hinten nach vorne gefahren sind, ist sehr beruhigend für Mittwoch. Wir sind auf alles vorbereitet, wir kämpfen bis aufs Letzte."

In der Nacht wird es nun definitiv eine Entscheidung geben - wenn der Wind mitspielt.

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