
Americas Cup: Die Bilder vom Auftakt
America's Cup-Auftakt Rückenwind für den Außenseiter
Favorit Oracle gegen Außenseiter Emirates Team Neuseeland - das war die Konstellation bis zum Start des ersten Rennens beim America's Cup. Doch schon Sekunden danach hatten sich die Vorzeichen umgekehrt. Vor gut 30.000 Zuschauern auf den Tribünen im Start- und Zielbereich und gut 400 Schiffen in der Bucht von San Francisco zeigten die Neuseeländer sofort, dass sie sich nicht verstecken wollen - und müssen.
Mit 40 Knoten (umgerechnet 74 Kilometern pro Stunde) raste Steuermann Dean Barker mit seiner Zehn-Mann-Crew auf dem ersten Highspeed-Stück des modernisierten America's-Cup-Kurses an dem US-Boot vorbei. Dessen Steuermann James Spithill konterte mit einem aggressiven Manöver, protestierte per Knopfdruck, aber die Schiedsrichter zeigten keine Stopp-Strafe an.
In allen bisherigen Rennen der Herausforderer-Serie für den America's Cup hätte diese Aktion nach den ersten 30 Sekunden ausgereicht, um das Duell zu entscheiden. Nicht so an diesem Tag.
Der Kurs mit dem Wind im Rücken, auf dem sich die 22 Meter langen Zweirümpfer mit ihren Tragflächen aus dem Wasser heben, wurde stattdessen zum taktischen Drama. In einer Phase des Duells rasten beide Schiffe von verschiedenen Seiten mit über 36 Knoten aufeinander zu. Die Neuseeländer hätten ausweichen müssen, behielten aber die Nerven und passierten nur wenige Meter vor den heranrasenden Bugspitzen. Wieder protestierten die Amerikaner, wieder lehnten die Schiedsrichter ab.
Niemand hätte den Sieg für möglich gehalten
An der nächsten Wendemarke wurde es erneut eng. Barker stellte seinen Katamaran zu hoch an den Wind, bremste ungewollt ab und plötzlich rauschten die Gegner heran. Fast kam es zur Kollision und die Neuseeländer ließen sich zu einer unnötigen Wende zwingen. Kurz danach lagen die Amerikaner vorne. Und wieder schien das Rennen gelaufen, schien es, als würde das Boot des selbst in San Francisco wenig geliebten Milliardärs Larry Ellison die "Kiwis" nun nach Hause schicken.
Aber das Spektakel hatte noch eine weitere Volte zu bieten. Die Neuseeländer konterten erneut. Zweimal kreuzten ihre schwarzroten Bugspitzen, die im Vergleich zu den filigranen Rümpfen der Amerikaner etwas plump aussehen, den Weg noch hinter dem Gegner, dann lagen sie vorne. Klar wurde, dass ihr Schiff im Wendemanöver etwas weniger Geschwindigkeit verliert.
Beim Zieleinlauf direkt vor den Zuschauern im America's Cup Park, wo die Superyachten an der Pier liegen und am Abend Bands im kleinen Stadion aufspielen, wurden zahllose neuseeländische Flaggen geschwenkt, niemand hätte diesen ersten Sieg für möglich gehalten. Und niemand glaubte zu diesem Zeitpunkt, dass der vermeintlich übermächtige Gegner keine Pfeile mehr im Köcher hat. Und dass das zweite Rennen sogar noch deutlicher verlaufen sollte.
Ein so enges Duell gab es beim America's Cup selten
Erneut ging Oracle-Steuermann James Spithill aggressiv auf den Gegner los und schien im Vorstart sogar eine Berührung zu provozieren. Wieder protestierte er, aber die Schiedsrichter waren an diesem Tag nicht auf seiner Seite. Sie sprachen keine Strafe gegen Neuseeland aus. Das US-Team verlor bei der Attacke aber so viel Geschwindigkeit, dass es schon beim Start gut 15 Meter zurücklag. Danach zeigte sich das Ellison-Team erschreckend chancenlos. Auf dem Einbahnstraßenkurs, der wenige Überholmöglichkeiten zulässt, haben sie offenbar nicht das Potential, am Gegner vorbeizuziehen.
Sieger ist, wer zuerst sieben Rennen gewinnt. Oracle ist nach einer Jurystrafe im Vorfeld allerdings mit zwei Minuspunkten gestartet, muss also elf Rennen gewinnen. Nach dem ersten Renntag scheint diese Aufgabe noch ambitionierter zu sein, auch wenn das deutliche 2:0 für Neuseeland noch eine große Überraschung ist.
Noch erstaunlicher aber ist der Verlauf der Rennen, die engen Segelsport bieten. Das gab es in der Geschichte des America's Cup selten. Und das faszinierende Duell verspricht auch weiter viel Spannung. Es könnte am Ende sogar die vielen Kritiker der neuen ultraschnellen Segel-Katamarane Lügen strafen, die sportlich langweilige Prozessionen erwartet haben.
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