Dopinggeständnis
ARD prüft rechtliche Schritte gegen Zabel
Erik Zabels Dopingbeichte zieht offenbar weitreichendere Konsequenzen nach sich. Nach seinem Aus als Sportdirektor bei den Hamburger Cyclassics verlangt nun die ARD Sponsorengelder von Zabel zurück. Auch auf Jan Ullrich kommt neues Ungemach zu.
Dopingsünder Ullrich, Zabel (r.): Sponsoren verlangen Gelder zurück
Foto: Lutz Bongarts/ Bongarts/Getty Images
Hamburg - Wie im Fall Jan Ullrich prüft die ARD nun auch gegen den ehemaligen Radprofi Erik Zabel rechtliche Schritte. Das bestätigte Sportkoordinator Axel Balkausky nach der Dopingbeichte des früheren Top-Sprinters: "Ja, die ARD hatte damals auch eine Vereinbarung mit Erik Zabel. Auch diese prüfen wir ebenso wie die damalige Vereinbarung mit Jan Ullrich derzeit juristisch." Es geht um die Frage, ob Sponsorengelder zurückverlangt werden können. Um welche Summe es sich handelt, wollte die ARD "aus Gründen der Vertraulichkeit" nicht verraten.
Auch Zabels ehemaliger Teamsponsor Telekom überlegt, rechtliche Schritte einzuleiten. "Ob wir gegen Erik Zabel Regress- oder Schadensersatz-Ansprüche stellen können, wird zur Zeit noch geprüft. Tendenziell gehen wir davon aus, dass dies nicht der Fall sein wird", sagte Unternehmenssprecher Stephan Althoff dem Kölner "Express".
Das Geständnis Zabels, der bereits seinen Posten als Sportdirektor der Hamburger Cyclassics hatte abgeben müssen, hat außerdem die Freiburger Staatsanwaltschaft alarmiert. Sie prüft, ob sie die Ermittlungen hinsichtlich der Verwicklung der ehemaligen Freiburger Sportmediziner Andreas Schmid und Lothar Heinrich in das systematische Doping beim früheren Team Telekom/T-Mobile noch einmal aufnehmen kann.
Oberstaatsanwalt Christoph Frank, Leiter der Schwerpunkt-Abteilung Doping in Freiburg, sagte der "Badischen Zeitung": "Wir müssen jetzt überprüfen, ob sich in nicht verjährter Zeit noch einmal Verdachtsmomente ergeben haben. Dabei interessieren uns allerdings nur die Ärzte und Helfer."
Ullrich soll wegen Meineides angeklagt werden
Zabel hatte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" jahrelanges Doping mit Epo, Eigenblut und Cortison zugegeben. 2007 hatte der inzwischen 43-Jährige behauptet, lediglich einmal in seiner Karriere kurz mit Epo experimentiert zu haben.
Zabels früherer Teamkollege Ullrich hatte vor einem Monat ein teilweises Dopinggeständnis abgelegt und in einem Interview mit dem "Focus" Blutdopingbehandlungen beim umstrittenen spanischen Sportmediziner Eufemiano Fuentes zugegeben. Dabei hatte er behauptet, keine anderen Dopingmittel als sein eigenes Blut verwendet zu haben. Die ARD hatte zwischen 1998 und 2006 als übertragender Sender der Tour de France über ihre Tochterfirma SportA im Rahmen von Honorarverträgen 790.912,12 Euro an Ullrich überwiesen.
Ihm drohen nun möglicherweise neue rechtliche Konsequenzen. Der Düsseldorfer Anwalt Knut Marel sagte: "Ich formuliere gerade eine Strafanzeige gegen Jan Ullrich. Bewusstes Anlügen des Gerichts ist ein Verbrechens-Tatbestand. Darauf steht Gefängnis nicht unter einem Jahr."
Marel glaubt, genügend Indizien dafür zu haben, dass Jan Ullrich am 12. November 2008 vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf durch Falschaussagen einen Prozess gegen seinen Mandanten Günther Dahms gewonnen hatte. Der frühere Chef des Coast-Rennstalls wurde damals zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 340.000 Euro plus Zinsen an Ullrich verurteilt.