
Ausraster im US-Open-Finale Williams' Wut lässt Stosur kalt
- • Finalsieg über Serena Williams: Stosur triumphiert bei den US Open
- • US Open: Kerber verpasst Finale, Petzschner holt Doppel-Titel
Serena Williams dominiert das Geschehen, Samantha Stosur bleibt nur die Rolle der Außenseiterin. So war es im Vorfeld des US-Open-Finales erwartet worden und so trat es auch ein - allerdings nicht aus sportlichen Gründen. Denn Williams unterlag zwar im Endspiel, spielte sich aber mit einem erneuten Ausraster in den Vordergrund.
Die Partie hatte Stosur 6:2 und 6:3 gewonnen. Nach dem Matchball kauerte die Australierin kurz auf dem Boden, nahm dann die Glückwünsche der Verliererin entgegen und ließ sich in der Box von Trainer und Familie feiern. Die Halbfinal-Bezwingerin von Angelique Kerber bescherte dem australischen Damentennis mit dem wichtigsten Triumph ihrer Karriere den ersten Grand-Slam-Einzeltitel seit Wimbledon 1980 und gewann zudem als erste Australierin seit 38 Jahren in New York. "Ich bin immer noch sprachlos. Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Turnier gewonnen habe", sagte Stosur, die im Finale der French Open 2010 gegen Francesca Schiavone verloren hatte.
Alles andere als sprachlos war hingegen Serena Williams. Das Problem dabei: Die 29-Jährige hatte bereits während der Partie ein starkes Mitteilungsbedürfnis. Im ersten Spiel des zweiten Satzes hatte Williams Breakball gegen sich, einer harten Vorhand schrie sie "Come on!" hinterher, noch bevor Stosur mit letzter Kraft den Rahmen des Schlägers an den Ball brachte.
Die griechische Schiedsrichterin Eva Asderaki entschied auf Behinderung der Gegnerin, zog Williams den Punkt ab und bescherte Stosur damit die 1:0-Führung. "Ich dachte, es ist ein klarer Punkt", rechtfertigte sich Williams später.
Minutenlang musste die Australierin dann warten, ehe sie aufschlagen konnte, durch das Arthut-Ashe Stadion hallten Pfiffe und Buh-Rufe, Williams starrte an der Grundlinie stehend auf die Schiedsrichterin. "Es war schwer, konzentriert zu bleiben", sagte Stosur. "Wahrscheinlich war es das lauteste Publikum, vor dem ich je gespielt habe."
"Sie haben völlig die Kontrolle verloren"
Wütend und angefeuert von den 20.000 Fans schaffte Williams das Re-Break, und brachte ihr Service zur 2:1 Führung durch. Während des Seitenwechsels redete sie unaufhörlich von ihrem Stuhl aus in Richtung Schiedsrichterin: "Schauen Sie mich ja nicht an, ich mache keinen Spaß. Sie haben völlig die Kontrolle verloren. Sie sind eine Hasserin", sagte die frühere Nummer eins die kurz vor der Disqualifikation stand.
Bereits vor zwei Jahren hatte sich Williams am gleichen Ort einen anderen Ausfall geleistet. Damals schimpfte sie im Halbfinale gegen Kim Clijsters beim Matchball gegen sich wegen eines Fußfehlers beim Aufschlag. Die Folge: Punktabzug für Williams, Sieg und Final-Teilnahme Clijsters. Nach der diesjährigen Pleite nahm Williams irrtümlich zunächst an, Asderaki habe auch damals auf dem Stuhl gesessen.
Auch angesprochen auf den Inhalt ihrer Schimpftiraden am Sonntag war Williams Gedächtnis getrübt. "Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Ich denke, ich werde es mir auf YouTube ansehen", sagte sie später bei der Pressekonferenz. Nach dem Match hatte sie Asderaki nicht die Hand gegeben. Der Frage, ob sie nicht ein Vorbild im Umgang mit den Unparteiischen sein müsse, wich Williams aus. "Ich weiß nicht. Als Athleten trainieren wir unser Leben lang. Wir leben für diese Momente. Wir Athleten geben 2000 Prozent. Ich tue das jedenfalls immer", sagte sie nur.
Oberschiedsrichter Brian Earley schaute sich noch am Sonntag die Bilder des Vorfalls an und sprach mit der Schiedsrichterin. Eine eventuelle Strafe sollte am Montag bekanntgegeben werden, teilten die US-Open-Organisatoren mit. Im schlimmsten Fall droht Williams sogar ein Ausschluss von den US Open 2012.
Noch auf dem Platz entschuldigte sich Williams dann doch noch bei Asderaki und zeigte sich auch gegenüber Stosur als gute Verliererin. Vor der Siegerehrung saß sie plötzlich neben der Australierin, plauderte freundlich mit der Weltranglisten-Zehnten und fragte, ob sie aufgeregt sei. "Ich war echt überrascht, aber das zeigt, wie nett und was für ein großer Champion sie ist", sagte Stosur. "Das hatte Klasse."
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Showdown in New York: Das Finale der US Open fand nicht wie gewohnt am Samstag statt. Der heftige Regen in der Metropole zwang die Veranstalter, das Endspiel der Frauen auf den Sonntag zu legen. Dort standen sich...
...Serena Williams, die das Turnier bereits dreimal gewinnen konnte (1999, 2002 und 2008), und...
...Samantha Stosur gegenüber. Die Australierin hatte im Halbfinale die Deutsche Angelique Kerber aus dem Turnier geworfen. Im Endspiel...
...war dann recht schnell klar, wer den besseren Tag erwischt hatte: Stosur gewann den ersten Satz deutlich 6:2. Das gefiel Williams natürlich überhaupt nicht. Die US-Amerikanerin wurde...
...zu Beginn des zweiten Satzes dann auch noch ausfallend. Nach einem...
...Passierschlag, den Stosur nicht mehr richtig zurückspielen konnte, entschied die Schiedsrichterin Eva Asderaki auf Punkt für die Australiern. Denn Williams hatte "Come on" gerufen, noch bevor Stosur den Ball berührte. Williams war mit dieser Entscheidung...
...überhaupt nicht einverstanden blaffte in Richtung der Schiedsrichtern: "Schauen Sie mich ja nicht an, ich mache keinen Spaß. Sie haben völlig die Kontrolle verloren. Sie sind eine Hasserin". Doch die Entscheidung...
...von Asderaki war korrekt. Nach dem Ausraster...
...musste Williams auch noch die Niederlage verdauen, denn Stosur entschied auch den zweiten Satz 6:3 für sich. Die Australierin...
...konnte es kaum glauben: Zum ersten Mal konnte sie bei einem Grand-Slam-Turnier gewinnen. Das musste sie...
...natürlich mit Freunden und Angehörigen feiern. Nach dem Triumph kletterte sie in ihre Box. Und auch...
...Serena Williams hatte sich wieder beruhigt. Locker plauderte sie mit Stosur und fragte, ob diese vor der Siegerehrung aufgeregt sei. Auch bei der Schiedsrichterin entschuldigte sie sich und freute...
...sich später über ihren zweiten Platz.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden