
Fotostrecke: Gesicht zeigen gegen rechts
Ausstellung zu Rechtsextremismus im Sport Plattitüden gegen rechts
Der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, hat mal den Satz gesagt: "Wenn ich Rechtsextremist wäre, ich wüsste, was ich zu tun hätte: Ich ginge in einen Sportverein." Der Satz taucht als Zitat in der neuen Ausstellung "VorBILDER - Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus" auf. Ein Satz mit Widerhaken. Ein Satz, bei dem das Nachdenken so richtig anfangen müsste.
Aber Nachdenken - darum geht es in der Ausstellung bedauerlicherweise nicht, die Bundespräsident Joachim Gauck am Mittwochabend im Deutschen Historischen Museum von Berlin eröffnet hat. Vielmehr wird Polit- und Sportprominenz ins Bild gerückt. Es wird Gesicht gezeigt, aber mehr nicht.
Das Konzept der vom Bundesinnenministerium initiierten Ausstellung ist klar: Ein Politiker und ein Sportler treffen sich zu einem gemeinsamen Fototermin, das Treffen wird von den Fotografen Bernd und Angelika Kohlmeier im Bild festgehalten, und die beiden Prominenten versichern einander, dass sie irgendwie sehr gegen Rechtsextremismus sind. Das ist letztlich die gesamte Botschaft.
"Wir lassen uns nicht aufs Glatteis führen"
Das Ganze wird unter, nennen wir es, plakative Überschriften gestellt: Wenn Hammerwerferin Betty Heidler mit dem hessischen CDU-Minister Boris Rhein zusammensitzt, wird getitelt: "Wir wissen, wo der Hammer hängt." Über dem Treffen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit Skispringerin Carina Vogt ist zu lesen: "Gemeinsam den Absprung schaffen." Wenn Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aufeinandertreffen, lautet die Überschrift, na klar: "Anpfiff für Toleranz." Und wenn Eishockeytorwart Leonardo Conti dabei ist, muss es schlicht und einfach heißen: "Wir lassen uns nicht aufs Glatteis führen."
Über Ursachen von Rechtsextremismus im Sport, darüber, warum Sportvereine besonders anfällig und attraktiv für rechte Aktivitäten sind und wie man Rechtsextremen im Verein wirkungsvoll entgegentritt - also über all das, was in dem Satz Zwanzigers mitschwingt -, darüber verrät die Ausstellung nichts.
Stattdessen lernen die Besucher, dass beim Treffen von Sachsens Landesvater Stanislaw Tillich mit Volleyballerin Myrthe Schoot viel gelacht wurde. Als Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und HSV-Torwart René Adler sich in der HafenCity trafen, war es dagegen bitterkalt. Und für FDP-Politiker Hermann-Otto Solms, der sich Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah als Partner ausgesucht hatte, war "Gerechtigkeit immer schon ein großes Thema".
Asamoah erzählt von Beleidigungen nach der Heim-WM
Als Asamoah zur Ausstellungseröffnung erzählt, wie er nach der Heim-WM 2006 mehrfach rassistisch beleidigt worden sei, sagt er fast nebenbei: "Damals hätte ich mir auch mehr Unterstützung von Kollegen aus der Nationalmannschaft gewünscht. Die gab es leider nicht." Noch so ein Satz, der wie ein Fremdkörper neben den ästhetischen Bildern vom Miteinander der Sportler und Politiker steht.
Die Kampagne kann dabei mit renommierten Namen glänzen, vor allem aus der Politik. Gauck, de Maizière, SPD-Politiker Wolfgang Thierse, die grüne Frontfrau Katrin Göring-Eckart. Bundestrainer Joachim Löw traf sich mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf der menschenleeren Tribüne des Stuttgarter Stadions. Man darf davon ausgehen, dass sie bei ihrem Meinungsaustausch nicht ausschließlich über die Bedrohungen des Rechtsextremismus geredet haben werden.
Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte sich mit Langstreckenläufer Jan Fitschen verabredet. Fitschen wird zitiert: "Ich habe auf meinen Reisen die Welt kennengelernt, und das bereichert mein Leben." Ein Satz, der den politischen Gehalt dieser Schau recht bündig zusammenfasst.
Eine Ausstellung, die eine politische Botschaft suggeriert, aber am Ende unpolitisch bleibt. Gut gemeint ist selten die kleine Schwester von gut gemacht.
De Maizière wünschte sich zur Eröffnung, dass diese Ausstellung, die in Berlin ihren Anfang nimmt und dann bundesweit gezeigt werden soll, "jeden Winkel unseres Landes erreicht". Es sollen schließlich auch Garmisch-Partenkirchen und Husum erfahren, dass Gerechtigkeit für FDP-Politiker Hermann-Otto Solms immer schon ein großes Thema war.