Basketball-Krimi Gruppensieg verpasst, Selbstvertrauen gewonnen
Palma de Mallorca - Als die deutsche Mannschaft nach der Halbzeitsirene in die Kabine schlich, sahen die 5800 Zuschauer im Velodrom von Palma nur hängende Köpfe. Nichts wollte den Schützlingen von Dirk Bauermann gelingen, Superstar Dirk Nowitzki traf nicht, seine Mitspieler versteckten sich. Die Folge: Das Team lag gegen den EM-Mitfavoriten Litauen hoffnungslos mit 17 Punkten zurück. Auch in der zweiten Hälfte änderte sich zunächst nichts, im Gegenteil, die Litauer bauten ihren Vorsprung fünf Minuten nach der Pause sogar auf 21 Punkte aus. Nur einen Tag nach der Galavorstellung gegen die Türkei schien die deutsche Mannschaft wieder im europäischen Mittelmaß angelangt. Doch ab Mitte des dritten Viertels legte die DBB-Auswahl wie aus dem Nichts los. Angeführt von einem erneut stark aufspielenden Nowitzki wurde aus der einseitigen Angelegenheit ein Basketball-Krimi. Nachdem Nowitzki mit einem Dreier und zwei Freiwürfen zehn Sekunden vor Schluss auf 80:81 verkürzt hatte, traf Darius Songaila nur einen seiner beiden Freiwürfe. Im Gegenzug unterlief Ademola Okulaja allerdings ein Offensivfoul, das die letzten Chancen des deutschen Teams zunichte machte. Litauen siegte 84:80. Doch das deutsche Team schöpft aus der Niederlage Zuversicht.
"Wir haben am Ende dumm verloren, aber wissen jetzt, dass wir hier jeden Gegner schlagen können", sagte NBA-Star Nowitzki, der auf 28 Punkten kam: "Es wäre dennoch toll gewesen, wenn wir unbesiegt in die Zwischenrunde gelangt wären." Dort trifft Deutschland als Zweiter der Gruppe C in Madrid am Samstag zunächst auf Frankreich (19 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE). Weitere Gegner sind Slowenien und Italien. Deutschland wird dabei einen Sieg aus der Vorrunde angerechnet. Die jeweils ersten Vier der beiden Zwischenrunden-Gruppen sind für das Viertelfinale qualifiziert.
Bundestrainer Bauermann zeigte sich nach der Niederlage gegen Litauen zwar "von der Energieleistung begeistert", der 49-Jährige fand nach dem Spiel aber auch Grund zur Kritik. "Die Glückwünsche für die Leistung sind okay, aber es gibt keine guten Niederlagen", so Bauermann: "Wenn wir von Anfang an ruhiger und disziplinierter agiert hätten, wäre sicher noch mehr als diese knappe Niederlage für uns drin gewesen. Aber wir haben auch gegen einen starken Gegner verloren."
Leichte Gegner gibt es ab Samstag ohnehin nicht mehr. Das weiß auch Nowitzki: "Natürlich werden die Aufgaben nicht leichter, aber wir werden weiter kämpfen." Noch in der Nacht wird das Team Richtung spanischer Hauptstadt reisen. Nowitzki wird den Weg mit dick in Eis verpacktem Knöchel antreten. Im dritten Viertel verletzte sich der 29-Jährige bei einer Aktion leicht, konnte aber weiterspielen. Auch sein Einsatz in der Zwischenrunde ist nicht gefährdet.
Deutschland - Litauen 80:84 (32:49)
Beste Werfer: Nowitzki (28), Okulaja (12), Garrett (10) für Deutschland - Lavrinovic (18), Jasikevicius (15), Siskauskas (13), Songaila (11), Kleiza (10) für Litauen
Zuschauer: 5800
Mit Material von sid und dpa