Ehemalige Tennis-Stars Becker spricht Stich Teamfähigkeit ab

Boris Becker
Foto: Kirsty O'connor/ dpaBoris Becker denkt am liebsten in großen Dimensionen (lesen Sie hier die aktuelle SPIEGEL-Titelstory über Becker). Der frühere Tennis-Star möchte ein Masters-Turnier nach Deutschland holen, obwohl der Deutsche Tennis Bund (DTB) und die Spielergewerkschaft ATP seit dem Rechtsstreit um die Degradierung des einstigen Masters-Turniers in Hamburg im Jahr 2009 nicht das beste Verhältnis haben.
"Es ist schwierig, weil es weltweit nur neun Masters-Turniere gibt", sagte Becker dem "Tennis-Magazin". "Aber es muss das Ziel sein, so ein Event nach Deutschland zu holen. International gesehen versuche ich, ein Masters-Turnier nach Deutschland zu holen. Es ist der nächste große Schritt. Die ATP-Finals in Deutschland wären die Krönung."
Als Standort für ein Masters-Turnier käme in Deutschland wohl nur erneut Hamburg infrage. Am Rothenbaum ist die Zukunft nach dem Aus von Michael Stich als Tunierdirektor gesichert, ab 2019 wird das Turnier von Peter-Michael Reichel geleitet und der Österreicher hat sich vor Kurzem zum Standort Hamburg bekannt. Für Becker keine Selbstverständlichkeit, denn sein einstiger Rivale Stich habe seinen Job als Turnierdirektor zwar gut gemacht, aber es gebe "Gründe, warum das nicht mehr geklappt hat".
"Es gab richtig Ärger", sagte Becker. "Ich bin von einem Einzelsportler mehr zu einem Teamsportler geworden. Diesen Sprung hat nicht jeder geschafft. Ich brauche meine Mannschaft, meine Spieler, meine Funktionäre, damit das Ganze funktioniert. Wie ich gehört habe, tut sich Michael schwer damit zu verstehen, dass man nur in der Gruppe stark ist. Das war die Problematik in Hamburg. Er hat zu sehr auf sich geschaut."
Stich hatte die Lizenz für das Rothenbaum-Turnier 2017 verloren und daraufhin den DTB kritisiert. "Ich glaube nicht, dass es transparent war", sagte Stich zur Entscheidung, Reichel die Lizenz zu erteilen. "Ich muss für mich feststellen, dass der DTB mit mir nicht arbeiten möchte", sagte der 50-Jährige. Stich teilte dem SPIEGEL mit, dass er Beckers Kritik zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren wolle.

Michael Stich (l.) und Boris Becker 1992
Foto: Chris Cole/ Getty ImagesBecker hatte den Tennissport in Deutschland mit seinem Wimbledonsieg 1985 großgemacht. Stichs internationale Karriere begann Anfang der Neunzigerjahre, 1991 gewann er ebenfalls in Wimbledon - im Finale gegen Becker. Daraus entstand eine sportliche Rivalität, die von beiden Spielern auch abseits der Courts geführt wurde. 1992 gewann das Duo bei den Olympischen Spielen in Barcelona gemeinsam im Doppel die Goldmedaille, dieser Erfolg blieb jedoch eine Ausnahme.