Bradley Wiggins und Sebastian Coe Schwere Doping-Vorwürfe gegen britische Sportler

Bradley Wiggins, Tour-Sieger 2012
Foto: Nicolas Bouvy/ dpaDas britische Sportministerium hat schwere Vorwürfe gegen die Radsportmannschaft Team Sky erhoben. Vor allem der frühere Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins gerät erneut in den Fokus: Laut einer Untersuchung des Department for Digital, Culture, Media and Sport hat Sky medizinische Ausnahmegenehmigungen ("TUE", Therapeutic Use Exemption) missbraucht, um mit Wiggins an der Spitze die Frankreich-Rundfahrt 2012 zu gewinnen.
Der Bericht könnte sogar das Aus für das Radsport-Team Sky bedeuten, spekulieren britische Medien. Die Mannschaft steht nicht nur wegen des Falls Wiggins, sondern auch wegen der Salbutamol-Affäre um den viermaligen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome unter Druck.
Das Sportministerium sieht es als erwiesen an, dass Wiggins und möglicherweise auch dessen Helfer im Team Sky unter dem Deckmantel von Ausnahmegenehmigungen leistungssteigernde Kortikoide konsumiert haben - um sich auf die Tour vorzubereiten.
Auch die ominöse Medikamentenlieferung an Wiggins im Jahr 2011 - bekannt unter dem Schlagwort "mystery package" - wird in dem Bericht als unglaubwürdig eingestuft. Anders als von Sky und Wiggins stets behauptet, dürfte das Päckchen nicht das Hustenmittel Fluimucil, sondern das Kortikoid Triamcinolon enthalten haben, hieß es. Im November hatte die britische Anti-Doping-Agentur (UKAD) die Ermittlungen gegen Wiggins eingestellt.
Kein Doping - aber die missbräuchliche Verwendung von Dopingmitteln
Der Report betont, dass es sich beim festgestellten Sachverhalt nicht um eine Verletzung des Anti-Doping-Codes der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) handele. Jedoch seien Dopingmittel innerhalb dieses Codes genutzt worden, um die Leistung der Fahrer zu steigern - "nicht nur aus medizinischer Notwendigkeit". Sky habe damit "eine ethische Grenze überschritten" - ausgerechnet die Mannschaft, die unter dem Motto des "sauberen Siegens" antritt.
Team Sky und Wiggins wiesen die Vorwürfe zurück. "Ich finde es traurig, dass Anschuldigungen erhoben werden können, bei denen Leuten Dinge vorgeworfen werden, die sie nie getan haben, die aber als Fakten angesehen werden", sagte Wiggins. Er werde sich in den nächsten Tagen detailliert äußern, um die Vorwürfe auszuräumen, ergänzte der fünfmalige Olympiasieger.
Hat IAAF-Präsident Sebastian Coe gelogen?
Neben Wiggins wird ein zweiter prominenter Ex-Sportler in dem Bericht scharf kritisiert: Sebastian Coe, vierfacher Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1980 und 1984 - und inzwischen der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands IAAF. Coe werden "irreführende" Aussagen während einer parlamentarischen Anhörung im Jahr 2015 vorgeworfen. Vor seinem Amtsantritt war Coe damals öffentlich zu seinem Wissen über den russischen Doping-Skandal befragt worden.

Sebastian Coe
Foto: ERIC GAILLARD/ REUTERSEs sei extrem unglaubwürdig, dass Coe von den Anschuldigungen nichts gewusst habe, bevor die ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" im Dezember 2014 ausgestrahlt wurde. Coe habe die Aufklärung des Skandals unnötig verzögert, so der Bericht.
Das Sportministerium kommt in seinem Bericht zum Schluss, dass die Anti-Doping-Agentur mit größeren Machtbefugnissen und Ressourcen ausgestattet werden sollte. Der Gesetzgeber wird dazu aufgefordert, die Beschaffung leistungssteigernder Substanzen im Sport auch strafrechtlich zu ahnden.