Der Raketenmensch Im freien Fall über den Ärmelkanal
London - Der Österreicher Felix Baumgartner, 34, ist als erster Mensch mit einem Fallschirm und speziell entwickelten Flügeln am Rücken über den Ärmelkanal geschwebt. Er sprang am Donnerstagmorgen in 9000 Meter Höhe aus einem Flugzeug über Dover ab und landete etwa zehn Minuten später an der 35 Kilometer entfernten französischen Küste bei Calais. In den britischen Medien bekam er dafür den Beinamen "Fearless Felix" - furchtloser Felix.

Glücklicher Rekordflieger an der Küste Frankreichs: "Ich habe es geschafft, und das ist phantastisch"
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Der Herr der Lüfte: "Fearless Felix" bei seinem Flug über dem Ärmelkanal
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Felix Baumgartner vor seinem Absprung über Dover: Drei Jahre Vorbereitung
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Ankunft in der Morgendämmerung: Bis kurz vor der Landung konnte Felix Baumgartner auf Grund der Wolkendecke kaum etwas sehen
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"Fearless Felix": Felix Baumgartner zeigt voller Stolz die speziell entworfenen Flügel
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Freier Fall aus 9000 Meter Höhe: "Es war ziemlich kalt da oben", lautete der lapidare Kommentar von Felix Baumgartner. 40 Grad minus zeigte das Thermometer
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"Es war ziemlich kalt da oben, ich kann immer noch nichts fühlen", waren die ersten Worte, die Baumgartner nach seiner Landung von sich gab. Um Flugzeugen auszuweichen, war der selbst ernannte Herr der Lüfte am frühen Morgen gestartet. Anfangs lag die Temperatur bei minus 40 Grad Celsius, und Baumgartner sank mit einer Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern Richtung Boden. Während seines Flugs war er wegen der dünnen Luft auf zusätzliche Sauerstoffzufuhr angewiesen. Die speziellen Flügel mit einer Spannweite von fast zwei Metern hatte er aus demselben leichtgewichtigen Karbon anfertigen lassen, das auch in Formel-1-Wagen benutzt wird.
Da er über Wolken schwebte, konnte er bis kurz vor der Landung nicht sehen, ob er Kurs hielt und Land in Sicht kam. "Aber ich habe es geschafft, und das ist phantastisch." Baumgartner hatte sich drei Jahre lang auf den Sprung vorbereitet. Beim kleinsten Fehler wäre er abgedriftet, und das hätte nach seinen Worten sehr gefährlich werden können. Dennoch habe er den Flug sehr genossen. Am frühen Morgen hoch oben in der Luft sei man endlich einmal ganz für sich.
Baumgartner war zuvor schon von der Christus-Statue in Rio de Janeiro und vom höchsten Wolkenkratzer der Welt in Kuala Lumpur gesprungen. Nun plant er schon wieder eine neue Aktion, die er allerdings noch geheim hält.
Der Ärmelkanal war schon oft Kulisse für Rekordversuche. Bei dem Pionierflug 1909 hatte Louis Bleriot mit einem Kleinflugzeug in 37 Minuten den Kanal überquert. Matthew Webb durchschwamm 1875 in 22 Stunden als erster Mensch den Kanal. 1979 strampelte der Radsportler Bryan Allen mit einer verbesserten Variante des von Paul MacCready entwickelten "Gossamer Condor", dem "Gossamer Albatros", über den Ärmelkanal. Nachdem sich Allen zwei Stunden und 49 Minuten lang abgemüht hat, erreichte er mit letzter Kraft die französische Küste.