
NBA-Club Mavericks: Transferdebakel für Dallas
Nowitzki-Club in der Krise Dirks Desaster
Mark Cuban hatte es sich so schön vorgestellt. Mit Deron Williams und Dwight Howard wollte der Besitzer der Dallas Mavericks Dirk Nowitzki diesen Sommer zwei weitere Superstars zur Seite stellen. Das war vor einem Jahr, unmittelbar nachdem die Dallas Mavericks zum ersten Mal in der Club-Geschichte NBA-Meister geworden waren. Doch der Traum von den großen Drei ist geplatzt, stattdessen fing sich Dallas eine Absage nach der anderen ein. Der 34-jährige Nowitzki muss sich nun überlegen, ob er überhaupt noch bei dem Team bleiben will.
"Wir sehen uns nicht als einen Club im Neuaufbau", hatte der Deutsche vor dem Transfer-Desaster gesagt. "Selbst wenn Williams nicht kommt, dann haben wir etwas in der Hinterhand." Doch danach sieht es nicht aus. Wenn Dallas einen Alternativplan hatte, dann ist auch dieser gescheitert.
Die Mavericks waren sich sehr sicher, dass Williams in seine Heimatstadt wechseln würde. Doch in letzter Sekunde - laut eigener Aussage - entschied dieser sich dazu, bei den Brooklyn Nets zu bleiben. Die Nets konnten ihm 25 Millionen Dollar mehr bieten als Dallas. Nachdem Williams abgesagt hatte, sprang auch Jason Kidd kurzfristig ab und unterschrieb bei den New York Knicks. Das Team in Dallas sei nicht stark genug, begründete Kidd seine Entscheidung. Ohne Williams sind die Mavs auch für Howard keine Option mehr.
Chandler kritisiert Mavs-Management
Panisch versuchte Dallas Steve Nash zurückzuholen, doch blitzte auch beim Kanadier ab, der sich den Los Angeles Lakers anschloss. Zudem unterschrieb Dallas' zweitbester Scorer der vergangenen vier Jahre, Jason Terry, bei den Boston Celtics. Aus dem Meister-Team sind damit nur noch fünf Spieler unter Vertrag - mit Nowitzki und Shawn Marion als einzigen Leistungsträgern.
"Dirk tut mir wirklich leid", sagte Tyson Chandler der Tageszeitung "Star Telegram". Der Center war 2011 maßgeblich für den Titelgewinn verantwortlich. Doch die Mavericks-Führung um Cuban und General Manager Donnie Nelson entschied sich dazu, den Vertrag mit Chandler nicht zu verlängern. Der wechselte zu den New York Knicks und wurde in der abgelaufenen Saison als bester Verteidiger der Liga ausgezeichnet.
"Jeder verheddert sich darin, das ultimative Team zusammenzustellen", kritisiert Chandler: "Wir hatten doch die Erfolgsformel. Aber jetzt ist sie weg."
Schon vor der abgelaufenen Saison wurden neben Chandler noch weitere Leistungsträger abgegeben. Das Team wurde bewusst nicht verstärkt, um mögliche Top-Transfers im Sommer zu ermöglichen. Ein Übergangsjahr verbunden mit einem frühen Playoff-Aus - gegen Oklahoma City Thunder setzte es eine peinliche 0:4-Niederlage - wurde in Kauf genommen.
Nun hofft Dallas zumindest auf ein Team, das in der kommenden Saison in die Playoffs kommen kann. Doch der Markt ist leer, die besten vertragslosen Profis haben sich schon neue Clubs gesucht, es bleibt nur die Resterampe.
Kaum mögliche Abnehmer für Nowitzki
Trotz der Entwicklungen hält sich Nowitzki noch bedeckt. Dallas ist für ihn eine zweite Heimat geworden, den Mavericks und besonders Cuban ist er freundschaftlich verbunden. "Ich habe noch für zwei Jahre einen Vertrag, die werde ich auf jeden Fall in Dallas bleiben", sagte der Power Forward, der seit 1999 für das Team spielt, am Donnerstag. Öffentlich würde er nie einen Trade fordern.
Dass die vergangene Saison ein Übergangsjahr war, hatte er noch akzeptiert. Obwohl er bei seiner Vertragsverlängerung über vier Jahre im Sommer 2010 auf Geld verzichtet hatte, um den Mavericks genügend finanziellen Spielraum für einen weiteren Star zu ermöglichen.
Nun muss sich Nowitzki aber fragen, ob er die letzten Jahre, in denen er auf höchstem Niveau spielen kann, bei einem unterdurchschnittlichen Team vergeuden will. Im vergangenen Mai hatte er in einem Radio-Interview bereits gesagt: "Sollten wir diesen Sommer wirklich niemanden bekommen, dann wollen sie vielleicht einen Neuaufbau starten. Es ist offensichtlich, dass ich dafür dann zu alt wäre."
Klar ist aber auch: Nicht viele Teams können sich die Verpflichtung von Nowitzki per Tausch erlauben. Von den Titelkandidaten kommen nur die Lakers (für Pau Gasol oder Andrew Bynum) und die Chicago Bulls (für Carlos Boozer) in Frage. Möglicherweise würden auch die Houston Rockets mitbieten, die im Vorjahr knapp an den Playoffs gescheitert waren. Die Rockets könnten Dallas den auslaufenden Vertrag von Kevin Martin und einige junge Talente bieten.
Doch General Manager Nelson lehnt einen Wechsel seines Superstars ab: "Nein, Dirk wird ein Mav bleiben." Es scheint, also ob der Deutsche nur auf den nächsten Sommer und einen neuen Superstar hoffen kann. Sonst droht ein erneutes Desaster.