Doping Ehemalige DDR-Sprinterin lässt Rekorde streichen

Dopingmittel Oral-Turinabol: Breiter Einsatz im Sport der DDR
Foto: APHamburg - Die ehemalige Weltklassesprinterin Gesine Tettenborn, 47, hat den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) aufgefordert, sie aus den Rekordlisten zu streichen, weil die Zeiten mit der Hilfe von Dopingmitteln erzielt worden seien. "Mir ist bewusst geworden, dass ich für immer dort stehenbleibe, wenn ich nicht aktiv werde", sagte Tettenborn dem SPIEGEL, "irgendwie wäre ich also mitverantwortlich dafür, wenn junge Athletinnen dopen, weil sie motiviert sind, diesen Rekord zu brechen."
Unter ihrem Mädchennamen Gesine Walther hatte die Leichtathletin im Juni 1984 mit der 4x400-Meter-Staffel der DDR einen neuen Weltrekord erzielt. Beim DLV wird diese Zeit noch immer als Deutscher Rekord geführt. "Mir ist klar, dass ich nun für manche ein Nestbeschmutzer bin, der ihnen die Erinnerung kaputt macht. Aber ich musste es tun. Für mich", sagte Tettenborn dem SPIEGEL weiter. Der Verband kam inzwischen ihrer Bitte nach.
Die Sprinterin kritisiert die Haltung vieler Athletinnen und Trainer der ehemaligen DDR, die Doping bis heute abstreiten oder verharmlosen: "Sie leben in der Vergangenheit und zementieren sie damit." Mit Tettenborn in einer Staffel hatten auch die Erfurterin Sabine Busch, die bis heute den Deutschen Rekord über 400 Meter Hürden hält, und die Rostockerin Marita Koch gestanden, die Weltrekordinhaberin über 400 Meter ist.
Tettenborn berichtet, dass sie von ihrem Trainer als 17-Jährige in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1980 in Moskau erstmals anabole Steroide bekommen habe. Sie habe sich stets unwohl bei der Einnahme gefühlt, aber sie habe mit niemandem über die Dopingmittel sprechen können, weil sie sich schriftlich dazu verpflichtet habe. Zudem "wäre mein Trainer total ausgeflippt, wenn ich ihm erzählt hätte, dass ich die Pillen nicht mehr will", sagte sie.