Doping Phonak suspendiert Olympiasieger Hamilton
Hamburg - Dem Kölner Dopingfahnder Wilhelm Schänzer kommt der Fall Hamilton ziemlich dubios vor: "Wenn es in Athen bereits Auffälligkeiten gegeben hat, hätte dies vor Ort endgültig geklärt werden müssen. Das kann ich nicht nachvollziehen", sagte der Leiter des Instituts für Biochemie in Köln dem Sport-Informations-Dienst.
Der US-Amerikaner Hamilton, Kapitän im Schweizer Phonak-Team, war auf der laufenden Spanien-Rundfahrt in der A-Probe als erster Sportler überhaupt positiv auf Doping mit Fremdblut getestet worden. Möglich hat diesen Nachweis ein neues Testverfahren gemacht, das Antikörper feststellt, die sich dann bilden, wenn der Körper auf fremdes Blut reagiert.
Nach dem positiven Test bei der Vuelta wurde nachträglich Hamiltons Probe von Olympia in Athen nochmals untersucht. Das Ergebnis: positiv. In dem Dopingtest nach Hamiltons Triumph im Zeitfahren waren zwar bereits Unregelmäßigkeiten festgestellt worden, die Angelegenheit wurde jedoch nicht weiter verfolgt. Der erneute Dopingbefund lässt jetzt die Frage aufkommen, warum das IOC den Vorfall verschwiegen hat. Patrick Schamasch, der Leiter der Medizinischen Kommission des IOC, war nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Zu laufenden Verfahren äußere man sich nicht, war die Begründung.
Hamilton, Nachbar seines ehemaligen Teamkollegen Lance Armstrong im spanischen Gerona, drohen die Aberkennung seiner Goldmedaille von Athen und sogar das Ende seiner Karriere, sollten auch die B-Proben ergeben, dass er mit Fremdblut gedopt hat.
Fakten sprechen gegen Hamilton
Heute Nachmittag bröckelte die Unterstützung für Hamilton aus seinem Team. Der 33-jährige Radprofi wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Ihm wurde mit fristloser Entlassung gedroht, wenn seine Schuld bewiesen würde. Das Ergebnis der B-Probe liegt offiziell noch nicht vor. "So weit seine Schuld noch nicht bewiesen ist, stehen wir zu ihm. Aber die Fakten sprechen im Moment gegen ihn. Sollte auch die B-Probe positiv sein, werden wir ihn entlassen", teilte Phonak-Chef Andy Rihs mit.
Dass das neue Testverfahren funktioniert, steht für Schänzer fest: "Es ist vor den Olympischen Spielen noch einmal in einer groß angelegten Aktion getestet und dann eingeführt worden", sagte der Professor, der nur eine Erklärung für das Versäumnis des IOC hat: "Vielleicht haben die Analyseergebnisse der Medizinischen Kommission nicht ausgereicht."
Die Dopinglabore in Athen, Lausanne und Sydney, wo das neue Verfahren entwickelt worden war, hatten den Test gemeinsam mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) intensiv geprüft. "Wenn es dann eingeführt wird, kann man davon ausgehen, dass es auch sicher ist", so Schänzer. Aber genau hier will der Rechtsanwalt von Tyler Hamilton, der die Vorwürfe bestreitet und von Manipulation spricht, ansetzen. "Wir werden ein Verfahren einleiten, um diesen Test in Frage zu stellen", sagte Lucien W. Valloni. "Er entspricht nicht internationalen Standards. Wir haben von den internationalen Verbänden Akteneinsicht verlangt, bis Dienstag aber nicht einmal eine Antwort erhalten. Eine solche Vorverurteilung ist nicht zu akzeptieren."