Doping-Verdächtigung Ullrich gewinnt vor Gericht gegen Experten Franke

Für Jan Ullrich ist es nach langer Zeit wieder ein Erfolg. Ein Gericht hat dem Wissenschaftler Werner Franke untersagt, künftig zu behaupten, Ullrich habe an einen spanischen Arzt eine hohe Geldsumme für die Beschaffung von Dopingmitteln gezahlt.
Radprofi Ullrich: "Es wird sich alles zu meinen Gunsten aufklären"

Radprofi Ullrich: "Es wird sich alles zu meinen Gunsten aufklären"

Foto: AFP

Hamburg – In einem TV-Interview hatte Franke erklärt, Ullrich habe in einem Jahr dem spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes 35.000 Euro für Dopingmittel überwiesen. Dabei hatte sich Franke auf Ermittlungsakten aus Spanien berufen. Die dortigen Strafverfolger haben Fuentes seit einigen Monaten im Visier. Der Arzt soll Dutzende Leistungssportler, darunter auch Ullrich, mit Wachstumshormonen und anderen auf der Dopingliste stehenden Substanzen versorgt haben.
Die Pressekammer des Hamburger Landgerichts hat Franke nun untersagt, die Behauptungen über Ullrich öffentlich zu wiederholen. Die Richter bestätigten mit ihrer Entscheidung eine Einstweilige Verfügung, die der des Dopings verdächtigte Radprofi gegen Franke erwirkt hatte. Franke habe "eine Äußerung verbreitet, von der glaubhaft gemacht ist, dass sie unwahr ist", hieß es in der Urteilsbegründung. Er habe Ullrich in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt.

"Wir werden mit hundertprozentiger Sicherheit Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen", sagte heute Frankes Anwalt Michael Lehner. Er hatte argumentiert, Franke habe lediglich als Privatmann unwidersprochen gebliebene Presseberichte verbreitet. Diese Begründung überzeugte das Landgericht nicht. "Dem steht bereits entgegen, dass er (Franke; die Red.) selbst zu den Dopingvorwürfen recherchierte und als Sachkundiger die Presse als Forum nutzte." Franke habe seine Behauptung auch zu einem Zeitpunkt verbreitet, als Ullrich dieser bereits öffentlich widersprochen hatte.

Franke hatte im August sogar Strafanzeige gegen Ullrich erstattet und den 33-Jährigen bezichtigt, wider besseres Wissen eine eidesstattliche Versicherung abgegeben zu haben, wonach er nichts mit der Affäre um Fuentes zu tun habe. Das aber stehe im Widerspruch zu den Unterlagen der Guardia Civil, so Franke. Der Dopingexperte hatte zudem erklärt, es sei sogar bekannt, über welche Bankkonten Ullrich Geld nach Spanien transferiert habe.

Demnächst Verfahren gegen Ullrich in der Schweiz?

Unabhängig vom Prozess in Hamburg droht dem von seinem Team T-Mobile gekündigten Ullrich als Wiederholungstäter weiterhin eine lebenslange Sperre. "In ein paar Tagen sollten wir die beglaubigten Dokumente des Radsportweltverbandes UCI zur Doping-Affäre Fuentes erhalten", sagte Lorenz Schläfli, Geschäftsführer des Schweizer Radsportverbandes Swiss Cycling, mit dessen Lizenz Ullrich fährt. Er zweifle nicht daran, dass das Material ausreicht, ein Verfahren gegen Ullrich zu eröffnen, so Schläfli. Bisher liegen dem Verband nur Abschriften der Guardia Civil zu dem Fall vor.

Ullrich geht trotz der Ermittlungen in Spanien und eines möglichen Verfahrens in seiner Wahlheimat Schweiz davon aus, seine Karriere als Radprofi fortsetzen zu können. Dem Magazin "Bunte" sagte Ullrich, dass ihm zurzeit Angebote mehrerer Teams vorlägen: "Ich muss mich nur noch entscheiden, für wen ich fahren möchte. Es wird sich alles zu meinen Gunsten aufklären. Was man gerade mit mir macht, finde ich ungerecht. Ich bin unschuldig."

ach/dpa/sid

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