Doping-Vorwürfe T-Mobile suspendiert Teamärzte
Bonn - "Nach Gesprächen mit den Betroffenen sind wir überein gekommen, die Zusammenarbeit mit beiden bis auf weiteres ruhen zu lassen", sagte T-Mobile-Teamchef Bob Stapleton. Die Mediziner Lothar Heinrich und Andreas Schmid sollen Behauptungen des ehemaligen Team-Masseurs Jef D'hont zufolge beim Vorgänger-Rennstall Telekom an organisiertem Doping beteiligt gewesen sein.
Gestern hatte die Staatsanwaltschaft Freiburg ein Ermittlungsverfahren gegen die Mannschaftsärzte des T-Mobile-Rennstalls eingeleitet. "Es besteht ein Anfangsverdacht, der es rechtfertigt, dass wir Ermittlungen aufnehmen", hatte Maier der "Süddeutschen Zeitung" gesagt. Die Behörde hatte damit auf eine Anzeige des Dopingexperten Werner Franke reagiert. Der Heidelberger Molekularbiologe bezieht sich in seiner Anzeige auf die Enthüllungen D'honts.
"Wir gehen davon aus, dass die zuletzt gegen die Uniklinik Freiburg erhobenen, nicht nachgewiesenen Behauptungen lückenlos aufgeklärt werden können", erklärte Stapleton. Um die Betreuung der Athleten weiter sicherzustellen, werde man sich nach Alternativen umsehen, die den Fahrern die "bestmögliche medizinische Versorgung garantieren", so der US-Amerikaner.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) begrüßten die Entscheidung des T-Mobile Teams. "Es sind massive Vorwürfe, die den Ruf des Sports in Gefahr bringen. Die Sportmedizin in Freiburg betreut schließlich zahlreiche Sportlerinnen und Sportler aus Bundes- und Landeskadern", sagte der Nada-Vorstandsvorsitzende Armin Baumert. "Wir begrüßen diesen Schritt sehr. Es muss alles getan werden, um diese Angelegenheit lückenlos aufzuklären", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.
Der Rennstall selbst sieht das genauso. "Es ist wichtig, dass Aktion in die Sache kommt und die Staatsanwaltschaft etwas tut", hatte T-Mobile-Pressesprecher Christian Frommert im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE mitgeteilt. Dabei nahm er auch die heutige Entscheidung indirekt voraus. "Bob Stapleton wird heute noch mit Lothar Heinrich telefonieren. Morgen werden wir eine Entscheidung bekannt geben", so Frommert gestern.
D'hont war in den neunziger Jahren Masseur beim damaligen Team Telekom und behauptet in einem soeben erschienenen Buch sowie in einem ausführlichen Gespräch mit dem SPIEGEL, dass es im Team Telekom organisiertes Doping mit Hilfe der Freiburger Ärzte gegeben habe. Franke erstattete daraufhin Anzeige wegen Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz und wegen versuchter Körperverletzung.
Die Enthüllungen D'honts waren auch Thema des SPIEGEL-ONLINE-Chats mit SPIEGEL-Autor und Doping-Experte Udo Ludwig. Das Chat-Protokoll finden Sie hier.
Basso doch zu DNA-Test bereit
Derweil ist der italienische Radprofi Ivan Basso offenbar doch bereit, sich im Zusammenhang mit den gegen ihn erhobenen Doping-Vorwürfen einem DNA-Test unterziehen. Das berichteten italienische Medien heute. Bislang hatte der 29-Jährige einen DNA-Abgleich mit ihm zugeordneten Blutbeuteln aus dem Labor des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes stets abgelehnt. Im Fall Jan Ullrich waren Anfang April insgesamt neun bei der "Operación Puerto" sichergestellte Blutkonserven nach einer DNA-Analyse zweifelsfrei dem früheren Telekom- und T-Mobile-Kapitän zugeordnet worden.
Nachdem Basso sich am Montag von seinem Discovery-Team getrennt hatte, war er gestern zwei Stunden lang in Rom von den Ermittlern des italienischen Olympiaverbandes CONI zu seiner Verbindung zu Fuentes vernommen worden. Zuvor hatte Basso jeglichen Kontakt zum Netzwerk des Arztes bestritten. Falls sich die Doping-Vorwürfe gegen ihn bestätigen, drohen Basso bis zu zwei Jahre Sperre.
fpf/sid