Doping-Zoff
Ullrich erwirkt einstweilige Verfügung gegen Franke
Freunde werden diese beiden nicht mehr: Doping-Experte Werner Franke beschuldigt Jan Ullrich seit Wochen der Einnahme illegaler Substanzen. Der Radprofi wehrt sich vehement - und hat nun vor Gericht einen Teilerfolg erzielt. Das Doping-Verfahren gegen den Deutschen soll allerdings noch in dieser Woche eingeleitet werden.
Hamburg - Franke dürfe nicht mehr behaupten, dass Ullrich in einem Jahr 35.000 Euro zur Beschaffung illegaler Substanzen ausgegeben habe, gab der ehemalige T-Mobile-Radstar auf seiner Homepage bekannt. Er habe vor dem Landgericht Hamburg eine Einstweilige Verfügung gegen den Molekular-Biologen erwirkt, so Ullrich.
Bei Zuwiderhandlung drohen Franke laut Ullrich bis zu 250.000 Euro Geldstrafe oder sechs Monate Haft.
Franke zeigte sich verwundert. Ihm sei keine Entscheidung zugegangen, sagte er am Nachmittag. Er würde eine entsprechende Verfügung als "bizarr" empfinden, schließlich habe er lediglich aus den ihm vorliegenden Dokumenten der spanischen Behörden in der Dopingaffäre um den Madrider Arzt Eufemiano Fuentes zitiert. "Danach wird eine Rechnung über 35.000 Euro der Nummer 1 zugeordnet, und die Nummer 1 ist laut Ermittlungen nun einmal Jan Ullrich."
Franke kündigte gleichzeitig an, die erste einer Reihe von Anzeigen gegen Unbekannt noch heute bei der Staatsanwaltschaft Bonn einreichen zu wollen. Vor dem Hintergrund der Fälle Ullrich, Jörg Jaksche, Jörg Ludewig und Danilo Hondo gehe es dabei um Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz sowie um Körperverletzung.
Ullrichs Doping-Verfahren startet wohl noch diese Woche
Unterdessen wird das Doping-Verfahren gegen Ullrich wohl noch in dieser Woche in der Schweiz eingeleitet. Eine endgültige Entscheidung werde bis Donnerstag fallen, sagte der Geschäftsführer des Radsportverbandes Swiss Cycling, Lorenz Schläfli.
Man wolle die vom Weltverband UCI erhaltenen Dokumente der spanischen Behörden nochmals prüfen: "Nach erster Einsicht deutet aber alles darauf hin, dass es zu einem Verfahren kommt und Jan Ullrich sehr bald vorgeladen wird." Die Swiss Cycling vorliegenden Unterlagen aus Madrid umfassen rund 100 Seiten, deshalb sei eine erneute Sichtung angebracht, erklärte Schläfli.
Sollte sich der erste Eindruck bestätigen, würde der Fall noch in dieser Woche an die Disziplinarkammer des Schweizer Sportverbandes weitergegeben. Dessen Vorsitzender Gerhard Walther würde dann Anklage erheben und Ullrich vorladen. Der Toursieger von 1997 hat seinen Wohnsitz in Scherzingen und fährt mit Schweizer Lizenz.