Whistleblower Rodtschenkow Kronzeuge für Russlands Doping meldet sich aus Untergrund zu Wort

Grigorij Rodtschenkow installierte in Russland eines der größten Dopingsysteme der Sportgeschichte. Als Kronzeuge im Dopingskandal ist er danach in den USA untergetaucht - und fordert jetzt harte Strafen für Funktionäre.
Grigorij Rodtschenkow fordert weitere harte Strafen im russischen Dopingskandal (Archivbild)

Grigorij Rodtschenkow fordert weitere harte Strafen im russischen Dopingskandal (Archivbild)

Foto: DPA

Whistleblower Grigorij Rodtschenkow hat die Sanktionen der Welt-Antidopingagentur gegen Russland begrüßt und zugleich harte Strafen für die Verantwortlichen des Sportbetrugs gefordert.

"Endlich wurden Betrug, Lügen und Fälschungen von unbeschreiblichem Ausmaß in vollem Umfang bestraft", sagte der frühere Leiter des Moskauer Antidopinglabors in einer persönlichen Erklärung, aus der die BBC in einem Bericht zitierte .

"Diejenigen, die an der Korruption bestimmter Sportarten wie Leichtathletik, Gewichtheben, Skifahren, Biathlon und Bob beteiligt sind, sollten rückwirkend bestraft werden", betonte Rodtschenkow, der nach seiner Flucht aus der Heimat seit 2016 an einem unbekannten Ort in den USA lebt. "Die Ergebnisse der Olympischen Spiele in London (2012) und Sotschi (2014) sollten erneut analysiert und mit den heute verfügbaren Erkenntnissen neu bewertet werden", sagte der Kronzeuge bei der Aufklärung des russischen Dopingsystems.

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"Es gibt eine ganze Generation sauberer Athleten, die ihre Träume schmerzvoll aufgegeben mussten und aufgrund russischer Betrüger ihre Auszeichnungen verloren haben", meinte Rodtschenkow. "Wir müssen die härtesten Maßnahmen ergreifen, um dem Sport wieder Gerechtigkeit zu verleihen."

Das Wada-Exekutivkomitee hatte am Montag die Empfehlung der unabhängigen Prüfkommission CRC bestätigt und die russische Antidopingagentur Rusada bis 2023 suspendiert. Athleten des Landes, die nicht in den Staatsdopingskandal verwickelt gewesen sind, dürfen in diesem Zeitraum nur als neutrale Sportler starten. Dies gilt für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 in Tokio und 2022 in Peking, die Olympischen Jugendspiele und Weltmeisterschaften von Sportarten, die den Wada-Code unterschrieben haben, sowie sogenannte Major-Sportevents.

In den kommenden Wochen kann Russland das Urteil allerdings noch vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas anfechten. Der russische Präsident Wladimir Putin stellte diesen Schritt in Aussicht. "Wir müssen uns diese Entscheidung zunächst sehr genau anschauen", sagte Putin in der Nacht zum Dienstag. Es sei aber offensichtlich, dass es keine juristische Grundlage für die Entscheidung gebe und auch nicht der Satzung der Olympischen Spiele entspreche. "Wir haben allen Grund, Klage beim Cas einzureichen."

Putin betonte, dass sein Land nicht kollektiv für einzelne Dopingfälle bestraft werden dürfe. "Es gibt wohl Grund zur Annahme, dass es bei solchen Entscheidungen nicht um die Sauberkeit des Weltsports geht, sondern um politische Überlegungen. Diese sind nicht im Interesse des Sports und der olympischen Bewegung."

Sperre für Russland: "In weiten Teilen Etikettenschwindel"

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Die Sperre Russlands geht auf den Streit über manipulierte Daten aus dem Moskauer Antidopinglabor zurück. Die Aushändigung an die Wada war im September 2018 eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der russischen Antidopingagentur Rusada. Mit dem Datensatz sollten das Ausmaß des Dopingskandals belegt und individuelle Verfahren gegen Sportler möglich werden. Nach dem Bericht der Prüfkommission seien jedoch Tausende Daten gelöscht oder manipuliert worden.

ptz/dpa
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