

Madrid - Tour-de-France-Sieger ist bei einer während der Frankreich-Rundfahrt 2010 positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet worden. Der spanische Radprofi machte in einer in der Nacht zum Donnerstag von spanischen Medien veröffentlichten Erklärung eine Lebensmittelverunreinigung für das positive Ergebnis verantwortlich. Dies sei die einzige Möglichkeit, ließ Contador mitteilen. Er setze sein Vertrauen in den Radsport-Weltverband UCI, um dieses "höchst gravierende Problem" aufzuklären.
Die UCI teilte in einer Erklärung mit, der dreimalige Tour-Gewinner (2007, 2009 und 2010), der seine diesjährige Saison bereits beendet hat, sei vorläufig gesperrt worden, wie es das Reglement vorsehe. Die Urinprobe, die zu dem positiven Resultat führte, sei am 21. Juli, dem zweiten Ruhetag der , entnommen worden. Auch die B-Probe habe das Ergebnis des ersten Tests bestätigt.
Die Probe wurde vom Dopinglabor in Köln untersucht, die Welt-Anti-Doping-Agentur habe die UCI entsprechend unterrichtet. Die Konzentration des Clenbuterol habe bei 50 Pikogramm (0,000.000.000.05 Gramm pro Milliliter) gelegen. Die UCI erklärte, der Fall verlange weitere wissenschaftliche Untersuchungen, bevor Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Diese Untersuchungen würden Zeit brauchen.
Contador droht die Aberkennung des Tour-Sieges
In dem Kommuniqué Contadors hieß es weiter, befragte Experten hielten eine Kontamination durch Lebensmittel ebenfalls für ursächlich. Vor allem, wenn man die Häufigkeit von Dopingtests während der Tour de France in Betracht ziehe. Die geringe Menge und die genaue Bestimmung des Zeitpunkts machten es möglich, "jeden anderen Ursprung und Absicht auszuschließen", teilte ein Sprecher des Sportlers mit. Contador selbst will sich am Donnerstag um 12 Uhr bei einer Pressekonferenz in seinem Heimatort Pinto bei Madrid dazu äußern.
Der 27-Jährige hatte die Tour 2010 mit lediglich 39 Sekunden Vorsprung auf den Luxemburger Andy Schleck gewonnen. Sollte Contador als Dopingsünder verurteilt werden, würde ihm als zweiter Radprofi nach dem US-Amerikaner Floyd Landis 2006 der Tour-Sieg nachträglich aberkannt werden.
Außerdem hatte einst auch der Däne Bjarne Riis im Zuge des Telekom-Skandals eingestanden, bei seinem Sieg 1996 gedopt zu haben. Der Titel wurde ihm aber nicht mehr aberkannt. Riis ist heute Chef des Rennstalls Saxo Bank. Bei diesem Team hat Contador bereits einen Vertrag unterschrieben, bislang fuhr er für die kasachische Equipe Astana.
Verdacht besteht schon seit langem
Bereits im Zuge der "Operacion Puerto" war Contador unter Dopingverdacht geraten. Er soll Kunde des Dopingarztes Eufemiano Fuentes gewesen sein, ehe sein Name wieder von der Liste der angeblich behandelten Sportler verschwand. Auch Jan Ullrich, Tour-Sieger von 1997, wird mit Fuentes in Verbindung gebracht. Fuentes, der die Sportler beim Blutdoping unterstützt haben soll, wurde bislang nicht verurteilt. Möglicherweise werden die Ermittlungen in Spanien sogar bald eingestellt. Kritiker werfen den spanischen Behörden vor, kein Interesse an der Aufklärung des Falls zu haben.
Bei Clenbuterol handelt es sich um ein Asthmamittel. Der Stoff, der illegalerweise auch in der Kälbermast eingesetzt wurde, gehört nicht zu den anabolen Steroiden (künstliche Derivate des männlichen Sexualhormons Testosteron). Clenbuterol hat aber eine leistungssteigernde Wirkung, da der natürliche Muskelabbau verlangsamt wird. Bei entsprechendem Training gibt es sogar einen muskelaufbauenden Effekt.
Daher wurde Clenbuterol häufig von Sportlern als Dopingmittel verwendet, unter anderem von der deutschen Leichtathletin Katrin Krabbe. Auch Radprofis wie der ehemalige Sprintspezialist Dschamolidin Abduschaparow wurden wegen Clenbuterol-Missbrauchs gesperrt.
Zudem wurde in der vergangenen Woche der deutsche Tischtennis-Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov positiv auf Clenbuterol getestet. Der 22-Jährige bestreitet Doping und führt die positive A- Probe auf kontaminiertes Fleisch während der China Open zurück. Die Veranstalter wiesen den Vorwurf zurück. Das Ergebnis der B-Probe wird dem Deutschen Tischtennis-Bund im Laufe des Donnerstags vorliegen.
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Alberto Contador hat ein massives Problem: Den Gewinner der Tour de France 2010 scheint der Dopingvorwurf einzuholen. Eine Urinprobe während der Tour im Juli hat ihn überführt. Unter Verdacht stand der Spanier schon lange, er galt als Kunde des Dopingarztes Eufemiano Fuentes, letztlich konnte man dem Spanier allerdings noch nichts nachweisen. Dabei ist er rein von den sportlichen Erfolgen her...
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