

Alberto Contador steckt in der Luxemburger Brüderzange. Und Andy und Fränk Schleck machen sich einen Spaß daraus, immer wieder zuzudrücken. Wohl besser als es beide selbst erhofft hatten, funktionierte ihr Zermürbungsspiel auf der ersten Bergetappe der 98. Tour de France. Vier Kilometer vor dem Ziel in Luz-Ardiden trat Andy das erste Mal an. Contador folgte. Kurz darauf versuchte es Fränk. Contador parierte wieder. Und als nach einem zwischenzeitlichen Angriff des Australiers Cadel Evans der ältere der beiden Brüder erneut das Weite suchte, musste Contador endgültig passen. Resigniert ließ er den Luxemburgischen Meister ziehen.
"Ich habe gesehen, wie die beiden Schlecks sich absprachen. Da habe ich gewusst, sie werden etwas versuchen. Fränk war heute wohl der stärkere von beiden", sagte Contador spanischen Journalisten, bevor er in Richtung Teamhotel verschwand. Contador braucht Ruhe. "Auf einer solchen Bergetappe verliert man keine Zeit", schüttelte Rolf Aldag den Kopf.
Der HTC-Sportdirektor hat wegen des unerwarteten Rückstands seiner beiden Profis Tony Martin (9:03 Minuten) und Peter Velits (4:15) zwar genug eigene Sorgen. Aber Contadors Leistung löste auch bei ihm Stirnrunzeln aus. 33 Sekunden fuhr Fränk Schleck auf den letzten drei Kilometern bei einer durchschnittlichen Steigung von 6,5 bis 7 Prozent auf den Spanier heraus. Gewöhnlich zeigt der auf einem solchen Terrain seine Klasse.
Beim Aufstieg zum Ätna entschied Contador den Giro d'Italia. Bei der Tour 2009 stiefelte er auf dem Weg nach Andorra der Favoritengruppe um Armstrong und Evans davon und nahm ihr 21 Sekunden ab. Beide Male handelte es sich um die erste Bergetappe. Wenn er sich stark fühlt, liebt der Radprofi aus Pinto es, auf den ersten Gipfeln einer Rundfahrt ein Zeichen seiner Kraft zu hinterlassen. Doch schon im letzten Jahr, als Contador zwar die Tour gewann, dabei aber alles andere als überzeugend wirkte und ein technisches Malheur von Andy Schleck ausnutzen musste, entschied der jüngere Luxemburger den ersten Gipfelsturm und nahm Contador dabei zehn Sekunden ab.
Die 13 Sekunden Rückstand, die sich Contador am Donnerstag zusätzlich aufhalste, läuten daher das Ende der diesjährigen Ambitionen des Seriensiegers aus Spanien ein. Während der gesamten Etappe vermittelte der Mann mit der Startnummer 1 nicht den Eindruck von Stärke. Eigentlich hätte er attackieren müssen. Doch das Team Leopard Trek sorgte über weite Strecken des Tages dafür, dass dem im Gesamtklassement bereits anderthalb Minuten zurückliegenden Contador jede Lust an der geplanten Aufholjagd verging. Komplett spannte sich die Mannschaft vor ihre Kapitäne. Kein Fehler sollte passieren, keiner der Konkurrenten wegfahren, kein dummer Sturz geschehen.
Contador sucht Ausreden
Vor allem Jens Voigt zeigte eine starke Leistung. Den gesamten Tourmalet zog er das Feld hoch und führte noch bis in die ersten Kilometer des Anstiegs nach Luz-Ardiden. "Entweder ist dies sein Berg", sagte Aldag, "oder heute war einfach sein Tag". Nur einmal verlor Voigt die Übersicht, als Contadors Landsmann und Teamgefährte Jesús Hernández eine Lücke brach. Dies war das erste - und auch einzige - Achtungszeichen von Team Saxo Bank.
Nach Voigts Ausscheiden beim letzten Gipfel übernahm Liquigas mit dem Polen Szmyd und Kapitän Basso das Kommando. Das Duo sorgte für hohes, aber gleichmäßiges Tempo, das den Schlecks und Evans in die Karten spielte und Contador die geplanten Attacken erschwerte. Von Contador kam nichts. Sein Knie hätte ihm Probleme bereitet, sagte er im Ziel. Dass er auf den letzten Metern neben Andy Schleck auch noch Evans und die Italiener Basso und Cunego ziehen lassen musste, erklärte er damit, dass er einen "zu großen Gang aufgelegt" hätte. Die Kraft hielt nicht mit seinem Willen mit.
Dies ist eine neue Erfahrung für den Spanier. "Wenn er sich nicht zu 100 Prozent fit fühlt, dann steigt er aus. Denn er ist nicht der Typ, der sich in den Bergen abhängen lässt", sagte sein Lieblingshelfer Paolo Tiralongo der "L'Equipe". Der Italiener kennt den Spanier gut. Er war im letzten Jahr Contadors wichtigster Helfer beim Toursieg.
Doch die spannende Frage ist nun nicht mehr, ob Contador nach all diesen Rückschlägen bei dieser Tour noch zurückkommt, sondern wie er sich in die Rolle des Geschlagenen fügt. Der alte König fällt. Wer den Thron besetzt, ist noch nicht ausgemacht. Die Gebrüder Schleck haben die besten Aussichten, Evans ist mit ihnen auf gleicher Höhe. Außenseiterchancen haben Cunego und Basso.
Contador ist in seiner jetzigen physischen und mentalen Verfassung zum Außenseiter unter den Außenseitern geworden.
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Zu Beginn der zwölften Etappe der 98. Tour de France setzten sich sechs Fahrer ab. Unter ihnen Geraint Thomas, der bereits einige Tage das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers trug. Das Feld...
...ließ die Ausreißer zunächst gewähren. Schließlich war es die erste schwere Bergetappe. Über 211 Kilometer ging es von Cugnaux nach Luz Ardiden - und unter anderem über den legendären Col du Tourmalet. Auf dem Weg...
...über drei schwere Berge teilten sich die Favoriten die Kräfte ein. Thomas Voeckler, der Träger des Gelben Trikots, zeigte dabei eine starke Leistung. Er blieb bis zum Ende in der Gruppe der Favoriten auf den Gesamtsieg. Die begannen...
...erst am letzten Berg mit dem Taktieren. Andy und Fränk Schleck versuchten Alberto Contador (Mitte) mürbe zu machen. Und das gelang. Der Spanier konnte...
...kurz vor dem Ziel nicht mehr folgen...
...und verlor 13 Sekunden auf Andy und 33 Sekunden auf Fränk Schleck (Bild), der als Dritter ins Ziel kam. Sieger der...
...Etappe wurde Samuel Sánchez. Der Spanier vom Team Euskaltel hatte sich im Anstieg nach Luz-Ardiden gelöst und holte sich seinen ersten Tageserfolg bei der Tour.
Die erste Etappe der 98. Tour de France gewann Philippe Gilbert. Der Belgier vom Team Omega Pharma-Lotto siegte vor Cadel Evans (BMC) und Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) und holte sich das Gelbe und das Grüne Trikot sowie das Bergtrikot.
Beim Mannschaftszeitfahren (zweite Etappe) am zweiten Tour-Tag in Les Essarts triumphierte das Team Garmin-Cervélo. Durch den Erfolg holte sich der Norweger Thor Hushovd (gepunktetes Trikot) das Gelbe Trikot für den Gesamtführenden.
Erneuter Triumph für Garmin-Cervélo bei der dritten Etappe. Im Sprint setzte sich der US-Amerikaner Tyler Farrar durch. Sein Teamkollege Hushovd behielt das "Maillot Jaune".
Im Schlussspurt erfolgreich: Cadel Evans vom Team BMC hat die gewonnen. Der Australier konnte im Zielanstieg der Attacke von Alberto Contador folgen und sich am Ende knapp durchsetzen. Das Gelbe Trikot behielt weiterhin Thor Hushovd von Garmin-Cervélo.
Erneutes Sprintfinale: Auf der fünften Etappe triumphierte Sprint-Star Mark Cavendish. Der Brite vom Team HTC Highroad setzte sich auf den letzten Metern gegen Philippe Gilbert und José Joaquín Rojas durch. Thor Hushovd verteidigte das Gelbe Trikot zum dritten Mal.
Die Rennen der Tour de France 2011 werden in diesem Jahr überwiegend im Massensprint entschieden. Auf der sechsten Etappe, der längsten der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt, setzte sich der Norweger Edvald Boasson Hagen gegen den Australier Matthew Harley und gegen Thor Hushovd im Gelben Trikot durch.
Zweiter Etappensieg für Mark Cavendish: Der Brite setzte sich auf der siebten Etappe im Massensprint gegen Alessandro Petacchi und André Greipel durch. Bereits vor drei Jahren hatte er in Châteauroux triumphiert.
Der Portugiese Rui Costa hat die achte Etappe gewonnen. Bei der ersten Bergankunft der diesjährigen Rundfahrt in Super-Besse setzte sich der Movistar-Fahrer vor Philippe Gilbert und Cadel Evans durch.
Luis Léon Sánchez hat die neunte Etappe für sich entschieden. Nach insgesamt acht Bergwertungen gewann der Spanier am Ende gegen seine Kollegen aus der Ausreißergruppe, Thomas Voeckler und Sandy Casar. Das Hauptfeld mit den Favoriten auf den Gesamtsieg kam mit 3:59 Minuten Rückstand ist Ziel, Voeckler übernahm das Gelbe Trikot von Thor Hushovd.
Deutscher Triumph auf der zehnten Etappe: Im Massensprint setzte sich André Greipel durch. Für den 28-Jährige war es der erste Etappensieg bei seiner Debüt-Tour. Voeckler behielt das Gelbe Trikot.
Es war bereits der dritte Tagessieg für Mark Cavendish: Auch auf der elften Etappe war der Brite nicht zu schlagen und übernahm das Grüne Trikot von Philippe Gilbert. Im Zielsprint setzte sich Cavendish unter anderem gegen Vortagessieger André Greipel durch. Das "Maillot Jaune" blieb bei Voeckler.
Auf der zwölften Etappe ging es erstmals ins Hochgebirge. In den Pyrenäen gewann Samuel Sanchez aus Spanien. Thomas Voeckler zeigte eine tolle Leistung - vermutlich weil ihn das Gelbe Trikot beflügelte. Er verteidigte das "Maillot Jaune".
Erster Einzelerfolg für Thor Hushovd auf der 13. Etappe bei der 98. Tour de France. Der Norweger hatte zuvor mit seinem Team Garmin das Mannschaftszeitfahren auf der zweiten Etappe gewonnen.
Überraschungssieg auf der 14. Etappe: Der Belgier Jelle Vanendert setzte sich vor allen Favoriten durch. Voeckler war wieder stark und kam zusammen mit den Top-Fahrern ins Ziel. Er blieb in Gelb.
Sieg Nummer vier: Mark Cavendish ist im Massensprint kaum zu bezwingen. Auch auf der 15. Etappe kam der Brite im Grünen Trikot als Erster ins Ziel.
Thor Hushovd hat erneut zugeschlagen: Der Norweger gewann die 16. Etappe, nachdem er aus einer Ausreißergruppe heraus attackiert hatte und im Schlussprint siegreich war. Überraschend haben Cadel Evans und Alberto Contador über eine Minute auf Andy Schleck gutgemacht, Thomas Voeckler bleibt im Gelben Trikot.
Auch auf der 17. Etappe gab es einen norwegischen Sieger: Edvald Boasson Hagen attackierte aus einer Ausreißergruppe heraus und war erfolgreich. Thomas Voeckler blieb in Gelb, doch durch einen Fahrfehler auf der letzten Abfahrt büßte er wertvolle Zeit auf die Favoriten ein.
Triumphfahrt von Andy Schleck auf der 18. Etappe. Auf dem Weg zum legendären Col du Galibier setzte sich der Luxemburger gegen alle Mitfavoriten durch und siegte. Dabei verpasste er das Gelbe Trikot nur um 15 Sekunden. Voeckler blieb somit weiter vorne.
Überraschend gewann Pierre Rolland die 19. Etappe hinauf nach Alpe d'Huez. Der Franzose fing kurz vor dem Ende der Etappe Alberto Contador ab. Thomas Voeckler verlor das Gelbe Trikot an Andy Schleck, der zeitgleich mit Cadel Evans ins Ziel kam.
Zweiter deutscher Tageserfolg: Tony Martin hat die 20. Etappe gewonnen. Der 26-Jährige lieferte sich im Einzelzeitfahren ein spannendes Duell mit Cadel Evans. Der Australier lag am Ende am sieben Sekunden hinter Martin, übernahm aber das Gelbe Trikot und sicherte sich somit den Gesamtsieg bei der Tour de France.
Triumph auf den Champs-Élysées: Mark Cavendish hat die 20. und letzte Etappe der Tour in Paris gewonnen. Der Brite setzte sich im Massensprint vor Edvald Boasson Hagen und André Greipel durch. Es war Cavendishs dritter Sieg in Folge auf der Schlussetappe.
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