US-Footballerin Erin DiMeglio Allein unter Jungs

Sie wirft genauer und weiter als viele ihrer männlichen Altersgenossen: Die US-Footballspielerin Erin DiMeglio spielt als Quarterback für die Jungsmannschaft ihrer High School - das gab es in ihrem Bundesstaat noch nie. Ihr Coach sagt: "Sie ist kein Mädchen, das sich um seine Fingernägel fürchtet."

Hamburg - Die Football-Fans der South Plantation High School waren bestens gelaunt. Kein Wunder, ihr Team führte bereits mit 17 Punkten gegen Nova. Doch ihre Rufe galten nicht den Spielern auf dem Feld, sondern der Nummer 13, die bis dahin noch keine Sekunde gespielt hatte. "Wechsel Erin ein! Wechsel Erin ein!", riefen sie dem Trainer zu. Wieder und wieder. Bis ihre Rufe erhört wurden.

Erin DiMeglio kam 1:40 Minuten vor Ende der Partie aufs Feld, leitete zwei Spielzüge ein und wurde wenige Sekunden vor Schluss wieder ausgewechselt. Erin DiMeglio ist 17 Jahre alt, 168 Zentimeter groß, 71 Kilogramm schwer, Ersatz-Quarterback des Männer-Football-Teams der South Plantantion High School - und ein Mädchen.

Das Echo auf die erste Frau im US-Bundesstaat Florida, die in einem High-School-Jungsteam als Quarterback aufläuft, ist riesig: Die "New York Times" berichtet über DiMeglio , auch das US-Sport-Netzwerk ESPN beschäftigt sich mit der "Big Woman on Campus" . Dutzende Zeitungen im ganzen Land brachten die Meldung über das Mädchen aus Florida.

So ganz scheint DiMeglio das öffentliche Interesse nicht nachvollziehen zu können. "Ich mache einfach mein Ding. Natürlich ist das eine Menge Aufmerksamkeit, aber ich kümmere mich nicht groß darum", sagte sie der "Huffington Post" . Und ihr Coach, Doug Gatewood ergänzte: "Es bringt der Schule natürlich Publicity, aber das ist sicher nicht der Grund, warum sie spielt. Sie ist einfach unser legitimer dritter Quarterback."

"Sie konnte besser werfen als viele Jungs"

Nun sind Football spielende Mädchen in den USA keine Seltenheit. Die Rollenverteilung: Jungs als Spieler, Mädchen als Cheerleader, gilt schon lange nicht mehr. Im ganzen Land gibt es reine Mädchen-Mannschaften an den High Schools. Und auch der Einsatz in Jungsteams ist keine Seltenheit: Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, doch die "Huffington Post" schätzt, dass es allein in Florida bereits 500 Mädchen gab, die bei den Jungs mitgespielt haben.

Doch als Quarterback? Diese Position ist im Football zentral, die großen Stars dieser Sportart finden sich meist hier: Tom Brady, Eli Manning etwa. Der Quarterback gewinnt die Spiele - und verliert sie. Bislang hatte noch kein Mädchen in einem High-School-Jungsteam in Florida auf dieser Position gespielt. Und schon gar nicht an der South Plantation High School, die in Sachen Nachwuchs-Football eine große Nummer ist. Spieler von dieser Schule sind bei Collegeteams sowie Militär-Mannschaften heiß begehrt.

"Sie hat einfach einen starken Arm und konnte besser werfen als viele Jungs", sagt ihr Vater Tom, ein Polizist, der "New York Times". Er brachte ihr die Technik bei, später spielte sie meist mit den Jungs aus ihrer Nachbarschaft. Schon damals hielt sie locker mit: "Ich war immer größer als die anderen", sagte DiMeglio ESPN. Als sie in der fünften Klasse war, wurde an Vater Tom sogar die Bitte herangetragen, dass seine Tochter doch "nicht so hart sein soll".

In der High School trat sie dann dem Mädchen-Team bei, war dort aber nicht wirklich zufrieden: "Sie war enttäuscht darüber, dass ihre Mitspielerinnen ihre harten Würfe nicht fangen konnten", sagte Männer-Coach Gatewood, der auch die Frauen trainierte, der "New York Times". Er lud DiMeglio daraufhin ein, beim Jungsteam mitzumachen. Zu Beginn hatte er jedoch nicht die Absicht, sie tatsächlich einmal als Spielerin einzusetzen. Bis zum vorvergangenen Freitag. "Meine Freunde denken alle, ich bin verrückt. Aber sie finden es auch ziemlich cool", sagt DiMeglio.

Angst davor, dass sie Opfer eines harten Tacklings werden könnte, hat in erster Linie DiMeglios Mutter Kathleen. Trainer Gatewood versucht dieser Gefahr vorzubeugen, indem er sie nur in einer sogenannten "Shot Gun"-Formation aufs Feld schickt, die ihr mehr Zeit und Raum verschafft, um Angriffe vorherzusehen. Und wenn sie doch einmal zu Boden geht? "Sie ist kein Mädchen, das Angst davor hat, sich einen Nagel einzureißen", sagt Gatewood der "New York Times" trocken: "Außerdem ist die größer als zehn andere Spieler in meinem Team."

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