Fight auf Schalke Klitschko zwingt Tschagajew in die Knie

61.000 Fans, zwei Schwergewichte, neun Runden: Wladimir Klitschko siegte gegen Ruslan Tschagajew durch Technischen K.o. - und bleibt Weltmeister der IBF und WBO. Schon nach wenigen Minuten hatte Klitschko den Herausforderer erstmals zu Boden geschickt.

Es war kein normaler Sportabend in der Gelsenkirchener Arena. An den 61.000 Zuschauern lag es nicht, so viele kommen auch wenn der heimische Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 antritt. Ein Blick auf die Promi-Dichte allein ließ jedoch erahnen, dass wohl kaum rustikaler Ruhrgebietsfußball zu erwarten war. Stattdessen gastierte die Glitzerwelt des Schwergewichtsboxens auf Schalke und die Organisatoren hatten das Stadion in eine gigantische Faustkampf-Arena verwandelt. Schon in der zweiten Runde jedoch schallten Jubelgesänge durch das Rund, die jeder Bundesligapartie zur Ehre gereicht hätten. Soeben hatte Wladimir Klitschko den ersten schweren Treffer mit der Rechten plaziert und Herausforderer Ruslan Tschagajew zu Boden geschickt.

Es sah nach einer frühen Entscheidung im Duell der Schwergewichtler aus - am Ende brauchte Klitschko neun Runden, um Tschagajew durch Technischen K.o. zu bezwingen. Damit verteidigte er erfolgreich die Weltmeistergürtel der International Boxing Federation (IBF) und der World Boxing Association (WBO).

Für Klitschko, der auch Champion der International Boxing Organization (IBO) ist, war es der 53. Sieg im 56. Kampf seiner Profikarriere. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in Deutschland vor 60.000 Zuschauern boxen würde. Ich bin stolz, dass es mir und meinem Team gelungen ist, einen Weltmeister zu schlagen", sagte Klitschko unmittelbar nach dem Duell im Ring.

Der 33-Jährige beherrschte seinen Gegner, der trotz eines Cuts über dem linken Auge aus der siebten Runde großen Kampfgeist zeigte, über die komplette Kampfdauer. Immer wieder punktete Klitschko mit seiner linken Führhand.

Nach einigen schweren Treffern in der neunten Runde entschied sich die Ecke des Herausforderers zur Aufgabe. "Es waren zu viele harte Treffer, die er bekommen hat. Ruslan konnte nicht den Kampf zeigen, den er wollte", sagte Tschagajew-Trainer Michael Timm. Es war seine erste Niederlage im Lager der Berufsboxer. "Heute war nicht mein Tag. Wladimir ist ein würdiger Weltmeister", sagte der Unterlegene nach dem Fight. Der 30-Jährige, der nach der verletzungsbedingten Absage des Engländers David Haye als Gegner eingesprungen war, hat nun 25 Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage auf dem Konto.

Der WBA-Gürtel des Usbeken stand nicht zur Disposition. Der in Panama ansässige Verband hatte wenige Stunden vor dem Duell eine Titelvereinigung abgelehnt. Tschagajew und der Russe Nikolai Walujew werden von der WBA gemeinsam als Weltmeister geführt.

Das Duell in der Schalker Arena war das größte Box-Spektakel in Deutschland seit 70 Jahren. 1939 hatten in Stuttgart 70.000 Zuschauer den Sieg von Box-Idol Max Schmeling, Deutschlands einzigem Schwergewichts-Weltmeister, gegen Adolf Heuser verfolgt. Schmeling war auch für den Zuschauer-Europarekord verantwortlich: 1934 sahen in Hamburg 102.000 Menschen den Erfolg des früheren Champions gegen Walter Neusel.

mit Material von dpa und sid
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