

Hamburg - Wenn sich die besten Basketball-Teams Europas messen, sind auch in diesem Jahr keine deutschen Clubs dabei. Der FC Bayern München hat den Sprung ins Viertelfinale der Euroleague verpasst, der Meister aus Bamberg schied bereits in der Vorrunde aus. Anders als im Fußball können die deutschen Vereine mit den Top-Clubs aus Süd- und Osteuropa nicht mithalten. Und das hat vor allem finanzielle Gründe.
Der Etat der Bayern liegt bei elf Millionen Euro, Real Madrid und der FC Barcelona haben mehr als 25 Millionen Euro zur Verfügung, der russische Meister ZSKA Moskau gibt sogar 44 Millionen Euro aus. Obwohl die deutsche Liga wächst und längst nicht mehr nur Durchgangsstation für US-Profis ist, haben Clubs wie Bamberg und Alba Berlin bei teuren Stars keine Chance.
Was die deutschen Vereinsvertreter ärgert: Viele Konkurrenten in Griechenland, Spanien und Russland wirtschaften wenig solide. Einnahmen in einstelliger Millionenhöhe stehen Ausgaben in fünffacher Höhe gegenüber. Die Hallen sind meist gerade mal zur Hälfte gefüllt, doch Mäzene und Kommunen pumpen so viel Geld in die Clubs, dass diese sogar Spieler aus der besten Liga der Welt, der amerikanischen NBA, abwerben können.
Den Besitzer des deutschen Serienmeisters Bamberg, Michael Stoschek, stört noch etwas anderes: "Wir bezahlen mit unseren Steuern indirekt die teuren Spieler in Südeuropa. Da stehen mir die Haare zu Berge." Was er meint: Der Gesamtverein Real Madrid hat mindestens 250 Millionen Euro Schulden, laut Insidern wie dem Fan-Vertreter Carlos Mendoza sind die Verbindlichkeiten sogar mehr als doppelt so hoch. Der Club hat sich das Geld unter anderem bei spanischen Banken geliehen, die vom Europäischen Rettungsschirm gestützt werden. Und dieser wird von den Euro-Ländern mit Bareinlagen und Garantien finanziert.
"Da werden Sportvereine finanziert, die total überschuldet sind und von Banken finanziert werden, die vielleicht unter den Rettungsschirm gestellt werden. Und trotzdem kaufen sie weiter teure Spieler", sagt Stoschek. "Das kann auf Dauer nicht so weitergehen."
"Im Sport muss es gerecht zugehen"
Diese Sicht hat sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern durchgesetzt. Wie im Fußball sollen auch im Basketball künftig strengere Regeln herrschen, das Ganze läuft unter dem Namen Financial Fairplay (FFP). Der europäische Fußballverband Uefa will die Regeln bereits im Sommer umsetzen, die Basketballer folgen ein Jahr später. Derzeit steht vor allem das Geschäftsgebaren von Paris St. Germain in der Kritik. Der französische Fußballclub kassiert vom Eigentümer Katar 200 Millionen Euro in der Saison - ein Betrag, der als unverhältnismäßig und nicht marktgerecht gilt.
Die Summen im Basketball sind deutlich geringer. Doch auch hier soll mehr Transparenz her: "Im Sport muss es gerecht zugehen. Deswegen gucken die Leute sich das an", sagt Jan Pommer, der Chef der deutschen Liga BBL. Er war Vorsitzender einer Kommission der Euroleague, die das Konzept des Financial Fairplay entwickelt hat. "Wir haben versucht, von der Uefa zu lernen und profitieren erheblich von deren Vorarbeit", sagt Pommer.
Konkret geht es beim FFP darum, dass kein Club mehr ausgeben soll, als er einnimmt. Was sich einfach anhört, ist in der Praxis schwer zu kontrollieren. Die Vereine müssen ihre Finanzplanung bei der Euroleague vorlegen, außerdem ihre Bilanzen und die wesentlichen Sponsoren- und Spielerverträge. Im Juli bestimmt die Euroleague eine Kommission, die Überprüfungen durchführt und Verstöße ahndet. Diese reichen von Geldstrafen bis hin zum Ausschluss aus dem Wettbewerb.
Zweifel bei deutschen Top-Clubs
Vertreter deutscher Top-Vereine sind jedoch skeptisch. Greift die Euroleague wirklich durch und verweigert Spitzenteams die Teilnahme? "Ich weiß nicht, ob sich durch diese Maßnahmen wirklich etwas verändert", sagt Wolfgang Heyder, Geschäftsführer des Meisters aus Bamberg. "Man wird die Märkte in Süd- und Osteuropa damit nicht kontrollieren können."
Pommer kennt diese Zweifel, die es auch im Fußball gibt, er bemüht sich aber, sie auszuräumen. "Wir haben einen Prozess begonnen, der unumkehrbar ist. Es mag Verzögerungen geben und auch hier und da eine Beißhemmung. Aber wir werden das konsequent verfolgen."
Es ist zu erwarten, dass Clubs gegen Strafen vor Gericht ziehen werden. Auch Pommer rechnet "mit juristischen Rückschlägen". Er ist deshalb froh, "dass wir beim großen Bruder Fußball lernen können".
Auch die Finanzierung durch Kredite, die Bambergs Eigentümer Stoschek anspricht, soll künftig kritischer betrachtet werden. Ganz einfach ist das aber nicht: "Real und Barcelona erwirtschaften im Fußball hohe Erträge, davon wird ein Teil auf den Basketball durchgeleitet", sagt Pommer. "Dieses Geld ist nicht komplett am Basketball-Markt erwirtschaftet, das stimmt. Aber wie will man dem beikommen?"
Viele Fragen sind also noch nicht geklärt. Und die größte Herausforderung dürfte für die Euroleague erst noch kommen: Laut der französischen Zeitung "L'Equipe" steht St.-Germain-Eigentümer Katar kurz davor, auch den Pariser Basketballclub zu kaufen.
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Rudy Fernández (l.) von Real Madrid: Der Flügelspieler war mehrere Jahre in der NBA aktiv, von 2008 bis 2011 spielte er für die Portland Trailblazers.
Auch sein Mannschaftskollege Sergio Rodríguez (r.) spielte in Portland, seit 2010 steht er in Madrid unter Vertrag.
Auch der FC Barcelona hat einen hochkarätigen Kader. Dazu zählt unter anderem Juan Carlos Navarro (r.), der ebenfalls NBA-Erfahrung hat.
Teamkollege von "La Bomba" bei Barça unter Vertrag ist der Slowene Bostjan Nachbar (r.), der im vergangenen Jahr noch in Bamberg spielte.
Als derzeit stärkste Mannschaft gilt ZSKA Moskau. Das russische Team um Spielmacher Milos Teodosic (r.) hat einen Etat von geschätzt 44 Millionen Euro.
Das reicht, um den serbischen Nationalspieler Nenad Krstic (l.) zu verpflichten. Der 2,13 große Center spielte drei Jahre beim NBA-Club Oklahoma City Thunder.
Titelverteidiger in der Euroleague ist Olympiakos Piräus. Der Star des griechischen Teams ist Spielmacher Vassilis Spanoulis.
BBL-Chef Jan Pommer: "Im Sport muss es gerecht zugehen. Deswegen gucken die Leute sich das an."
Michael Stoschek, Besitzer der Brose Baskets Bamberg: "Wir bezahlen mit unseren Steuern indirekt die teuren Spieler in Südeuropa. Da stehen mir die Haare zu Berge."
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